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"...Dieses Mal habe ich meinen eigenen Stil ein bisschen erweitert. Dabei bin ich aber nicht zu weit abgedriftet. «Lost XXIII» ist ein typisches ARP-Werk geworden, bei dem jedoch Classic Rock als weiterer Einfluss dazu gekommen ist..."
Axel Rudi Pell oder kurz gesagt ARP als Band-Kollektiv sind mit ihren 21. Studio-Album am Start. Unzählige Balladen-Scheiben und Live-Veröffentlichungen gehören zusätzlich dazu. Axel ist eine Frohnatur, der zusammen mit Sänger Johnny Gioeli, Bassist Volker Krawczak, Keyboarder Ferdy Doernberg und Schlagzeuger Bobby Rondinelli den gepflegten Classic Rock und Metal zelebriert, wie niemand anderes. ARP ist ein Markenzeichen, das sich seit 1989 einer immer grösser werdenden Beliebtheit erfreut. Was damals aus Steeler hervor gegangen ist, lebt nun in der ureigenen "Pell'schen Form" weiter. Axel ist auch einer, bei dem Spass haben und das sich selbst nicht immer so ernst nehmen wichtige Dinge sind. So wurde das Gespräch, einmal mehr, mit vielen Scherzen wie einer unglaublich positiven Energie versehen und zu einer Reise in die Welten von Burgen, Schlössern, Zeitreisenden, Background Sängerinnen, Hunden, Classic Rock, Setlisten und der verlorenen Welt.
MF: Was ist für dich bei «Lost XXIII» anders, als es mit den vorherigen Alben war?
Axel: Eigentlich nichts, denn wir haben auf die gleiche Weise aufgenommen wie vor der Zeit mit Corona. Bobby durfte wieder zu uns fliegen. Das ging beim letzten Cover-Album («Diamonds Unlocked II)» nicht, denn da musste er seine Parts bei sich zu Hause in New York eintrommeln. Jetzt sahen wir uns aber alle wieder, und es hat tierischen Spass gemacht (grinst zufrieden).
MF: Welches sind für dich die besten Momente auf dem neuen Album?
Axel (wie aus der Pistole geschossen): Alle! (lautes Lachen). Gestern waren es «Gone With The Wind» und der Titelsong. Heute hörte ich mir ein paar Mal «No Compromise» an und musste sagen: "Mein Gott, was für ein geiles Riff" (lautes Lachen). Es schwankt immer, und ich mag alle Lieder. Es gibt allerdings eine Nummer, bei der ich mir nicht sicher war, ob sie aufs Album passt. «Follow The Beast» war dieser Wackelkandidat. Viele waren der Meinung, dass dieser Track nach Steeler klingt. Gerade deshalb war ich unsicher, von wegen passt er oder doch nicht (grinst).
MF: Ist ein geiles Stück, aber noch viel besser und vielleicht die beste Komposition, die du "ever" geschrieben hast, ist in meinen Augen «Gone With The Wind».
Axel: Wow, danke schön, das hört man gerne (grinst zufrieden).
MF: Wie kam es zu dieser Nummer?
Axel: Ich habe keine Ahnung! Beim Klimpern auf der Gitarre habe ich zufällig das Riff entdeckt. Textlich geht es um den Hund aus dem Film «Hachiko». Das ist eine Geschichte bei der ich dachte, die ist traurig, aber man kann eine schöne Ballade dazu komponieren. Das Riff ist mir zugeflogen. "The magic was right in the air" (lacht).
MF: Absolut, du hast die Thematik und die Stimmung des Films sehr gut umgesetzt…
Axel: …das sehe ich genauso! Das ist nur so gut, weil ich ein Genie bin (fieses Lachen). Das ist ein Scherz, meine Güte, ich mache heute nur Scherze…
MF: …oder weil du ein Hundebesitzer bist?
Axel: Ja, wir haben auch einen. Bruno heisst er und ist eine Mischung aus einem Mops und einem Chihuahua. Wir lieben ihn über alles, auch wenn der Herr schon dreizehn Jahre alt ist. Hoffen wir, dass er 100 Jahre alt wird.
MF: Wie bei meiner Lady, das ist eine Mischung aus einem Terrier und einem Rauhaardackel…
Axel: …hey cool…
MF: …sie hatte wegen ihrem zu grossen Herzen nur eine Lebenserwartung von sechs Jahren, bewegt sich jetzt aber ebenso in ihren dreizehnten Lebensjahr.
Axel: Megacool. Bei Bruno stellte man auch fest, dass er eine leichte Herzinsuffizienz hat. Dagegen bekommt er nun Medikament, aber der Junge macht das super und rennt noch genau gleich wild im Garten rum, als wir ihn vor dreizehn Jahren bekamen.
MF: «Freight Train» und «Down On The Streets» bezeichnest du selbst so, als würden Thin Lizzy und AC/DC ihre Finger mit im Spiel haben?
Axel: Ja! Gerade «Down On The Streets» mit seinen abgehackten Gitarren-Rhythmen ist Thin Lizzy pur! Auch wenn viele der Meinung sind, dass AC/DC da ihre Finger mit im Spiel haben. Man kann das sehen, wie man will. Ich war schon seit den 70er-Jahren ein grosser Fan von Thin Lizzy, heisst wegen dem grandiosen «Jailbreak» Album, aber «Fighting» war auch klasse (grinst). Speziell die Texte fand ich immer sehr spannend. Deswegen habe ich das Thema bei «Down On The Streets» auch so ein bisschen an Thin Lizzy angelehnt, während «Freight Train» für mich eine reine slow AC/DC Nummer abgibt.
MF: Im Vergleich zu früher hast du deine metallische Seite ein bisschen zur Seite gelegt und flirtest nun mehr mit dem Classic Rock…
Axel: …auf jeden Fall, das sehe ich gleich wie du. Dieses Mal habe ich meinen eigenen Stil ein bisschen erweitert. Dabei bin ich aber nicht zu weit abgedriftet. «Lost XXIII» ist ein typisches ARP-Werk geworden, bei dem jedoch Classic Rock als weiterer Einfluss dazu gekommen ist, das hast du richtig erkannt.
MF: Somit auch der Einfluss, den du als kleiner Junge gehört hast und heute mehr in deine Musik einfliessen lässt?
Axel: Jein. Doch eigentlich schon, denn alles begann bei mir ja mit Deep Purple. Dann kamen UFO, die Zeiten vor und mit Michael Schenker, plus natürlich die schon erwähnten Thin Lizzy und Uriah Heep. Das ist alles Classic Rock.
MF: Wie schwer ist es heute nach unzähligen Alben, wenn du neue Lieder komponierst? Besteht beim Schreiben ein gewisses Korsett, das du dir selber überstülpst, weil du deinen Stil, respektive auch deine Fans damit bedienen willst?
Axel: Eigentlich nicht. Du weisst, dass ich permanent neue Songs schreibe und die dann zusammensetze. Dabei gehe ich nicht hin und sage: "Oh scheisse, ich habe noch keine Ballade, was mache ich denn jetzt?" Das kommt natürlich aus mir heraus. Eine neue Studio-Scheibe auf der nur Balladen sind, könnte ich nicht veröffentlichen, ausser sie nennt sich dann gleich «Ballads VI» (grinst). Ich setze mich aber auch nicht hin und überlege mir einen schnellen Opener. Das ist ein völlig natürlicher Prozess, bei dem sich alles wie ein Puzzle zusammensetzt. Meistens passt es, dass ein oder zwei Balladen zu hören sind, ein epischer Song und ein schneller Opener dazu kommen. Wobei! «Follow The Beast» ist nicht der schnelle Eröffnungstrack, sondern der folgt erst später (grinst).
MF: War ja clever, denn in der Regel baut sich zuerst ein mystisches Intro auf, und dann gehts voll auf die Zwölf, auch wenn du das schon bei einem anderen Album nicht so umgesetzt hast…
Axel: …korrekt (grinst). Die Zwölf kommt später, jetzt folgt zuerst Halbzwölf (lacht).
MF: Was steckt hinter «Lost XXIII»?
Axel: «XXIII» ist einfach zu erklären. Der 23. Buchstabe im Alphabet ist das "W" und steht für "World". Somit bedeutet der Albumtitel «Lost World». Als ich den Titel vor mir liegen sah, dachte ich, dass dies so langweilig aussieht. Darum habe ich "World" mit römischen Ziffern ersetzt. Jeder fragt mich dies, und es ist immer ein guter Einstieg in ein Interview, weil die Leute dies immer zuerst fragen. Bei dir kommt es später. RESPEKT (lacht)! Sieht ein bisschen mystisch aus…
MF: …und passt zum Album-Cover, das sehr geil geworden ist…
Axel: …danke, sehe ich genauso (grinst). Das wurde perfekt umgesetzt, und ich war darüber total begeistert.
MF: Wie wichtig ist dieses mystische Element für dich?
Axel: Das Cover ist für mich der erste Hinweis, was man empfinden könnte oder in welche Zeit man sich zurückversetzen kann, wenn man sich die Lieder nacheinander anhört. Das muss passen, eine gewisse Mystik aufkommen lassen, aber trotzdem typisch ARP sein.
MF: Schaut man sich die Cover von «The Crest», «Circle Of The Oath», «Knights Call» und «Lost XXIII» an, könnte man erahnen, dass sich die Alben wie ein Puzzle zusammenfügen.
Axel: Die Leute fragen oft, was haben die fünf Typen auf deinen Covers zu suchen? Das sind Reisende. Über die «Ocean Of Time» kamen sie in andere Späher und wurden eingeladen zum «Masquerade Ball». Dabei sahen sie immer anders aus, und jetzt sind sie wieder da. Komischerweise sind nun sechs von ihnen zu sehen. Wer ist der Sechste und was sucht er da? Das ist die grosse Frage! Nein (lacht), es gibt kein Geheimnis dazu, das hat sich einfach so ergeben, weil es besser aussah. Eine Story gibt es nicht zu den Gestalten, ausser, dass sie immer wieder auftauchen. Die Zeitreisenden, die neue Abenteuer erleben.
"...Da habe ich keinen Bock drauf, das ist nicht meins! Bei mir ist auch immer die Musik, die zuerst komponiert wird. Die Texte schreibe ich am Schluss..."
MF: Würde dich ein Konzept-Album…
Axel: …nein! Da müsste ich mich beim Texten so fokussieren, dass immer alles auf ein Ziel ausgerichtet ist und von einer Thematik erzählt. Da habe ich keinen Bock drauf, das ist nicht meins! Bei mir ist auch immer die Musik, die zuerst komponiert wird. Die Texte schreibe ich am Schluss. Setze ich die Fragmente zusammen und nehme meine Demos auf, dann singe ich die Melodie nur mit «Blabla». Der Song besitzt aber schon einen Titel. Das ist das Erste, was mir beim Komponieren einfällt…, der Refrain. Auf diesen Titel baue ich anschliessend den Text auf. Das passiert, aber ganz am Schluss, wenn alle Lieder mit meinem «Blabla» Gesang fertig sind. Als Johnny bei uns einstieg fragte ich ihn, ob er die Texte schreiben will. "I don't like it" war seine Antwort (lacht). Er wusste, wovon die Lyrics handeln müssen. Er war der Meinung, dass ihm dieser europäische Background fehlt. Die Amis haben keine Schlösser oder Burgen und die Zeit des Mittelalters nicht richtig miterlebt. Johnny war der Meinung, dass dies nur ein Deutscher machen kann (lacht). Das Einzige was er schreiben könnte, wäre über die «California Beach Girls». Da habe ich dann abgewunken, weil dies nicht zu unserer Musik passen würde.
MF: Wenn du auf Tour gehst, hast du nun zwei Alben, welche du vorstellen müsstest, nämlich «Sign Of The Times» und «Lost XXIII», weil die letzte Konzertreise ja verschoben werden musste. Wie wird die Setliste nun ausfallen?
Axel: Ganz einfach, ich spiele nichts von den beiden Scheiben (lautes Lachen).
MF: Das gibt Ärger…
Axel: …ich weiss, das war auch ein kleiner Scherz und tatsächlich ein enormes Problem. Wahrscheinlich werde ich den Fokus auf «Lost XXIII» legen und mindestens eine oder zwei Nummern von «Sign Of The Times» spielen. Darüber habe ich mir aktuell noch keine Gedanken gemacht, da die Tour ja erst im September losgeht. Da haben wir noch ein bisschen Zeit. Ich bin mir fast sicher, dass wir drei bis vier Stücke von «Lost XXIII» spielen. Dazu kommen noch die Klassiker. Das ist nicht so einfach, weil alle wieder schreien werden: "Wieso habt ihr diese Nummer oder das Stück nicht gespielt?". Man wird es kaum allen recht machen können. Sollte dies der Fall sein, würden wir acht Stunden auf der Bühne stehen, und das geht definitiv nicht.
MF: Dann fehlen noch die Klassiker, die ihr schon lange nicht mehr oder noch gar nie gespielt habt.
Axel: Das kommt noch erschwerend dazu, aber welcher Track ist wirklich ein Klassiker? Manchmal hilft es bei Spotify die Downloads anzusehen. Mit Erschrecken stellte ich neulich fest, dass auf den ersten zehn Plätzen, die am meisten von ARP gestreamt wurden, acht Balladen sind. Das ist der Oberhammer! Wir sind doch keine Balladen- oder Hausfrauen-Band! Unter den ersten zehn fehlen erstaunlicherweise Lieder wie «Casbah» oder «The Masquerade Ball». Die folgen erst viel, viel später. Würde ich nur Balladen spielen, würden mich die Fans steinigen (lacht). Um Gotteswillen, das wollen die Leute doch nicht hören, also nicht mehr als ein bis zwei dieser Slow-Tracks. Okay, vielleicht zweieinhalb, mal schauen (lacht).
MF: Du hattest mal Background Sängerinnen mit auf Tour…
Axel: …oh je, ja…
MF: …okay, dann frag ich nicht, ob dies noch ein Thema für dich ist?
Axel: Die haben nur den Bus verschmutzt (lachend). Wir hatten zwei unterschiedliche Konstellationen. Die eine Sängerin, das muss bei der letzten Tour mit ihnen gewesen sein, brachte ihren veganen Vorrat mit. Sie nahm deshalb unser ganzes Bier aus dem Kühlschrank heraus und stellte ihr gesundes Zeugs da rein. Wir haben uns alle nur angeschaut und gefragt: "What the fuck is goin' on here?". Überall lag zudem Lippenstift und Haarspray, verteilt im ganzen Bus herum. Das geht gar nicht, dazu hat sie ihre Koje. Teilweise haben die Ladys auch nicht ganz so gut gesungen, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Ne, auf das habe ich keinen Bock mehr.
Axel: Als du mit der Musik begonnen hast, was waren deine Ziele?
Axel: Meine Ziele? Das, was ich hoffentlich mit der neuen Scheibe in Deutschland erreichen werde, nämlich auf Platz 1 in den Charts einzusteigen (es wurde Platz 2). Das Gleiche passiert zusätzlich in jedem Land, das wäre MEGA! Das war mein Traum, in allen Charts auf Platz 1 zu sein (lacht). Da ich aber noch nicht in allen Ländern meine Gold- und Platin-Scheiben erhalten habe, konnte ich meine Wünsche, Erwartungen oder Ziele noch nicht erfüllen (lacht). Ich arbeite mit einer superben Plattenfirma zusammen. Es hat seine Gründe, wieso ich schon seit Beginn meiner Solo-Karriere bei SPV bin. Da kann ich machen, was ich will. Da kommt keiner und will zuerst ein paar Demos hören, bevor ich ins Studio gehe. Die lassen mich gewähren, und alles basiert auf blindem Vertrauen. Auf der anderen Seite weiss ich, was sie können und wie sie dies umsetzen.
"...kamen die Fans zu mir und betitelten mich als Legende. "Ich bin ein Gitarrist, aber sicher keine Legende", war meine Antwort..."
MF: Hast du dich jemals als Rockstar gefühlt?
Axel: Gefühlt nie! Man hat mir dies nur immer gesagt (grinst). Als ich damals 2019 in Russland spielte, in Moskau und in Sankt Petersburg, kamen die Fans zu mir und betitelten mich als Legende. "Ich bin ein Gitarrist, aber sicher keine Legende", war meine Antwort. "Nein, nein, du bist die lebende Legende!" "Bleibt mal ruhig und cool Jungs", war meine Entgegensetzen (lacht). Irgendwann ging ich zur Band und sagte: "Ich bin eine lebende Legende und möchte nur noch so angesprochen werden" (lautes Lachen). Für mich war dieser Spruch ein Scherz, aber diese russischen Fans haben das ernst gemeint. Ich sah und sehe mich nicht als Rockstar, aber mittlerweile glaube ich, dass ich es auch bin (lautes Lachen). Wenn dir dies von so vielen Leuten eingeredet wird…, vor etlichen Jahren wurde ich als Gitarrenheld abgefeiert. Es gibt tausende von Gitarristen, die technisch viel besser spielen als ich. Ich will kein Guitar-Hero sein. Ich bin ein Gitarrist, der sich einbildet, einigermassen gute Songs zu schreiben und songdienlich zu spielen. Das geht mir manchmal auf den Sack, dieses Helden-Ding, aber die Leute meinen es ja nur nett.
MF: Gibt es heute noch Dinge, welche die ärgern, zum Beispiel, wenn du auf die Bühne gehst und einen schlechten Bühnensound hast?
Axel: Oh ja! Absolut, denn einen schlechten Bühnensound mag ich gar nicht. Aber! Was erschwerend dazu kommt, dass es meine eigene Schuld ist. Ich gehe nie zum Soundcheck, ich hasse ihn! Ich mache das nur in den seltensten Fällen, wenn ich noch in der Halle bin oder es unbedingt sein muss, wie ein Line-Check bei einem Festival. Hinter dem Vorhang kurz schauen, ob alles funktioniert. Kommst du auf die Bühne…, mein Gitarrentechniker macht immer den Soundcheck für mich. Bekomme ich die Gitarre über die Schulter gelegt und spiele…, "Heiliger Vater, wie hat der alles wieder eingestellt und sich was dabei gedacht?!" Oft liegt es aber auch an den Supportbands, die einen anderen Sound fahren. Bis dieser bei uns wieder eingestellt ist, kann durchaus eine halbe Stunde vergehen. Dann bin ich am Fluchen und gebe Zeichen. Das kann die Vollkatastrophe sein, aber man gewöhnt sich dran und ist ja selbst schuld (lacht).
MF: Was ist das Geheimnis des Erfolges, da du mit diesem Line-up schon so viele Jahre zusammen spielst? Speziell mit Volker, der seit Beginn bei dir Bass spielt.
Axel: Die anderen Bands haben das eine Problem, das wir nicht haben. Die sehen sich zu oft. Es gibt Truppen, die wohnen in der gleichen Stadt und proben dreimal die Woche. Ich sehe die anderen Jungs nur…, okay, den Volker öfter, so alle sechs oder sieben Wochen, da er in der gleichen Stadt wohnt. Dann gehen wir zum Griechen essen. Kommen wir als Band zusammen, haben wir sehr viel Spass, weil jeder seine Geschichten zu erzählen weiss und wir uns kaputt lachen. Ich erlebte dies in der Endphase bei Steeler. Wir probten jeden Nachmittag von 15:00 bis 21:00 Uhr..., jeden Tag. Irgendwann hast du keinen Bock mehr und trinkst nur noch dein Bier. "Scheisse, ich habe keinen Bock und will nach Hause!" Da kommt nichts Positives mehr dabei heraus. Das Geheimnis ist, sich rarmachen und dann ganz viel Spass zusammen haben. Das funktioniert bei uns, weil die anderen alles superliebe Leute sind.
MF: Was war für dich früher wichtig, und was ist es heute?
Axel: Ganz wichtig ist die Gesundheit, denn ohne die geht gar nichts! Wächst die Arthritis in den Knochen, dann ist Schicht im Schacht mit dem Gitarrenspielen und der Karriere. Auf die Gesundheit habe ich früher nicht so geachtet. Seit mindestens zehn Jahren trinke ich vor der Show keinen Tropfen Alkohol mehr. Früher bei Steeler kamen alle schon halbsteif auf die Bühne (lacht). Damals war mir wichtig, der schnellste Gitarrist der Welt zu sein (lautes Lachen), obwohl ich dies nie schaffte. Wenn ich ehrlich bin, war dies nie mein Bestreben, sprich schnell zu spielen und die Leute damit zu verblüffen. Heute geht mir dies komplett am Arsch vorbei, und ich spiele lieber songdienlicher und melodischer. Dabei flechte ich gerne kleine Gimmicks ein.
MF: Dies hört man deinen Scheiben deutlich an. Während du früher auf deine wilde und schnelle Art aufmerksam gemacht hast, sind es heute Seele und Herz, die du spielen lässt.
Axel: Korrekt, das hast du völlig richtig erkannt (grinst zufrieden).
MF: Besten Dank und die Zeit für das Interview…
Axel: …ich danke dir (lacht). Echt…, ich danke dir für deine Zeit, war wie immer echt cool.
MF: Eine gute Zeit und bleib gesund, wir sehen uns im Z7.
Axel: Auf jeden Fall!