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12. Dezember 2024, Zürich/Oerlikon - Halle 622
By Rönu (rön) und Roger W. (rog) - Pics by Rönu
Knapp eine Woche nach dem Desaster mit dem Stromausfall am Kreator Konzert führte mich der Weg erneut in die Halle 622 nach Zürich/Oerlikon, und diesmal klappte alles reibungslos. Gegenüber dem Zuschauer-Aufmarsch am Thrash-Gewitter eine Woche früher war die Halle aber bei weitem nicht so gut gefüllt. Dabei wurde vor allem der Auftritt von Gamma Ray bei vielen sehnlichst erwartet, schliesslich ist Kai Hansen derzeit mit Helloween sehr gut ausgelastet. Dass die Band wohl etwas überrascht über dieses Interesse war, zeigte sich am spärlichen Merchstand, wo nach kürzester Zeit Shirts und Hoodies ausverkauft waren. Solche Probleme haben Blind Guardian nicht, denn die Band ist seit Jahren ein Garant für Unterhaltung pur. Doch zuerst stand noch ein einheimisches Gewächs auf der Bühne. (rön)
Illumishade
Die Band wurde von den beiden Eluveitie Mitgliedern Fabienne Erni und Jonas Wolf gegründet. Kein Wunder also, klang das auf der Bühne nach einer Truppe die genau weiss, was sie will, und entsprechend professionell kam der Auftritt dann auch rüber. Die Musik selber lässt sich am ehesten mit den neusten Werken von Within Temptation und Ad Infinitum vergleichen. Modern Metal meets Symphonic Metal also, getragen von der fantastischen Fabienne am Mikro.
So richtig vermochten Illumishade das Publikum aber nicht zu verzaubern, was auch an den etwas verschachtelten Songs lag. Ich glaube, die meisten Anwesenden hätten sich lieber etwas mehr Spielzeit für Gamma Ray gewünscht, was für Illumishade etwas zum Verhängnis wurde. Allerdings punktete die Band mit mächtig Spielfreude und musikalischem Können. So, und nun übergebe ich das Wort Roger, W. der für euch die Berichte für Gamma Ray und Blind Guardian verfasst hat. (rön)
Setliste: «Elegy» - «Enemy» - «Crystal Silence» - «Rise» - «Tales Of Time» - «World's End»
Gamma Ray
Nach dem Auftritt der heimischen Illumishade sehnten sich die Fans, endlich wieder mal zwei deutsche Heavy Metal Legenden erleben zu können. Touren Blind Guardian wieder vermehrt, sind Gamma Ray-Konzerte zur Rarität geworden. Gerade nach der grandiosen Reunion von Helloween mit sämtlichen Sängern, die je in der Band waren, machten sich wohl viele Sorgen über den Weiterbestand von Gamma Ray. Schliesslich wurde diese Band von Gitarrist und Sänger Kai Hansen nach dessen Ausstieg von Helloween gegründet. In den letzten dreissig Jahren erarbeiten sie sich live und auf CD ein Renommee, das viele Metaller zu Fans werden liess. So auch mich. Die Band wurde allerdings auch nach der Helloween Reunion nie aufgelöst . Nur ist bisher, ausser einer Live-CD, nichts mehr veröffentlicht worden und auch live hatte man Gamma Ray nicht mehr auf dem Schirm. Umso mehr staunte ich, als es hiess, dass Gamma Ray zusammen mit Blind Guardian in Zürich auftreten werden. Das durfte ich nicht verpassen, gehören die Rays doch zu meinem absoluten Lieblings-Bands, und ich wurde nicht enttäuscht.
Zuerst wunderte ich mich aber über den zweiten Gitarristen. Dieser war nicht, wie erwartet, das langjährige Mitglied Henjo Richter, sondern Beast In Black Gitarrist Kasperi Heikkinen. Der machte seine Sache sehr gut, und zeigte zusammen mit der ganzen Band auch immer wieder grosse Spielfreude. Wie sehr die Fans die Band vermisst hatten, bewiesen sie nur schon mit den lauten Publikums-Chören beim Intro. Was folgte war ein regelrechter Siegeszug mit einer grandiosen Setliste, die innert der gegebenen Stunde Spielzeit einen Bogen über die fast ganze Geschichte von Gamma Ray spannte. Dass Kai Hansen nicht mehr alles selber singt, sollte mittlerweile bekannt sein. Umso schöner war es anzusehen, wie gut er mit dem Hauptsänger Frank Beck harmonierte. Hansen hat damit sowohl bei Helloween wie auch bei Gamma Ray für sich die perfekte Mischung aus Hauptsänger, Lead- und Rhythmus-Gitarrist gefunden. Und das sah man ihm an, heisst er wirkte sehr zufrieden. Wohl aber auch, weil er hier die Lieder seiner Band spielen konnte.
Wer Gamma Ray dabei in die "Lustig-Ecke" stellt, vergisst, dass neben dem fröhlichen «Heaven Can Wait» auch viele knüppelharte Nummern à la «Empathy», oder «One With The World» im Repertoire stehen. Häufig, und das zeigte dieser Abend, dreht sich bei Gamma Ray alles um Dynamik. Bestes Beispiel dafür ist «Rebellion In Dreamland». Bei diesem Lied wurde mir einmal mehr bewusst, wie viel mir Gamma Ray bedeuten. Und so endete ein Konzert, dass für mich gerne noch eine weitere Stunde hätte dauern dürfen, denn in Sachen Bühnen-Präsenz stellten Gamma Ray den Headliner Blind Guardian deutlich in den Schatten. Aber das ist schlussendlich Geschmackssache, und das Gros der Anwesenden sah das offensichtlich ganz anders, obwohl auch Gamma Ray ziemlich abgefeiert wurden. Bitte mehr davon! (rog)
Setliste: «Land Of The Free», «Last Before The Storm», «Empathy», «Master Of Confusion», «One With The World», «Dehtrone Tyranny», «Rebellion In Dreamland», «Somewhere Out In Space», «Heaven Can Wait».
Blind Guardian
Hansi Kürsch und seine Truppe sind eine Band, die ich über einige Jahre ziemlich stark abgefeiert hatte. Teilweise hörte ich fast nur ihre Lieder. Nach dem Album «A Night At The Opera» verlor ich sie zunimndesr etwas aus den Augen. Ein Grund dafür waren ihre Konzerte. Live gaben mir Blind Guardian trotz Wacken-Erlebnissen mit riesigen Fanchören zu wenig. Viel zu starr und gesichtslos wirkten die Deutschen von der Bühne auf mich. Das änderte sich dieses Jahr am "Graspop Festival" in Belgien. Dort spielten sie auf einer Neben-Open-Air-Bühne nur mit einem Backdrop an der Wand und ohne grossen Schnickschnack. Und siehe da, es machte auch bei mir "klick". Sympathisch, dass sie auch in Zürich auf weiteren Firlefanz wie Feuer-Effekte oder Video-Leinwände verzichteten. Und dieses spartanische Bühnenbild wirkte sich letztlich auch auf die Musik aus.
Blind Guardian klangen roh, hart, willig und bei bester Spiellaune, auch wenn die Spielfreude bei Gamma Ray noch offensichtlicher war. Das lag aber auch daran, dass Lead-Gitarrist André Olbrich zu Beginn über etliche Lieder hinweg mit Sound-Problemen zu kämpfen hatte. Während der Songs liess er sich davon nichts anmerken, machte aber dazwischen einige entsprechende Gesten in Richtung Bühnenrand. Sänger Hansi Kürsch war derweil bei bester Redelaune: "Als junge, aufstrebende Band ist es uns eine Ehre zum ersten Mal in Zürich zu spielen", scherzte er und wies dabei auf den 40. Geburtstag von Blind Guardian hin. Als "Fan-Barometer" stellte er Gitarrist Marcus Siepen vor. Gab sich Kürsch mit den Band-Reaktionen schon bald zufrieden, spielte Siepen derjenige, der noch mehr wollte. Aber auch der Sänger lockte die Fans immer wieder zu Gesangs- und Klatschhöchstleistungen. "Ihr habt geliefert", freute er sich.
Die Band lieferte aber ebenfalls, Und dies mit vermeintlich ruhigeren und sehr schnellen Liedern. «The Bards Song - Into The Forest» entpuppte sich als einer der Höhepunkte, wobei ich mit einem so textsicheren und lauten Fangesang bei dieser Ballade an der Stelle nicht gerechnet hatte. Als kleine Überraschung spielten Bind Guardian das lange, komplexe und epische «And Then There Was Silence». Vergleicht man die Setliste vergangener Blind Guardian Konzerte mit der aktuellen, so stellt man fest, dass diese von Auftritt zu Auftritt etwas umgestellt wird. Auch das könnte ein Ergebnis des spartanischen Licht- und Bühnenshow sein, denn hierzu müssen keine vorkreierten Filmchen zum jeweils vorgetragenen Lied passen.
So entstand auch in der grossen Halle eine intime Atmosphäre. Schade nur, dass Kai Hansen nicht zu «Valhalla» auf die Bühne kam, denn auf den Original-Aufnahmen auf dem Album «Follow The Blind» (1989) glänzte er als Gastsänger. Ohne Pause und ohne klar deklarierte Zugabe hasteten Blind Guardian mit den Klassikern «Mirror Mirror» und «Majesty» zum Konzertende. Nach einer Spielzeit von einer Stunde und vierzig Minuten verzichteten sie gar auf irgendwelchen Schlusslärm, sondern beendeten «Majesty» gleich wie auf der CD, sympathisch. So holten die Deutschen aus den gegebenen Rahmen-Bedingungen wirklich das Maximum heraus. Gamma Ray und Blind Guardian funktionieren zusammen hervorragend. Weitere Konzerte in dieser Konstellation sind ausdrücklich erwünscht! (rog)
Setliste: «Imaginations From The Other Side» - «Nightfall» - «Banish From Sanctuary» - «Violent Shadow» - «Bright Eyes» - «Into The Storm» - «The Bards Song - In The Forest» - «And Then Ther Was Silence» - «Lord Of The Rings» - «Valhalla» - «Mirror Mirror» - «Majesty»