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08. November 2024, Solothurn - Kofmehl
By Rönu
Ein verdammt starkes Tour-Package machte da in Solothurn Halt. Eine aufstrebende Melodic Death Truppe aus Deutschland, Viking-Death aus Finnland, Gothic Metal aus Portugal und als Headliner feinster Schweden Melo-Death. Neben musikalisch genialen Darbietungen bot der Abend aber auch Anlass zur der Kritik. Doch dazu später, denn schon früh ging es im Kofmehl los, heisst die erste Band war bereits um 18:15 Uhr angesagt.
Hiraes
Pünktlich um 18:10 Uhr betraten mein Kumpel und ich die Halle, nur um verwundert festzustellen, dass die Deutschen bereits munter auf der Bühne standen. Den ersten Song hatten wir leider verpasst, denn irgendwie klappte die Kommunikation da nicht, da auch auf den sozialen Kanälen nichts von einer früheren Anspielzeit zu finden war. Ärgerlich auch deshalb, weil die Growl-Königin Britta Goertz (Cripper) und ihre Band nur fünf Songs spielen konnten. Die nutzten sie aber zumindest gnadenlos, kein Wunder bei Nackenbrechern wie «Under Fire» oder «Undercurrent». Auch schön, dass sie nach dem Konzert zu den Fans kamen, dies trotz strengem Zeitplan, schliesslich war der nächste Stop in Belgien angesagt. Hiraes haben viel Werbung für sich gemacht und hoffentlich sieht man diese hoffnungsvolle Band bald wieder einmal in der Schweiz.
Setliste: «Through The Storm» - «About Lies» - «Under Fire» - «We Owe No One» - «Undercurrent»
Wolfheart
Diese Truppe verfügt eigentlich längst über Qualitäten eines Headliners. Trotz Platzmangel mit imposanter Bühnen-Deko (an den Mikroständern waren riesige Hörner angebracht) überzeugten die Finnen auch optisch. Drei Songs waren dem bärenstarken neuen Album «Draconian Darkness» gewidmet, ausserdem überraschte man das Schweizer Publikum mit dem geilen «The Hammer» als Schlusspunkt. Die Band genoss den Auftritt sichtlich und dürfte an diesem Abend den einen oder anderen Fan dazugewonnen haben. Der episch anmutende Melodic Death Metal überzeugt auch deshalb, weil man mit Gitarrist Vagelis Karzis einen Mann an Bord hat, der den Tracks mit seinem Klargesang Tiefe verleiht. Die beiden Bands die noch folgten, waren auf jeden Fall gefordert, denn beide Support-Bands konnten sich mehr als nur einen Höflichkeits-Applaus abholen.
Setliste: «Strength And Valor» - «Zero Gravity» - «Burning Sky» - «The Hunt» - «Evenfall» - «The King» - «Grave» - «The Hammer»
Moonspell
Die Portugiesen haben mittlerweile eine echte Fanbase am Start, und auch heute hing eine Länder-Fahne in der ersten Reihe. Ich gebe es zu, Moonspell waren sicherlich die Band, die mich am heutigen Abend am wenigsten interessierten, aber was die Truppe dann auf die Bühne zauberte, war einfach nur stark. Sänger Fernando Ribeiro stand mit einem Grinsen auf den Brettern und forderte "Switzerland" immer wieder auf, Stimmung zu machen. Die grösste Überraschung in der Setliste war sicher, das das letzte Studio-Album «Hermitage» keine Beachtung bekam, stattdessen waren es «Irreligious» und «The Antidote» mit je drei Songs, welche das Geschehen prägten. Ein sehenswerter Gig, keine Frage.
Setliste: «Opium» - «Awake!» - «Extinct» - «Night Eternal» - «Finisterra» - «In And Above Men» - «From Lowering Skies» - «Everything Invaded» - «Breathe (Until We Are No More» - «Alma Mater» - «Full Moon Madness»
Dark Tranquillity
Als der Headliner die Bühne enterte, kam es einem vor, als wäre das Publikum per Knopfdruck zur Stimmung gezwungen worden. Nicht, dass vorher etwa Flaute herrschte, aber das war phasenweise atemberaubend, was das mittlerweile proppenvolle Kofmehl stimmungsmässig ablieferte. Sänger und Mastermind Mikael Stanne war dermassen gut gelaunt, dass seine Mundwinkel fast permanent oben festhingen. Tja und was DT an diesem Abend ablieferten, war eine Macht-Demonstration und der gleichzeitig der Beweis, dass man in diesem Genre zu Recht ganz oben steht. Natürlich stand das neue Album «Endtime Signals» im Mittelpunkt, aber auch die grossen Kracher wie «Misery's Crown», «Phantom Days» oder «Atoma» durften natürlich nicht fehlen. Insgesamt achtzehn Songs lieferten Dark Tranquillity ab, und eines war glasklar: Der Headliner wurde seiner Rolle absolut gerecht. Der Sound war zwar am Anfang nicht optimal, da Mikael zu leise rüberkam, aber die Probleme bekam man dann zum Glück bald in den Griff, und so war auch akustisch alles in Butter. Am Schluss kann man vor den Schweden nur den Hut ziehen, das war phasenweise echt magisch!
Setliste: «Shivers And Voids» - «Cathode Ray Sunsine» - «Unforgivable» - «Forward Momentum» - «What Only You Know» - «Terminus (Where Death Is Most Alive)» - «Atoma» - «Our Disconnect» - «State Of Trust» - «The Last Imagination» - «Not Nothing» - «Final Resistance» - «Neuronal Fire» - «ThereIn» - «Phantom Days» - «Identical To None» - «Lost To Apathy» - «Misery’s Crown»
Fazit: Alles super also? Nicht ganz, denn nun kommt leider ein ganz leidiges Thema. In Sachen Merchandise Preise war nämlich nichts in Ordnung. Fünfzig Franken für ein Shirt, gleich viel für die LP, neunzig für ein Hoodie, dreissig für einen Bag? Echt jetzt? Das Schlimmste daran war jedoch, dass auch Hiraes und Wolfheart entsprechend nachziehen mussten. Das führte doch zu einigen sehr negativen Stimmen. Der Merchandiser rechtfertigte sich mit den hohen Zollkosten, aber das kann ja keine Ausrede dafür sein, schliesslich geht das allen Bands so. Es kann ja nicht sein, dass selbst eine grosse Band wie Accept viel günstiger sind. Ein grosser "Tolggen" (Deutsch: "Schwarzfleck") an einem ansonsten perfekten Konzert-Abend.