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27. September 2024, Pratteln - Z7
By Rockslave
Nachdem ich bisher nur vom Hörensagen etwas von dieser italienischen Allgirl Tribute Band aufgeschnappt, respektive mich bisher nur vereinzelt den zahlreichen YouTube-Videos gewidmet hatte, wollte ich es nun definitiv wissen und mir selber ein Bild davon machen. Obwohl ich mir in der Vergangenheit schon andere Tribute-Bands meiner erklärten Helden von Deep Purple, sprich im Wesentlichen die Innerschweizer Lies (vor ganz langer Zeit mal) und Shades Of Purple (schon lange nicht mehr) gegeben habe, bleibe ich solchen Veranstaltungen generell lieber fern. Zumal die Originale immer noch sehr aktiv sind und heuer gar ein brillantes, neues Studio-Album («= 1») rausgehauen haben, das natürlich mit einer weiteren Tournee bedacht wird. Obwohl ich mir im Vorfeld einen Ruck zum Besuch dieses Konzertes geben musste, bereute ich es nachher aus mehreren Gründen nicht. Des Weiteren machte ich noch Bekanntschaft mit der Schweizer Support-Band Delay Lama, die ich ebenso nicht auf dem Radar hatte und angenehm überrascht wurde.
Delay Lama
Eigentlich sollte ich das in Zukunft öfters machen, heisst am besten nur noch Konzerte von mir bis dato unbekannten Künstlern und Bands besuchen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass man sich das Ganze erst mal ohne Vorurteile anschauen und nachher beurteilen sowie bewerten kann. Delay Lama ist ein junges Trio aus Bern/Biel und spielt psychedelischen Blues Rock, inspiriert von den Helden der 60er und 70er Jahre, getreu dem Motto "laute Haare und lange Musik", eine Prise Funk und Glam sowie eine Bohrmaschine. Was es mit letzterem Utensil auf sich hatte, das ja auch schon bei grossen Bands wie Mr. Big auftauchte, wird noch etwas später vertieft. Gesagt getan, und eine gewisse Vorahnung, was mich da soundmässig erwarten könnte, hatte ich bereits im Fotograben.
Da reichte zunächst die Optik der Protagonisten aus, und dass mit Roger Jaggi (g/v), Adrian Brenner (b) und Fabian Gloor (d) schliesslich nur drei Musiker die Bühne betraten, bestätigte die Annahme auf dem Fusse. Allerdings konnte ich den energetischen Auftritt erst ausserhalb der "Journi-Zone" geniessen, dafür dann aber richtig. Der Sound erinnerte mich umgehend an die Isländer von The Vintage Caravan, und je länger das Ganze dauerte, desto mehr hoffte ich, dass am Merchstand Vinyl davon angeboten wird. Die Band spielte tight auf den Punkt und wirkte gleichzeitig sehr homogen. Etwas, das in dieser Stilecke auch Kollegen wie Jack Slamer oder Basement Saints auszeichnet. Warum ich bisher noch nichts von Delay Lama gehört hatte, erstaunte mich dann aber doch ein wenig.
Doch wie eingangs bereits erwähnt, ist der Reiz etwas Neues zu entdecken, und dann erst noch aus der Schweiz, umso schöner. Ebenso nicht von schlechten Eltern war die vom Z7-Lichtmischer spendierte Light-Show, was der eh kernigen Chose gleich noch etwas mehr Pfiff verlieh. Allerdings vermisste ich zwischendurch etwas Härte im Gesamtsound und giftigere Guitar-Soli. Dem Publikum gefiel der Auftritt jedoch sichtlich und antizipierte brav beim Auffordern zum Mitklatschen. Gegen den Schluss hin kam eben noch die (Akku-) Bohrmaschine zu Einsatz, die dann in der Nähe der Effekt-Geräte mehr für psychedelische Klänge sorgte, als die Saiten zum Vibrieren zu bringen. Eher überraschend "schmiss" Roger am Ende des Gigs seine Gitarre zu Boden, wo sie noch kurz brummen durfte.
Setliste: «The Witch's Child» - «Forgiveness» - «Indecisive» - «Pills» - «Aliens» - «Lift Up» - «Your Fault (Oompa Loompa)» - «All I Ever Wanted To Say » - «Little Tast Of Mine»
Strange Kind Of Women
Nach dem überzeugenden Auftritt des Schweizer Trios voraus war ich nun wirklich gespannt, was mich erwarten würde. Wie hier nun wieder und auch mehrfach an anderer Stelle erwähnt, bin ich kein ausgesprochener Freund und Liebhaber (wenige Ausnahmen bestätigen die Regel) von jedwelchen Cover- und Tribute-Geschichten, Punkt, aus und Ende der Durchsage. Dennoch wollte ich der weltweit einzigen all-female Deep Purple Tribute-Combo eine faire Chance einräumen, und was von Original-Drummer Ian Paice (neben Purpendicular) vor gut fünf Jahren ebenso schon mal mit einem Gast-Auftritt bedacht wurde, kann zumindest weder etwas Mittelprächtiges noch ein Totalausfall sein! Von Gitarristin Eliana Cargnelluti ins Leben gerufen, geht es seither steil aufwärts mit der Band.
Mit der klaren Vision vor Augen trommelte Eliana schliesslich das Line-up aus ihrem musikalischen Bekanntenkreis zusammen. Zur aktuellen Besetzung gehören noch Leadsängerin Alteria (die in Italien mit der gleichnamigen Alternative Rock Truppe unterwegs ist), Keyboarderin Margherita Gruden (lebt in Paris und arbeitet dort als anerkannte Musiklehrerin und ist gefragt in der Jazz-Szene), Bassistin Paola Zadra (sonst noch unterwegs mit Matia Bazar, Stef Burns, Fedez, Gianni Morandi und zuletzt Enrico Ruggeri) und die begabte Drummerin Chiara Cotugno (überaus bekannte Drum-Influencerin mit eigenem Kanal auf YouTube). In den frühen Jahren sass zudem Paola Caridi hinter den Kesseln, die noch in einigen der älteren Videos auf YouTube zu sehen und zu hören ist.
Was die wenigsten Leute am heutigen Abend in Pratteln (mich eingeschlossen) aber wussten (wenn überhaupt), war, dass gleich zwei andere Musikerinnen als sonst auf der Bühne standen! Zum einen nahm Elettra Pizzale (Blue Ruin) den Platz von Kollegin Paola ein, die in der Heimat gerade mit Enrico Ruggeri unterwegs ist/war und zum anderen Frontfrau Veronica Moro alias Ronnie Grace, die Alteria aus zumindest mir nicht bekannten Gründen temporär ersetzte. Interessanterweise gleichen sich die Sängerinnen noch (könnten Schwestern sein), und dass Veronica ihre Haare rötlich eingefärbt hat (und zwar genau so, wie sie Alteria normalerweise auch trägt, einfach nicht glatt) ist wohl eher kein Zufall, sprich gewollt. Auf die Performance "färbte" das freilich nicht ab, sprich beide sind top!
Das "Problem" war jetzt für mich (und andere vielleicht auch) der Umstand, dass ich Strange Kind Of Women grundsätzlich das erste Mal überhaupt live sah, und dies nun eben in dieser Besetzung. Das Bass-Spiel machte hierbei nicht den entscheidenden Unterschied aus, sehr wohl aber der Gesang! Während Veronica einen raueren Timbre und gleichzeitig aber eine sehr variable Stimme besitzt, ist das bei Alteria sicher sehr ähnlich und dennoch fallen Unterschiede auf. Dies natürlich erst nach dem Konzert und dem Vergleich über die zahlreich vorhandenen Aufnahmen auf YouTube. Dabei schnitt Veronica unter dem Strich für meine Wahrnehmung klar besser ab, ohne Alteria damit ans Bein pinkeln zu wollen. Vor allem «Perfect Strangers», «Mistreated» oder auch «When A Blind Man Cries» zeigten das auf.
Trotzdem brillierte das Quintett in erster Linie als Kollektiv, allen voran Main-Woman Eliana, die gekonnt bekannte Zitate von Ritchie Blackmores unverwechselbarem Spiel mit ihrer eigenen Note versah. Das Resultat war eine überraschend gute Performance, die kaum Schwächen aufwies. Wollte man unbedingt ein Haar in der Suppe finden, dann klingt Drummerin Chiara womöglich etwas zu technisch, klinisch, kalt, wie auch immer, während Shuffle-Master Paice unerreicht bleibt. Doch das trübte das gute Gesamtbild keineswegs, und glücklicherweise spielten SKOW in Pratteln ausschliesslich Purple-Covers! Bei früheren Tourneen schlichen sich nämlich vereinzelt andere Songs ein, was es definitiv nicht braucht. Mit «Burn» kam dann noch die erwartete Zugabe und schloss so superbe 95 Minuten ab.
Setliste: «Intro» - «Time For Bedlam (Deep Purple Cover)» - «Stormbringer (Deep Purple Cover)» - «Black Night (Deep Purple Cover)» - «Perfect Strangers (Deep Purple Cover)» - «Lay Down, Stay Down (Deep Purple Cover)» - «Mistreated (Deep Purple Cover)» - «Highway Star (Deep Purple Cover)» - «Speed King (Deep Purple Cover)» - «When A Blind Man Cries (Deep Purple Cover)» - «Into The Fire (Deep Purple Cover)» - «Strange Kind Of Woman (Deep Purple Cover)» - «Smoke On The Water (Deep Purple Cover)» - «Fireball (Deep Purple Cover)» -- «Burn (Deep Purple Cover)»