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02. Februar 2025, Pratteln - Z7
By Tinu
Ausverkauft war dieses Konzert ja schon lange, was nicht nur mich überraschte, sondern auch viele Fans, die sich die Show der Australier nicht ansehen konnten. Ähnlich beeindruckend wie bei Iron Maiden, die ihre diesjährige Show im Hallenstadion innert wenigen Minuten ausverkaufen konnten. Airbourne sahen sich einer feiernden Meute gegenüber, die nur Lust auf eines hatte, und das war Party! Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dass die fliegenden Bierbecher eher was mit einer Mallorca-Sause zu tun hätten und der Ballermann den urwüchsigen Rock der Truppe schmälert. Dies schien den Anwesenden jedoch völlig egal zu sein, und auch wenn man viele bekannte Gesichter im Z7 sah, so waren einige Leute da die den Anschein machten von wegen heute Airbourne, morgen Taylor Swift und übermorgen Helene…, aber lassen wir diese Spekulationen im Raum stehen und wenden uns dem Wesentlichen zu…, dem heutigen Konzertabend!
Asomvel
Die Jungs aus England brachten vor allem eines mit, nämlich ganz viel von Lemmy. Dies in Form vom singenden Bassisten Ralph Robinson, der nicht nur die speckigen, langen Haare des legendären Motörhead Bassisten besitzt, sondern auch mit ganz vielen seiner Bewegungs-Abläufen frech an das Urgestein erinnert. Musikalisch schlug das Quartett in die Anfangszeiten von Motörhead rein, was bedeutete, dass der wilde Ritt durch eine rumpelige "bad ass motherfucker kick ass rocking" Show führte. Ralph war, wenn nicht gerade durchs Krächzen ins Mikrofon festgeschnürt, stetig in Bewegung. Er kämpfte um jeden Applaus, um jede Geste der Anwesenden und war bereit dafür alles zu geben.
So stahl er seinen Mitmusikern immer wieder das Rampenlicht, die sicherlich einen guten Job machten, aber neben dem singenden Bassisten fast ein bisschen untergingen. Da halfen auch die bangenden Bewegungen von Stel Robinson nicht viel. Mit "Switzerland! Fuck me!" begrüsste Ralph die Anwesenden und verliess diese nach knapp einer halben Stunde mit einem Kampfjet-Angriff artigen Auftritt wieder. Das Wegdonnern über die Köpfe der Z7-Besucher hinterliess eine (leicht) begeisterte Meute, welche Asomvel mit lautem Applaus verabschiedete. An Schluss blieb aber die Frage offen, was den Fans nach dem Konzert der UK-Truppe aus Harrogate noch im Gedächtnis hängengeblieben ist.
Airbourne
Die Bühne präsentierte sich oldschoolmässig vollgestopft mit Marshall-Boxen, welche die kommenden knapp neunzig Minuten mit nur deizehn Tracks zu einem Duracell-Hasen mässigen Konzert werden liessen. Die fliegenden Bierbecher (gefüllt wohlgemerkt) und Bierdosen, die unzähligen Crowdsurfer (mehr als bei Exodus) und die durch die Pausenmusik von Iron Maidens «Run To The Hills» und Motörheads «Ace Of Spades» sowie «We Are The Roadcrew» angeheizte Stimmung liess die Euphorie im Z7 bis kurz vor der Ekstase ansteigen. Der arschtretende Rock der Australier bringt logischerweise ganz viel AC/DC aus der Bon Scott Ära mit sich. Machen die Jungs um den singenden und Gitarre spielenden Wirbelwind Joel O'Keeffe etwas Neues? Nein, aber das was sie bieten, ist pures Dynamit, das jeden Moment in die Luft gehen kann. Die energievolle Darbietung von Joel lässt seine Begleitmusiker nach wie vor zu Statisten mutieren. Ohne seine Jungs wäre der Sound aber nur die Hälfte wert. Allein der pumpende Bass von Justin Street und das arschtretende Drum-Spiel von Joels Bruder Ryan hält dieses simple, aber dermassen wertvolle Grundgerüst einer tighten Rhythmus-Maschine zusammen.
Auch wenn Gitarrist Brett Tyrell sich ab und zu mit Joel duellierte und ansonsten seine kraftvolle Rhythmus-Salven ins Publikum pfefferte, am Ende der Show ist es der nie stillstehende, immer wieder halbgefüllte Bierbecher ins Publikum werfende Joel, welcher das Zentrum der Airbourne Show ist. Sein Ritt («Girls In Black») auf den Schultern seines Roadies ins Publikum (was für ein Wagnis bei dieser dicht zusammengedrängten Menschenmenge!) zeigte die Verneigung vor Angus Young (AC/DC) und Joels Fannähe. Dass er dabei (logischerweise) eine Bierdose an seinen Kopf hämmerte und die nahe am Gitarristen stehenden Besucher voll abduschte, schien niemanden zu stören. – Interessant, wenn man sonst mitbekommt, wie leicht angefressen Leute reagieren, wenn sie einen kleinen "Überschwupps" aus einem Bierbecher auf die Hosen bekommen – Joel gönnte sich keine Sekunde einer Ruhepause, kippte sich als Abkühlung immer wieder einen Becher voller Wasser über den Körper, was ihm einen erneuten Stromschlag zu versetzen schien und sich in einem weiteren Spagat-Sprung oder einer Kickbewegung entlud.
Die solistischen Ausflüge passten wie der berühmte Faustschlag aufs blaue Auge. Trotzdem, dafür ein, zwei, oder sogar drei Songs mehr zu spielen, wäre sicherlich nicht die allerschlechteste Alternative gewesen. Aber seien wir ehrlich, war das früher nicht auch schon so, dass sich Angus wie von der Tarantel gestochen, als kurz vor dem Ableben auf dem Rücken bewegender Käfer, ekstatisch zu seinen Gitarren-Klängen bewegte? Dieses Erbe tragen Joel und seine Jungs auf ihre eigene und unnachahmliche Art weiter, lassen sich dabei von niemandem in die Suppe spucken und treten jedem dermassen in den Arsch, dass sich jedes Steissbein freiwillig zum Arzt in Behandlung begibt.
"Switzerland! Do you wanna rock?" Was für eine Frage, das Z7 stand Kopf kannte kein Halten mehr und liess sich von der Spielfreude wie der wilden Performance mitreissen. So einfach kann eine Rock-Party sein, wenn man den passenden Gastgeber auf der Bühne stehen hat. "This song is for Lemmy" kündigte Joel «It's All For Rock'n'Roll» an und liess es sich nicht nehmen, eine Lemmy-Bar auf die Bühne zu stellen, auf der er vier Jacky-Cola zubereitete. Im Mischverhältnis eins zu fünf, während der eine Teil logischerweise Cola war! Tja, man kann über die Jungs denken was man will. Am Ende des Tages sind sie eine der wenigen Bands, welche dem Rock'n'Roll noch in seiner ureigenen Form huldigen, ihm mit einer unglaublichen, kräftezehrenden, wilden und hemmungslosen Show präsentieren und dabei jeden und jede in den Airbourne Bann zu ziehen vermögen. Die Anzahl der Ladies an diesem Abend war dabei überraschend gross!
Nach gut neunzig Minuten war Schluss, und die Glückseligkeit kannte kein Halten. Nachdem sich die Masse so langsam lichtete, präsentierte sich ein ekligklebriger Boden, der nur so mit leeren Bierdosen übersät war. Die Crowdsurfer konnten ihr Glück noch immer nicht fassen, da es den Anschein machte, dass ihre neue Lieblings-Sportart sie in einen euphorischen Zustand beförderte. Hier auch ein grosses Kompliment an die Z7-Security, die mit den sich auf den Händen der Fans in Richtung Fotograben beförderten Damen und Herren sehr freundlich umging. Als Dank wurde einem der Security-Kräfte, nach der ersten Bierdusche von Joel, noch die Glatze von einem Fan poliert!
Setliste: «Ready To Rock» - «Too Much, Too Young, Too Fast» - «Back In The Game» - «Diamond In The Rough» - «Burn Out In The Nitro» - «Girls In Black» - «Bottom Of The Wall» - «Breakin' Outta Hell» - «It's All For Rock'n'Roll» - «Stand Up For Rock'n'Roll» -- «Live It Up» - «Rock'n'Roll For Life» - «Runnin' Wild»