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"...es ist schnell, hält mich in meinem Alter noch immer jung und in Form, um das Level halten zu können..."
Wenn es einen Trommler gibt, der nicht nur mit seiner Technik, sondern auch mit seinen Showeinlagen begeistert, dann kommt man neben Ken Mary (Flotsam And Jetsam) ebenso wenig nicht an Randy Black vorbei. Der gebürtige Kanadier wurde durch sein Mittun bei Annihilator bekannt, half unzähligen anderen Truppen aus, war lange bei Primal Fear und tritt heute seinen Jungs bei Destruction in den Allerwertesten. Wie kam es dazu, dass ein Kanadier bei einer deutschen Truppe spielt? Wann hat Randy mit dem Schlagzeug zu spielen begonnen, und welche Erinnerungen hat der Trommler an seine Zeit bei Annihilator? Fragen über Fragen, und die Antworten dazu lieferte Randy untenstehend gleich selber.
MF: Randy, wie bist du zu Destruction gestossen?
Randy: Ich war in Kanada auf einer "Drum Clinic Tour" und erhielt eine E-Mail von Jeff Keller, der das Booking für Destruction in Amerika macht. "Hey Randy, Destruction brauchen einen Trommler für eine Tour mit 35 Dates in den Staaten, weil Vaaver wegen der Geburt seines zweiten Kindes zu Hause bleibt. Hättest du Zeit?" Die hatte ich (grinst). Das war 2015 mein "Einstieg" bei der Band (grinst). Die Tour lief sehr gut, Vaaver kam dann zurück, und sie machten mit ihm weiter. Als sein Familienleben wichtiger wurde, verliess Vaaver Destruction definitiv, was sehr verständlich ist. Schmier kontaktierte mich und fragte, ob ich die Tour in Australien und Asien spielen könne und nur so lange, bis sie einen neuen Trommler gefunden hätten. Das fand ich zunächst ein bisschen seltsam und überlegte mir, wieso sie nicht mich als Ersatz für Vaaver einzusteigen fragten und nach anderen Möglichkeiten Ausschau hielten.
Es ist lustig, weil ich nach der ersten Tour eigentlich glücklich war, dass ich nicht mehr für die Band zur Verfügung stand. Aber als sie nach einem neuen Mann hinter dem Drum suchten, war ich sehr interessiert. Schmier war sehr ehrlich und sagte mir, dass es mit den Kandidaten nicht wirklich klappte. Ich sagte: "Kein Problem, solange ihr keinen Nachfolger gefunden hat, bin ich bei euch!" Wir sassen also am "Barcelona Rockfest" beim Dinner und Schmier meinte: "Wir haben einige Bewerber getestet, aber du bist derjenige, der den Job kriegt, wenn du willst!?“ "Genial, grossartig!" war meine Reaktion, und mein erster Gig als bestätigter Destruction Trommler war in Wacken 2018. Das ist jetzt die lange Antwort (lacht).
MF: Ist Thrash denn deine Lieblingsmusik?
Randy: Oh, eine sehr gute Frage. Wenn ich ehrlich bin, müsste meine erste Antwort "nein" lauten. Also wenn es darum geht, die Musik anzuhören. Geht es allerdings ums Spielen, ist es ein grossartiger Stil. Es ist eine sehr körperliche Art zu spielen, als ob ich Eishockey spielen würde. Es ist harte Arbeit und jeden Abend eine Herausforderung, schon bei Annihilator. Zu Hause höre ich mir völlig andere Musik an. Aber zu spielen…, es ist schnell, hält mich in meinem Alter noch immer jung (grinst) und in Form, um das Level halten zu können.
MF: Wann hast du angefangen Schlagzeug zu spielen?
Randy: Den ersten Unterricht am Schlagzeug hatte ich mit elf Jahren, das war in Kanada. Ich nahm Unterricht und stieg dann in alle möglichen Bands in der High-School ein. So entstand meine erste Band mit meinen Kumpels. Ich hatte damals einen Privatlehrer, der mir die Basis des Spielens beibrachte. In der Schule lernte ich dazu und im Musik-College, das ich aber nicht abschloss, weil ich das Angebot für eine Tour bekam..., sie dauerte siebeneinhalb Monate. Ich lernte hierbei genügend, um mich gleich selber zu unterrichten.
MF: In welcher Zeit hast du selber am meisten gelernt?
Randy: Gute Frage…, meine erste professionelle Truppe war eine Cover-Band. Wir spielten alles von Rush, The Who, Led Zeppelin und Queen. Da wies ich eine grosse Lernkurve auf, um professioneller zu werden und sechs Abende pro Woche zu spielen. Dann natürlich die Zeit bei Annihilator. Das war eine komplett neue Welt, die sich mir eröffnete, da ich vorher nie Thrash Musik spielte. Viele Leute wissen das nicht. Ihr damaliger Manager rief mich an und fragte, ob ich nicht Lust hätte bei Annihilator einzusteigen: "Anniha…, what?" (lacht). Ich hatte vorher nichts von ihnen gehört. Schande über mich, da sie ja auch Kanadier sind. «Alice In Hell»…, ich hatte keine Ahnung, von was er sprach. Er schickte mir eine Kassette. Mike Mangini war damals der Trommler bei der «Set The World On Fire» Tour. Ich dachte nur "wow, das ist richtig cool!" Ich spielte vorher nie Doublebass-Drums, sah dies jedoch als Herausforderung, übte viel und hart und ging zum Vorspielen. Jeff Waters sagte: "Hör mal, deine Hände sind grossartig, aber an deinen Doublebass-Drums müssen wir noch arbeiten!" Er hatte recht, da ich vorher kein Doublebass Trommler war. Jeff und ich arbeiteten sehr hart für einige Wochen, bevor die Band ins Studio kam. Diese Lernkurve von meinen Covers hin zu diesem Thrash Metal war enorm. Ich brauchte ein bis zwei Tourneen, bis ich mich in der Musik wohl fühlte. Ich werde die erste Nacht nach dem Gig nie mehr vergessen. Ich ging auf allen Vieren zurück in den Umkleideraum (lacht). Ich wer dermassen am Arsch und sprach sicher während zwanzig Minuten kein Wort (lacht).
"...Zwischen Jeff und mir gab es über viele Jahre böses Blut, aber das liegt heute hinter uns..."
MF: Wieso hast du dich dann von Annihilator getrennt?
Randy: Beim ersten oder zweiten Mal (grinst)?
MF: Beide Male…
Randy: …was passierte beim ersten Mal? Ich war kein vollwertiges Mitglied und hatte das Gefühl, als Trommler nicht geschätzt zu werden. Während einer Pause war ich mit Bif Naked auf Tour, die vom gleichen Management betreut wurden. Das war eine coole Zeit. Johnny Zazula war Co-Manager. Sie schmiedeten grosse Pläne, und ich fühlte mich mehr wahr genommen. Ich war bei den Recordings des nächsten Albums mit dabei. Das war der Grund, wieso ich damals zum ersten Mal bei Annihilator ausstieg. Beim zweiten Mal war es ähnlich. Es veränderte sich nicht viel. Ich wurde älter und musste meine Rechnungen bezahlen. Zwischen Jeff und mir gab es über viele Jahre böses Blut, aber das liegt heute hinter uns. Wir haben uns am «Bang Your Head!!!» Festival getroffen, und ich habe mit ihm zusammen in seinem neuen Studio gearbeitet. Alles ist cool. Als Annihilator das letzte Mal in Berlin spielten, trat ich zusammen mit ihnen auf und spielte «King Of The Kill» mit (grinst). Das hat echt Spass gemacht.
MF: Du hast in vielen Bands gespielt. Wolltest du nie in einer Truppe sein, mit der du grösser und erfolgreicher werden konntest? Ein Mitglied in einer stabilen Band zu sein und mit ihnen aufzuwachsen?
Randy: Das ist heftig für mich, diese Geschichte zu erzählen. Bevor ich zu Annihilator kam, spielte ich bei Click. Wir hatten unsere eigenen Lieder, ein Label, ein gebuchtes Studio und sollten mit Terry Brown (Rush, Fates Warning, Dream Theater) zusammen arbeiten. Wir arbeiteten an elf Tracks, aber unser Sänger versagte, aus welchen Gründen auch immer. Das passierte drei Mal. Wir waren vier Typen, die all die Lieder selber komponierten. Wir fühlten uns wie die Beatles (grinst). Nach dem dritten Mal verabschiedete sich Terry, weil er dies nicht mehr mitmachen wollte. Unser Traumproduzent. Ich wollte aber nicht für den Rest meines Lebens in einer Cover-Band spielen. Ich verliess die Band, was für mich ein sehr schwerer Schritt war. Ich ging nach Vancouver, und sechs Monate später kam das Angebot von Annihilator. Jeff offerierte mir nie, ein permanentes Bandmitglied zu sein. Du kannst nicht ein Member von Annihilator sein. Ich war dann bei Primal Fear und für kurze Zeit bei W.A.S.P., mit denen ich 52 Shows absolvierte. Das war auch wieder so ein angestelltes Ding. Es ist immer schwer, in eine etablierte Band einzusteigen, aber die Dinge sind gut wie sie sind. Das andere war Dusk Machine, zusammen mit den ehemaligen Annihilator Jungs Joe Comeau und Russell Bergquist. Aber das ist wirklich nur ein Projekt. Wir arbeiten daran, wenn die Zeit dies zulässt.
MF: Wie schwer ist es für einen Kanadier in Deutschland zu leben?
Randy: Für mich ist es sehr einfach. Als ich in Deutschland ankam, sprach ich ein bisschen Deutsch, allerdings nicht auf einem hohen Level (grinst). Ich bin ab und zu ein bisschen faul, da die meisten Leute in der Industrie Englisch sprechen. Ich fühlte mich sehr willkommen in Deutschland.
"...Ich will mir, so lange wie ich spiele, stets Neues beibringen..."
MF: Hast du deine Ziele als Trommler erreicht oder gibt es noch immer viele Dinge, welche du erlernen möchtest?
Randy: Das ist eine sehr gute Frage! Ja, ich will noch immer mehr lernen und werde in meinem Leben nie bei meinen Zielen ankommen. Du brauchst drei, vier oder sogar fünf Leben, um alles zu beherrschen. Ich lerne jeden Tag Neues dazu. Ich bin sehr an unterschiedlichen Rhythmen interessiert, sprich diese zu lernen und zu unterrichten. Ich werde solche Parts bei Destruction nie spielen, aber ich liebe es sie zu lernen und aufzunehmen, für Workshops und Drum-Clinics. Das hilft sehr, die Zeit mit anderen Dingen als mit Thrash Metal zu verbringen (grinst). Ich will mir, so lange wie ich spiele, stets Neues beibringen.
MF: Was unterscheidet dich von anderen Thrash-Schlagzeugern?
Randy: Auch wieder so eine gute Frage (grinst). Ich kann dir nur mitteilen, was andere Leute über mich sagen. Ich bin sehr ausdauernd, sehr powervoll…, und ich hoffe, dass das so bleibt, denn ich werde nicht jünger (lacht). Konsistent…, wie viele andere Schlagzeuger bin ich sehr seriös in dem was ich tue. Noch immer übe ich sehr viel. An jeden Abend will ich so gut spielen wie nur möglich. Das bringt viel Schweiss in den Übungsraum, bevor wir überhaupt auf Tour sind. Das unterscheidet mich. Vom Sound her und visuell…, dieses von rechts nach links wechselnde Spiel, welches sich über all die Jahre entwickelt hat.
MF: Du spielst wie eine Maschine, aber eine menschliche Machine…
Randy: …ja, das sagen mir viele Leute (grinst zufrieden). Ich mag dies, und das ist mein Ziel. Ich will jedoch nicht perfekt sein, das hasse ich.
MF: Danke für das Interview…
Randy: …sehr gern geschehen, es hat viel Spass gemacht.