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13. Dezember 2025, Aarau - KiFF
By Rockslave
Im Nachhinein ist man immer schlauer! Diesen allseits bekannten Spruch kann ich für mich dahingehend in Anspruch nehmen, dass ich mich noch lange und vergeblich in den Arsch beissen kann, dass ich das erste "Heim-Konzert" der laufenden "The Dark Tower Tour" von Burning Witches im Dynamo in Zürich am 04.05.2024 nicht besucht hatte. Vor allem deswegen, weil an diesem Konzertabend Ex-Witch und frischgebackene Mutter Larissa "Larry" Ernst noch einen Gastauftritt hatte sowie mit Megaton Sword und Gomorra zwei exzellente Support-Bands aufwarteten! Familiäre Gründe haben jedoch immer Vorrang, und darum freute ich mich umso mehr darauf, dass es heuer erstens noch eine Chance gab, diese Scharte weitestgehend auszuwetzen und zweitens, dass es mir heute Abend erfreulicherweise möglich war, zugegen zu sein. Unser einziger Schweizer All Female Heavy Metal Export hat in diesem Jahr nicht weniger als achtzig Konzerte heruntergerissen(!) und war zuletzt, sprich im September/Oktober in den Staaten, zusammen mit KK's Priest, unterwegs. Des Weiteren spielte man anfangs Februar gar in Indien am "Bangalore Open Air". Für mich persönlich war es nun interessant zu sehen, was seit Mai 2023 im Z7 gegangen ist.
Voltage Arc
Wie schon beim eben erwähnten, letzten Auftritt der Witches in Pratteln, standen heute Abend erneut Voltage Arc als erste Anheizer auf dem Billing. Hier herrschte in Sachen Weiterentwicklung eigentlich die gleiche Ausgangslage, aber um es gleich vorwegzunehmen: da hat sich noch nicht viel mehr getan! Was freilich aber immer noch voll brummt, ist die unschlagbare Live-Präsenz und die jugendlich-coole Attitüde, die von dieser energetischen Combo ausgeht. Darum legten Voltage Arc den Hebel auch dieses Mal gleich von Sekunde eins an um und powerten rund eine halbe Stunde, als gäbe es kein Morgen mehr! Mit dabei hatte das agile Quartett Songs vom diesjährig erschienenen, zweiten Longplayer «Sextasy». Bereits beim Opener «The Underground» gaben die Jungs gleich alles.
Ein Merkmal zu den eh schon kräftig vorgetragenen Lead-Vocals von Frontmann Toni Hörner ist die stets laustarke Unterstützung betreffend Backing-Vocals von allen drei Kollegen, inklusive Drummer Timon Forrer. Dies kam dann auch bei «Rockin' Man» voll durch, wo das gemeinsam zelebrierte "na-na-nananana-nana" gleich für mächtig Reibach im Saal sorgte. Die Handorgel-Einlage plus das Fahnenschwingen zu Beginn von «Break Free» könnte man allerdings dann auch mal weglassen (inklusive den Song), da Voltage Arc, zum Beispiel mit «Sin City», bessere Songs am Start haben. Der drinkselige Absacker «Never Forget To Drink» sorgte schliesslich mit seinen irischen Vibes für den Stimmungs-Höhepunkt. Definitiv ein cooler Auftritt, aber diese Band verfügt klar über mehr Potenzial!
Setliste: «The Underground» - «Rockin' Man» - «Break Free» - «Hard Rock Hot Spot» - «Sin City» - «Never Forget To Drink»
Pertness
Die Berner Power Metaller mit etwas folkigem Einschlag, die schon seit 1993 bestehen, hatte ich im Vorfeld nicht wirklich auf der Rechnung, zumal ihr letztes Studio-Album «Metamorphosis» 2018 das Licht der Welt erblickt hat. Vier full-lenght Veröffentlichungen in über drei Jahrzehnten sprechen ja nicht gerade für eine hohe Schaffenskraft, aber die Band stand immer wieder mal auf der Bühne und sorgte so dafür, dass sie nicht ganz in Vergessenheit gerät. Der Reaktionen zur Begrüssung, als Tom Schluchter (v), Tom Zurbrügg (g), Märs Bühler (b) und Tobi Hari (d) auf die Bühne traten, bestätigten dies umgehend. Wann ich selber die Truppe das letzte Mal live irgendwo gesehen habe, lässt sich ohne tiefere Recherche nicht mehr nachvollziehen, aber das dürfte ziemlich lange her sein.
Ein Suchlauf durch unser Archiv hat nun insgesamt fünf Treffer ergeben. Die ausgespuckten Jahre betreffen 2016, 2014, 2011, 2008 und 2001. Beim ältesten Datum (Support für Savatage) war ich dabei, aber noch nicht beim MF-Team (erst ab 2002). Die Rettung naht somit mit dem bald wieder anstehenden "ICE ROCK Festival", denn dort spielten die Swiss Highland Metaller in jüngster Vergangenheit. Immer noch unisono mit Schottenröcken bekleidet, diesmal aber in schwarz, liess sich die bestens eingespielte Truppe nicht lumpen und ihr Power-Sound trug mehrfach ein thrashiges Grundgerüst. Obwohl zehnjährige Setlisten fast gleich wie heute Abend aussahen, wirkte nichts altbacken und der Zuspruch der Fans war nochmals klar lauter als zuvor. Wann folgt mal neue Musik aus Frutigen?
Setliste: «Intro» - «Words Of Lies» - «Cold Wind Of Death» - «Fortress» - «From The Beginning» - «Farewell To The Past» - «My Prophecy» - «Metamorphosis» - «Seven Times Eternity» -- «Frozen Time» - «Outro»
Burning Witches
Lässt man nur mal die nackten Zahlen der vergangenen zwei Jahre alleine für sich sprechen, dann war vor allem das bald ausgehende Jahr 2024 mit beinahe sechzig gespielten Konzerten (!) in Europa, USA, Mexiko und selbst Indien ein wahr gewordener Traum. Nimmt man das Vorjahr 2023 noch dazu, stehen wir bei bald hundert Gigs vor tausenden von Fans, und es werden immer mehr, Fans wie Gigs! Vor allem die Staaten scheinen ein gutes Pflaster zu sein, denn dort traten die Hexen heuer im Frühling, Sommer und Herbst/Winter fast drei Dutzend mal auf! Dies geht sicher auch etwas auf das Konto von Courtney Cox, aber der jetzige Erfolg geht zurück auf jede einzelne Witch, die seit Beginn vor bald einmal einer Dekade etwas dazu beigetragen hat. Somit kein Ende in Sicht, im Gegenteil!
Vielmehr stehen Burning Witches vor dem sechsten Studio-Album und veröffentlichten im alten Jahr, also noch vor Weihnachten, mit der 2-Track EP «The Spell Of The Skull» (inklusive dem zweiten Track «Mirror, Mirror» einen neuen Tonträger, der die Vorfreude auf den nächsten Longplayer schon mal kräftig angeheizt hat. Die insgesamt drei strikt limitierten Vinyl-Versionen mit Auflagen von 100 (red), 200 (golden) und 300 (orange marbled) sind jetzt schon praktisch ausverkauft. Da meine Wenigkeit hier aber sehr wachsam war, sind wohlweislich keine Lücken entstanden. Das exklusive, reservierte Bundle, zusammen mit der marbled EP, dem Kalender 2025, signierter Karte, Poster und dem Fotoheft "The Book Of Pictures 2023 - 2024 (Nr. 5)" konnte ich heute Abend am Merchstand abgreifen.
Somit war ich schon vor dem Auftritt entsprechend ausgerüstet und voller Vorfreude, da ich bald erleben sollte, was in meinem Fall seit dem letzten, gesehenen Konzert im Mai 2023 («The Dark Tower» CD-Release Show im Z7 in Pratteln) gegangen ist. Die Basis, sprich klassischer Heavy Metal mit 80er-Flair und powermetallischen Elementen ist natürlich nach wie vor Trumpf. Nach dem Intro ging es mit dem speedigen und gesanglich sehr herausfordernden Opener «Unleash The Beast» gleich in die Vollen, gefolgt vom ebenso rasanten Track «Wings Of Steel». Die bereits hier losgetretene Energie und Tightness war spürbar und zudem nicht zu überhören, dass sich das Ganze nach all den absolvierten Konzerten merklich eingeschliffen hat. Mit dem fetten «Sea Of Lies» ging es dann erst richtig los!
Solche Nummern, wie auch «Dance With The Devil», «The Dark Tower» oder «Hexenhammer» bringen die Heavyness der Witches erst richtig zum Tragen, während die schnellen Songs unabdingbar zum Stil-Portfolio gehören. Darüber herrschen zugegebenermassen die sirenenartigen und für gewissen Ohren teils aneckenden Lead-Vocals von Laura Guldemond. Was man dem Mädel aber 100-prozentig zugutehalten muss, ist die absolut professionelle Einstellung gegenüber ihrer Rolle als Frontfrau im Fokus. Heisst bisher hat sie immer abgeliefert und alles gegeben. Mittlerweile merken das immer mehr Leute und zollen dem Kollektiv den gebührenden Respekt. Die Stimmung im KiFF mit über 320 Metalheads übertraf die Support-Bands locker, und wartet ab Folks, da wird bald noch viel mehr kommen!
Setliste: «Unleash The Beast» - «Wings Of Steel» - «Sea Of Lies» - «Dance With The Devil» - «We Stand As One» - «Lucid Nightmare» - «Evil Witch» - «The Dark Tower» - «The Spell Of The Skull» - «Necronomicon» - «Hexenhammer» - «Flight Of The Valkyries» - «The Witch Of The North» -- «Holy Diver (Dio Cover)» - «Burning Witches»