Es waren wohl etliche Leute im Zwiespalt an diesem Dienstagabend. Zum einen waren im Komplex 457 in Zürich Queensrÿche zu Gast, andererseits spielten im KiFF in Aarau The Night Flight Orchestra. Für mich stellte sich die Frage nicht, da mir Letztere viel mehr zusagen. Es war also klar, dass mich der Weg deshalb ins KiFF führen würde. Apropos Weg: Dieser gestaltete sich wohl für etliche Fans schwierig, da im Raum Olten eine Störung bei der SBB zu grösseren Wartezeiten führte. Am Ende war der Saal aber einigermassen gut gefüllt, aber man konnte sich noch gut bewegen, was aufgrund des fehlenden Fotograbens ein wahrer Segen war.

Metalite
Die Wahl der Support-Band fiel auf die Schweden Metalite, welche nun auch schon zehn Jahre auf dem Buckel haben. In dieser Zeit veröffentlichte man vier Alben, der letzte Output erschien vor einem Jahr und wurde «Expedition One» getauft. Tatsächlich fanden sich in den vorderen Reihen doch eine Handvoll Fans mit Shirts der Band. Umso erstaunlicher, dass niemand die Hand hob, als Sängerin Erica Ohlsson fragte, wer das neue Album denn schon kenne. Trotzdem kam der moderne Power Metal beim Publikum recht gut an, ja die Frontfrau schwärmte sogar vom besten Publikum bisher auf der Tour.



Ob sie das wohl nicht jeden Abend sagt? Ein wenig Schmeicheln ist ja nicht verkehrt. Was ich hingegen bemängeln kann, ist, dass ein Keyboarder als Musiker  in Fleisch und Blut auf der Bühne fehlte. Gerade bei keyboardorientiertem Sound macht es einfach eine bessere Falle, wenn ein Tastenhauer auf der Bühne steht und nicht alles ab Band kommt. Ansonsten gab es wenig zu meckern. Ericas Stimme könnte man sich zwar auch im Pop-Bereich vorstellen, aber sie sang an diesem Abend hervorragend. Der Sound war ebenfalls super, was den Songs auch die nötige Power verlieh. Ein starker Auftritt von Metalite und definitiv eine gute Wahl als Opener.

Setliste: «Disciples Of The Stars» - «Far From The Sanctuary» - «Beyond The Horizon» - «Cyberdome» - «Apocalypse» - «Blazing Skies» - «Afterlife» - «Peacekeepers» - «We Bring Yo The Stars»

The Night Flight Orchestra
Als das Nachtflug-Orchester die Bühne betrat, kochte der Saal schon richtig, und das sollte sich in den kommenden neunzig Minuten auch nicht mehr ändern. Die Spielfreude der Band war wirklich in jeder Sekunde spürbar und war dermassen ansteckend, dass man gar nicht anders konnte, als mitzufeiern. Das neue Album «Give Us The Moon» ist erst wenige Wochen alt, und trotzdem reihten sich Hits wie «Shooting Velvet», «Paloma» oder «We Spend The Night» nahtlos in die Setliste ein, welche übrigens kaum Wünsche offen liess. Natürlich wurde auch dem verstorbenen Gitarristen David Andersson gedacht, in dem man seinen Song «Transatlantic Blues» besonders ankündigte. Nachfolger Rasmus Ehrnborn (Soilwork) machte seine Sache hervorragend, wie übrigens auch Keyboarder John Lönnmyr, welcher gar eine atemberaubende Performance an den Tag legte.



Sänger Björn Strid bewies einmal mehr seinen trockenen Humor, als er auf die Ankündigung eines langsameren Songs darauf hinwies, dass man ja nicht an einem Slayer Konzert sei. Recht hatte er, denn heute Abend stand feinster AOR / Melodic Rock auf dem Plan. Die beiden Stewardessen und Background-Sängerinnen Anna Brygård und Åsa Lundmann sind dabei nicht mehr wegzudenken. Schon nur das Dauerlächeln der beiden Protagonistinnen zauberte einem Freude ins Gesicht. Tja, und wer Granaten wie «Divinyls», «Domino», «Satellite» oder «White Jeans» im Gepäck hat, kann einfach nur gewinnen!



Beim abschliessenden Epos «West Ruth Ave» vom kultigen full-lenght Debüt «Internal Affairs» (2012) wurde natürlich wieder die legendäre Polonaise initiiert und das KiFF wandelte sich endgültig zur Party-Hütte. Was war das für ein geiler Flug! Die Band kann grosse Bühnen bespielen genauso gut wie Clubkonzerte geben und verströmt dabei jeweils die gleiche Sympathie wie Energie. Auch wenn ein paar Kumpels in den höchsten Tönen vom Queensrÿche Konzert schwärmten, ich bereue meine Wahl nicht im Geringsten. Danke The Night Flight Orchestra für diesen grandiosen Abend!

Setliste: «Stratus» - «California Morning» - «Shooting Velvet» - «Divinyls» - «Domino» - «Gemini» - «Cosmic Tide» - «This Boy's Last Summer» - «Paloma» - «Satellite» - «Transmissions» - «Can't Be That Bad» - «Transatlantic Blues» - «Burn For Me» - «White Jeans» - «Way To Spend The Night» - «West Ruth Ave»