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24. Januar 2025, Pratteln - Z7
Text & Pics by Oliver H.
An einem scheinbar gewöhnlichen Freitag wurde im Z7 Metal der dunkleren Sorte geboten. Vor fast ausverkauftem Haus spielte ein Line-up, das ausgesprochen Sinn macht, heisst fantastische Gigs, die unter die Haut gingen. Die Speerspitze des Melodic Death Metal, die düsteren Vorboten finnischer Melancholie, INSOMNIUM und OMNIUM GATHERUM hatten ihre Alben «Shadows Of A Dying Sun» und «Beyond» im Gepäck, die ein Jubiläum feiern. Zeit also für eine Tour durch Europa, bei der es Insomnium gelungen ist, einen grossartigen Support aus den USA mitzubringen, Texas melancholischstes Quartett HINAYANA.
Hinayana
Pünktlich um 19:00 Uhr machten Hinayana den Anfang des Abends und starteten mit einer ziemlich düsteren und melancholischen Interpretation des Genres. Im Vergleich zu den anderen Bands sind in ihrem Sound mehr Doom-Anteile enthalten und die drückten das Publikum in eine schwere und doch mystische Stimmung. Dieses liebte die Schwere von Beginn weg. Hinayana waren auch der einzige Act, der ein gemischtes Set seiner Alben spielen konnte und sich damit bei den Fans die Sporen abverdiente. Während des gesamten Sets war der musikalische Austausch zwischen Casey Hurd und Erik Shtaygrud an den Duell-Gitarren grossartig.
Auch Matt Bius am Bass war während des gesamten Auftritts deutlich zu hören, und Daniel Vieira sorgte am Schlagzeug für den perfekten Rhythmus. Die Performance der Texaner war stark, jedoch merkte man im Publikum eine gewisse Unruhe, als der Vierer nach vierzig Minuten noch immer auf der Bühne stand. Gerade rechtzeitig machten die Amerikaner nach einer Zugabe Schluss, und das Publikum dankte es ihnen frenetisch. Für mich waren Hinayana eine Überraschung, denn sie machten richtig Stimmung, waren soundtechnisch gut aufgestellt und haben es geschafft, das Z7 in die richtige Stimmung zu versetzen.
Setliste: «Death Of The Cosmic» - «Cold Conception» - «In Sacred Delusion» - «Spirit And Matter» - «Tempest Horizon» - «Reverse The Code» - «Triptych Visions» - «A Tide Unturning»
Omnium Gatherum
Hier sprechen wir von einer diesen Bands, die man einmal live gesehen haben muss, wenn einem dieses Genre zusagt. Omnium Gatherum nehmen ihre Musik zwar ernst, wirken aber trotzdem spassig, bei dem was sie tun. Ihr Melodic Death Metal verteilt sich auf sechs Bandmitglieder, zur einen Hälfte alteingesessen und zur anderen Hälfte frisches Blut. Fast wie eine moderne Sturmtruppe trugen alle Bandmitglieder das gleiche Outfit, und jeder Musiker bangte zur gleichen Zeit. Die Band aus Finnland hatte sichtlich Spass, und Gründungsmitglied Markus Vanhala, komplett mit Zebramuster-Gitarre, spielte wie immer souverän. Nach fast dreissig Jahren in dieser Band könnte er diese Songs vermutlich im Schlaf spielen. Aapo Koivisto am Keyboard unterstrich live die melodische Seite der Band, sprich die Harmonien, die ununterbrochen von ihm durch das Sound-System kamen, stachen wirklich hervor.
Kurz gesagt, die Bühnen-Präsenz von Omnium Gatherum war einfach umwerfend, was anhand ihrer Aufgabe, das 2013er Album «Beyond» ganz durchzuspielen, gar nicht so selbstverständlich ist. Die Platte birgt nämlich nicht nur hochstehendes Songmaterial. Dennoch baute Sänger Jukka Pelkonen stets ein tolles Verhältnis zum Publikum und zu seiner Band auf. Sogar die häufigen Witze wie "Könnt Ihr erraten, welche Songs wir als nächstes spielen?" wirkten nie aufgesetzt. Er ist ein ausgezeichneter Frontmann, der den Raum mit Leichtigkeit und Sinn für Humor ausfüllt. Die Begeisterung des Publikums war bei jedem kommenden Song ungebrochen. Pelkonen lieferte knurrende, kraftvolle Vocals mit tadelloser Präzision ab. An anderer Stelle auf der Bühne wurde der Gig zu einer Show für die Vielseitigkeit des Gitarristen Markus Vanhala, der mit Omnium Gatherum und Insomnium spielt.
Die Wechsel zwischen emotionsgeladenen Melodien und Texten wie wilden, kraftvollen Riffs waren nahtlos, und die Energie geriet nie ins Stocken. Tracks wie «New Dynamic», «Nightwalkers», «The Unknowing» und «Living In Me» waren besondere Publikums-Lieblinge, sodass der ganze Raum headbangte oder unisono, auf Pelkonens Kommando, Hörner in die Luft warf. Omnium Gatherum brachten ihre orchestralen, fast opernhaften Melodien gekonnt unters Volk. «Beyond» ist eine Heimkehrer-Geschichte, und man hatte das Gefühl, dass die Rückkehr der Band nach Pratteln lang erwartet und die Dankbarkeit des Publikums spürbar war.
Setliste: «Luoto» - «New Dynamic» - «In The Rim» - «Nightwalkers» - «Formidable» - «The Sonic Sign» - «Who Could Say» - «The Unknowing» - «Living In Me» - «White Palace»
Insomnium
Wenn Omnium Gatherum auf der Party-Seite des Metals standen, waren Insomnium im Vergleich dazu sehr dunkel. Als eines der drei verbliebenen Gründungs-Mitglieder beherrschte Niilo Sevänen (Bass und Gesang) die Szenerie von Beginn weg. Das Publikum war während des gesamten Auftritts fast in einem eisigen Zustand. Nicht dass die Leute sich nicht bewegt hätten, aber die Stimmung durch die Musik war frostig. Auch Insomnium hatten es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Erfolgs-Album «Shadows Of The Dying Sun» in ganzer Länge zu präsentieren. Markus Vanhala war umgezogen und sah aus wie aus dem Ei gepellt. Hätte man ihn nicht bereits vorher mit Omnium Gatherum auf der Bühne gesehen, hätte man es wohl nicht geglaubt, dass dieser Mann bereits ein Konzert hinter sich hatte. Er schloss beim Spielen oft seine Augen. Was für eine Finesse in seinem Gitarren-Spiel!
Mittlerweile waren alle schwarz gekleidet und brachten diese über 70-minütige Session zum erwartungsvollen Publikum. Das Z7 zeigte sich wieder einmal mehr als grossartige Location, denn selbst wenn man ganz hinten stand, waren eine gute Sicht und fantastischer Sound gewährleistet. Alles klang klar und sauber, als die Band mit ihrem hochgelobten Album loslegte. Massive, melodische Riffs, unterstützt von kräftigem Schlagzeug und einem Gesang, der stets die Aufmerksamkeit auf sich zieht, krachte auf das gespannte Publikum nieder. Die helle Intensität ihrer melancholischen Art war von Anfang an mit dem Trio «The Primeval Dark», «While We Sleep» und «Revelation» spürbar. Der mittlere Track entpuppte sich dabei als einer der Favoriten des Abends und klang grossartiger denn je. Insomnium spielten sehr fokussiert, zwischen den Songs gab es nur minimales Geplänkel. Trotzdem hatten sie immer ein Lächeln auf den Lippen, und auch Sevänen machte sich einen Spass daraus, das Publikum zu fragen, welcher Track der nächste sein könnte.
So cruisten sie durch das Set und verschwanden schliesslich nach dem letzten regulären Song hinter der Bühne. Obwohl der letzte Ton des Albums verklungen war, waren Insomnium aber noch nicht fertig. Nach einer kurzen Pause kamen sie für eine Zugabe zurück und gruben die Limited Edition Bonustrack-Version von «Out To The Sea» aus, was eine tolle Überraschung darstellte. Die unglaubliche Show wurde schliesslich noch mit zwei weiteren Insomnium-Favoriten abgerundet, nämlich «Lilian» von «Anno 1696» und «One For Sorrow» vom gleichnamigen Album. Es mochte Januar sein, es mochte kalt sein und es mochte generell eher mieses Wetter sein, aber für diejenigen, die bei dieser Show im Z7 mit dabei waren, gab es nur Headbanging, viele Pommesgabeln und ein Lächeln auf den Lippen!
Setliste: «The Primeval Dark» - «While We Sleep» - «Revelation» - «Black Heart Rebellion» - «Lose To Night» - «Collapsing Words» - «The River» - «Ephemeral» - «The Promethean Song» - «Shadows Of The Dying Sun»» -- «Out To The Sea» - «Lilian» - «One For Sorrow»