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07. Dezember 2024, Pratteln - Z7
By Rockslave
Die Zeit der grossen Erfolge der kanadischen Edel-Neo-Progger ist schon eine ganze Weile her, aber bevor man in all den folgenden Jahren an die zwanzig Mal im Z7 aufgetreten ist (Corona verhinderte diesen Meilenstein!), wurde das Hallenstadion in Zürich 1980 (Tour zum Album «Silent Knight») und 1986 (Tour zum Album «Behaviour) weit mehr als nur ordentlich bevölkert! An gleicher Stelle (Z7), heisst vor fast genau siebzehn Jahren, verkündete Frontmann Michael Sadler derweil aus privaten Gründen seinen zum Glück nur kurzzeitigen Ausstand von letztlich rund drei Jahren.
Diese Phase wurde von Rob Moratti, inklusive einem Studio-Album («The Human Condition», 2009), würdig bestritten. Ein weiterer, schmerzvoller Aderlass kam dann im Sommer 2018, als Bassist, Keyboarder, Texter und Produzent Jim Chrichton die Band offiziell verliess, aber im Hintergrund noch aktiv blieb und zuletzt beim Akustik-Album «Symmetry» (2021) involviert war. Während der "It Never Ends Tour" erkrankte Sadler schwer an einer hochaggressiven Form von muskelinvasivem Krebs. Die komplexe Operation im September gelang zum Glück und liess eine Rückkehr auf die Bühne zu. Auch wenn körperlich deutlich gezeichnet, lieferte Michael eine bemerkenswerte Top-Performance ab!
SAGA
Die Show von heute Abend in Pratteln, nota bene das Tour-Abschlusskonzert, stand noch zusätzlich unter einem besonderen Stern, denn Gitarrist Ian Chrichton fehlte wegen einer (im August) erlittenen Verletzung (Bruch im Fuss-/Beinbereich) und wurde durch den etatmässigen Bassisten Dusty Chesterfield ersetzt. An seiner Stelle wurde für den vakanten Platz am Bass (den Sadler sonst auch spielt, zumindest teilweise) Profi-Musiker und Produzent Michael Borkosky (Alannah Myles, Sass Jordan, Lee Aaron, Coney Hatch/Andy Curran und andere) angeheuert. Vor einer sehr erfreulichen Kulisse von gut 1'200 Besuchern ab der Altersklasse dreissig aufwärts war der Konzert-Event somit gesetzt und man musste allerdings ohne Support-Band auskommen sowie ausharren bis 21:30 Uhr!
Eigentlich war es ja ein Wunder, dass die "It Never Ends Tour" nach der schrecklichen Diagnose für Frontmann Michael Sadler überhaupt noch beendet werden konnte. Doch die beteiligten Ärzte waren zum Glück erfolgreich und vermochten ihrem prominenten Patienten zu helfen und wesentlich zu dessen Genesung beizutragen. Dennoch sah der sonst immer drahtige und sehr fit wirkende Frontmann aktuell sehr zerbrechlich und merklich angeschlagen aus, als er die Bühne betrat. Durch den eher üppigen wie ungepflegt getragenen Bart wurde dieser Eindruck noch zusätzlich verstärkt. Erfreulicherweise färbte dies jedoch nicht auf die prägnante und unersetzliche Gesangsstimme ab, ohne die bei der kanadischen Kult-Band das entscheidende Alleinstellungs-Merkmal fehlen würde!
So richtete sich der Blick eigentlich nur noch auf die Setliste und wie das Schluss-Line-up der Tour das Ganze interpretieren würde. Dafür brauchte es nicht lange, denn schon bei «Careful Where You Step», also zu Beginn des Konzertes, wurde gewahr, dass zumindest für das Gehör fast keine Abstriche gemacht werden mussten. Die Optik konnte da dann nicht mehr mithalten, selbst wenn sich Aushilfs-Gitarrist Dusty technisch keine Blösse gab und, je länger er spielte, immer besser performte. Den eigentümlichen und manchmal etwas ruppigen wie lauteren Stil von Ian Chrichton konnte er jedoch nicht ganz nachahmen. Mit Keyboarder Jim Gilmour agierte dann immerhin noch ein bekanntes Gesicht an der Stelle, wo es schon immer war, während Sadler teilweise noch zusätzlich aushalf.
Das Publikum zeigte sich, trotz der vergleichsweise imposanten Menge, weitgehend lethargisch und eine Riesen-Stimmung kam trotz lautstarkem Applaus kaum bis gar nicht auf. Etwa in der Mitte des Sets, heisst vor der etwas zahnlosen Piano-Version von «Time's Up» schrie ein offenbar gelangweilter Fan in der ersten Reihe "play your hits!" gut hörbar in Richtung der Protagonisten auf der Bühne. Michael griff das natürlich auf und versprach "baldige Besserung". Doch eigentlich reichte es völlig aus, dass er gesanglich voll auf der Höhe war und seine bedauernswerte Situation keinerlei Anlass zur Kritik zuliess. Hinten raus nahm die Hit-Dichte logischerweise zu, wo dann natürlich «Scratching The Surface», gesungen von Jim, nicht fehlen durfte. Allerdings wurde ein gewichtiger Klassiker ausgelassen.
Die Rede ist von «On The Loose», sprich einem der unerlässlichen, alten Kracher aus den 80ern. Warum dieser Übersong spontan, obwohl auf der Setliste stehend, ausgelassen wurde, konnte nicht eruiert werden. Doch auch so kamen am Schluss gut zwei Stunden an feinstem SAGA-Sound zusammen, welcher keinen Fan enttäuschte. Dass jeweils bei Abschluss-Konzerten einer Tournee üblicherweise "noch etwas "Unerwartetes" auf der Bühne passiert, reduzierte sich am heutigen Abend auf zwei umherfliegende Bananen, wovon eine davon auf dem einen Keyboard von Master Gilmour "landete". SAGA kamen deswegen weder auf den Hund, noch den Affen, sondern zeigten auf, dass immer noch mit ihnen zu rechnen ist. Was offen bleibt, ist die Gesundheit von Michael.
Setliste: «Intro Medley (Don't Look Now / Once Is Never Enough / The Learning Tree)» - «Careful Where You Step» - «It Never Ends» - «Days Like These» - «Framed» - «Conversations» - «The Sound Of Strangers» - «Drum Solo Mike Thorne» - «Ice Nice» - «Time's Up (Piano version)» - «The Interview» - «Humble Stance» - «Tired World (Chapter 6)» - «Scratching The Surface» - «The Pitchman» - «Don't Be Late (Chapter 2)» -- «Wind Him Up» - «You're Not Alone»