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30. Juli 2025, Zürich - Komplex 457
By Tinu
Die Tour stand ganz im Zeichen des Debüt-Albums von W.A.S.P. (1984), was allein schon ein Grund war, sich die Show um Mainman Blackie Lawless anzuschauen. Das letzte Konzert der Gesetzlosen, hier im Komplex (10.05.2023), stand ja noch unter einem schlechten Stern, da Blackie, bedingt durch einen Bandscheibenvorfall, steif und fast bewegungslos am Mikrofon stehend absolvieren musste. Nach der gelungenen OP ist beim singenden Gitarristen nun aber wieder alles im grünen Bereich, so dass er sich, wie gewohnt, wieder hinter seinen mächtigen Totenschädel Mic-Ständer stellen konnte. Dass sich die Tour inzwischen schon einige Zeit hinzieht, merkte man dem Gesang von Blackie zwischenzeitlich immer wieder an, der zwar unverkennbar brillierte, aber auch den einen oder anderen "schiefen Ton" offenbarte. Immerhin stopfte man damit den ewigen Gerüchten schnell das Maul, dass die Stimme vom Tape kommt.
Black Diamonds
Bevor W.A.S.P. aber das Komplex in einen euphorischen Freudentaumel versetzen konnten, standen die Rheintaler Black Diamonds auf der Bühne. Gerade erst lieferte der Vierer noch bei "Baden In Blut" auf der Stage ab und liess mit seinem melodischen Hard Rock sowie feinen Sleaze-Zutaten den ganz bösen Bands die Sonne erscheinen. Ob bei diesem Gig Bassist Andi wiederum sein "Hello Kitty" Shirt und seinen Zebra-Mantel trug, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Jungs um den singenden Gitarristen Michi Kehl boten eine gute Show, welche das Publikum dankbar würdigte.
Der immer grinsende Drummer Manuel musste sein Arbeitsgerät aus Platzgründen ganz rechts (von den Fans aus gesehen) auf die Bühne stellen. Dass die Herren vielleicht auch mit etwas mehr Lampenfieber auf der Bühne standen, war nach der kurzen Ansprache von Michi zu erahnen. Zumindest liess er verlauten, dass sie früher, als Coverband, auch W.A.S.P. im Repertoire führten und Mister Kehl kurz den Refrain von «Wild Child» anstimmen liess. Black Diamonds hinterliessen insgesamt einen guten Eindruck und verkürzten die Wartezeit auf den Headliner.
Setliste: «Through Hell And Back» - «Evil Twin» - «After The Rain» - «Forever Wild» - «Lonesome Road» - «Paradise»
W.A.S.P.
Wie gewohnt, erklang als Intro der kultige The Doors Track «The End» ab Tape, der einmal mehr den Auftritt von W.A.S.P. ankündigte. Mit einem kleinen Medley der bekanntesten Songs von der Hauptband und dem Betreten der Bühne, stieg man furios mit «I Wanna Be Somebody» in die kommenden knapp achtzig Minuten ein. "We never ever opened a show before with «I Wanna Be Somebody»", liess Blackie die Fans wissen. Denen war dies aber ziemlich egal, da sie schon nach dem ersten Song auf Betriebs-Temperatur waren. Mit «L.O.V.E. Machine» und dem selten gespielten «The Flame» gings weiter. Dabei präsentierte sich die Bühne ziemlich spartanisch, sprich gleich wie auf der letzten Tour. Ausser dem angesprochenen Mic-Ständer und einer Bühne, die mit Filmplakaten ähnlichen Backdrops bestückt war, sah man nichts mehr.
"Let the music do the talking" schien das Motto zu sein. Dies wurde auch beibehalten, bis bei «Hellion» die Backdrop-Tücher drei grossen Video-Screens Platz machten und fortan die Band auch optisch unterstützten (zum Beispiel mit den Videos der gespielten Hits). Für mich der absolute Höhepunkt und ein Moment zum Niederknieen, war «B.A.D.». Nach einer kurzen Ansprache zum Publikum, in welcher das Szenario beschrieben wurde, wie es zu dieser Setliste kam und welchen kritischen Kommentaren man sich deshalb gegenübersah, war es so weit. Blackie kündigte mit seiner mächtigen Stimme "B! A! D!" an. Wieso diese Nummer aus dem ersten Werk im zugegebenermassen dicht besiedelten Klassiker-Umfeld selten gespielt wurde, wird sehr wahrscheinlich nur Mister Lawless selbst wissen. Mit einer unglaublichen Erhabenheit wurde «B.A.D.» anschliessend in die Menge gepfeffert, wobei Drummer Aquiles Priester dem Sound der Jungs mit seinem präzisen Spiel einmal mehr den Teppich hinlegte, den man sich wünscht. Nicht nur seine Double-Bass-Drum-Präsenz ist unglaublich und lässt selbst seinen Vor-Vorgänger Stet Howland zufrieden nicken.
Der Meister himself präsentierte sich in Schwarz gekleidet und mit kleinen Sägeblättern an den Ärmeln. Seine nach wie vor "einschüchternde" Bühnen-Präsentation hat nichts von ihrem Flair verloren (so wünscht man sich einen Rockstar!), speziell dann nicht, wenn er seine kräftige und imposante Stimme ins Auditorium schleuderte. Obwohl man die Strapazen der vergangenen Shows nicht ganz wegdiskutieren konnte, wenn Blackie am Mikrofon steht, kriege ich noch immer eine angenehme Gänsehaut verpasst. Bassist Mike Duda und Gitarrist Doug Blair wechselten oft die Seiten und waren immer in Bewegung. Mit dem eingefügten Gitarren-Solo bei «Sleeping (Into The Fire)» bewies Doug sein feines Gespür und liess die Saiten gefühlvoll und sensibel aufheulen.
Wer erinnert sich nicht gerne an das fiese Lachen, wenn «On Your Knees» erklingt. Genau jenen Kracher präsentierte Mister Lawless auch im Komplex, mit diesem angetönten «Ha, ha! Ha!» was nicht nur mir ein breites Grinsen auf die Lippen zauberte. Mit «Tormentor» und «The Torture Never Stops» wählte der Vierer zudem Tracks aus, welche nur bei den allerersten Shows von W.A.S.P. gespielt wurden. Dass diese beiden Songs aber eine unglaubliche Magie besitzen, bewiesen sie an diesem Abend. Nach den zehn Liedern des ersten Albums verabschiedete sich die Truppe von den Fans und verliess die Bühne. Sie liess sich feiern und bitten, doch wieder auf die Bühne zu kommen (was einigen Fans sicherlich zu lange dauerte). Mit «The Big Welcome» stieg die Truppe in den Zugaben-Teil ein, der es in sich hatte. Mit «Inside The Electric Circus» und dem Humble Pie Song «I Don't Need No Doctor» sowie der Überraschung «Scream Until I Like It» wurde das erste Medley gespielt.
Die Stimmung stieg nochmals an und sorgte mit dem The Who Track «The Real Me» (geiles Bass-Spiel von Mike!) sowie der Killer-Ballade «Forever Me» und dem monumentalen «The Headless Children» für weitere Höhepunkte, welche von den Fans abgefeiert wurden. W.A.S.P. wären aber nicht W.A.S.P., wenn sie nicht mit "…I ride the winds that brings the rain…" den Hit präsentieren, auf den alle warten. Mit der von Blackie allein auf der Gitarre gespielten und gesungenen Einleitung, sangen sich die Anwesenden schon mal warm, um dann mit einem donnernden Chor den Sänger beim Refrain abzulösen. Blackie konnte sich mit einem Grinsen auf seine Fans verlassen, welche lauthals "…I'm a wild child, come and love me, I want you…" ins Komplex schrien. Die einleitende Frage von Blackie: "Guys, you still want sing with me?", hatte sich somit geklärt. Wer nun allerdings dachte, dass der Siedepunkt nicht mehr überschritten werden konnte, sah sich getäuscht. Mit «…I'm blind in Texas, the lone star is hot tonight…» wurden nochmals alle Reserven mobilisiert.
«Blind In Texas» war der gebührende Abschluss einer richtig geilen W.A.S.P. Show. Auch wenn beim letzten Mal mehr Besucher das Komplex bevölkerten, so sei allen gesagt: "Ihr habt definitiv was verpasst!". Okay, die Alternative mit Alice Cooper in Schaffhausen war halt gross, weil man weiss, dass der Altmeister des Schock-Rocks noch immer eine Macht ist. Trotzdem, W.A.S.P. boten an diesem Abend eine grandiose Vorstellung (Original-Zitat Rönu), und man darf sich schon jetzt darauf freuen, wenn die Jungs die Schweiz hoffentlich bald ein weiteres Mal beehren werden.
Setliste: «Intro - The End (The Doors Song)» - «Intro - W.A.S.P. Medley» - «I Wanna Be Somebody» - «L.O.V.E. Machine» - «The Flame» - «B.A.D.» - «School Daze» - «Hellion» - «Sleeping (Into The Fire)» - «On Your Knees» - «Tormentor» - «The Torture Never Stops» -- «Intro – The Big Welcome» - «Inside The Electric Circus / I Don't Need No Doctor / Scream Until I Like It» - «The Real Me / Forever Free / The Headless Children» - «Wild Child» - «Blind In Texas»