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04. Juli 2023, Luzern - Schüür
By Rockslave
Eigentlich ist es in heutigen Zeiten nicht mehr selbstverständlich, dass eine amerikanische Band, die bereits im Februar bei uns in der Schweiz aufgetreten ist, kein halbes Jahr später erneut aufspielt. Vielmehr ist es Fakt, dass schon einige Combos ihre eingeplanten Europa-Tourneen wegen zu hohen Kosten und mangelndem Ticket-Vorverkauf komplett abgesagt haben und somit nicht über den grossen Teich zu uns herüber fliegen. Im Fall von Dirty Honey, die bislang sehr hoffnungsvoll unterwegs, aber noch längst keine Superstars sind, sieht das offenbar und erfreulicherweise anders aus. Darum war die Freude gross, als zwei weitere Konzerte im laufenden Jahr angesagt wurden. Eines in Luzern in der Schüür und eines, tags darauf, in Solothurn im Kofmehl. Aufgrund eines privaten wie unumstösslichen Termins kam Luzern in die Kränze, was letztlich, bis auf die etwas längere Anfahr-Distanz, kein Nachteil war. Im Vorprogramm stand das ebenso aufstrebende Trio Basement Saints, das sich als harmonisches Dreiländer-Eck mit Südafrika, Schweiz sowie Österreich auszeichnet.
Basement Saints
Obwohl die Herkunft der Musiker primär nicht auf eine "Schweizer Band" hindeutet, gelten sie als heimisch verwurzelte Truppe, da Mainman Anton Delen, der Basement Saints 2012 in Grenchen gründete, über seinen südafrikanischen Vater in der Schweiz sesshaft wurde. Als dann etwas später Drummer Simon "Molly" Moll dazu stiess, waren quasi zwei Solothurner vertreten. Nach ein paar Line-up Wechseln seit Beginn ist jetzt aktuell Robby als Dritter im Bunde mit an Bord, der mit seiner Hammond-Orgel die vormals zweite Gitarre (von Levent Basharan) ablöste. Das eröffnete so zu sagen eine ganz neue Welt, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass genau dies das bisher fehlende Puzzle-Teil bei den Saints war.
Dass dem in der Tat so ist, liess nicht lange auf sich warten, als die Jungs als Konzert-Opener ziemlich furios loslegten. Das von mir persönlich immer wieder mal mokierte Fehlen eines Bassisten in der Besetzung wurde durch Antons komplettes Spiel an der E-Gitarre, unterstützt durch ein paar Effekt-Geräte, ohne Verlust wettgemacht. Unterstützt durch das agile Drumming von Molly legte sich vor allem auch Robby voll ins Zeug und erinnerte nicht nur soundmässig an die wilden Zeiten von Deep Purple anfangs der 70er. Alles zusammen ergab eine kompakte Soundwand, die beim altersmässig gut gemischten, wenn auch zahlenmässig eher mässig aufmarschierten Publikum gute Resonanzen hervor rief.
Setliste: «Love To Ride» - «Rainbow Nation» - «Left Lane Cruiser» - «Making Amends» - «Radius Of Heat» - «Bohemian Boogie» - «Highway Lines»
Dirty Honey
Nach der grandiosen Premiere für meine Wenigkeit in der Mühle Hunziken in Rubigen stand die nächste Sause der Kalifornier an, und das darf man sich als erklärter Rock-Fan derzeit nicht entgehen lassen. Was Frontmann Marc LaBelle, Gitarrist John Notto, Bassist Justin Smolian und (Neu-) Drummer Jaydon Bean da seit gerade mal 2017 zelebrieren, ist zwar simpel, aber mit einer ansteckenden, jedoch nie arrogant wirkenden Attitüde gesegnet, was es seit Aerosmith nicht mehr gegeben hat. Und die Jungs aus Los Angeles haben bereits mit, respektive auf der ersten EP bewiesen, dass ihre Songs durchs Band hindurch einfach Eier haben und die jeweils vermeintlich einfache Rock'n'Roll Formel völlig verinnerlicht wurde. Im Vorfeld des anfangs November anstehenden zweiten Longplayers «Can't Find The Brakes», dessen Opener sogleich den Auftritt der Amis eröffnete, fanden noch drei weitere, neue Songs Einzug in die Setliste. Selbst wenn mit «Last Child (Aerosmith Cover)» und «Let's Go Crazy (Prince Cover)» noch zwei wirklich töfte interpretierte Fremd-Kompositionen gezockt wurden, ist absehbar, wo das dereinst hinführen wird, wenn die Qualität des Songwritings nicht abfällt.
Dirty Honey, die ja nicht nur vom Bandnamen her keine Scheuklappen tragen, sondern sich auch textlich mindestens teilweise im Bereich des legendären "Parental Advisory - Explicit Lyrics" Hinweises bewegen, lassen den mittlerweile etwas angezählten, einstigen Cock Rock Primus Steel Panther klar hinter sich. Das sah die inzwischen doch merklich angewachsene Zahl an Fans genau so und feierte die Jungs nach allen Regeln der Kunst ab. Was soll man(n) da noch gross dazu sagen? Es war einfach nur der Hammer, was die Band als Kollektiv und auch solistisch ablieferte. Besonders Gitarrist John Notto empfahl sich als kompletter Gitarrist, wie das zum Beispiel ein Eddie van Halen (R.I.P.) war oder ein Zakk Wylde nach wie vor bringt. Sich gross in Pose zu schmeissen ist ein Leichtes, dann aber auch entsprechend zu performen etwas anderes. Auch wenn das Konzert mit viel zu knappen 75 Minuten vorzeitig zu Ende ging, blieben unter dem Strich nur Superlative übrig! Wenn ich am folgenden Tag, wie bereits erwähnt, nicht unpässlich gewesen wäre, hätte mich auch das Kofmehl mit Sicherheit locken können. Nun mal sehen, ob das neue Album in die Charts kommt, geil wärs ja auf jede Fall!
Setliste: «Can't Find The Brakes» - «California Dreamin'» - «Scars» - «Heartbreaker» - «Dirty Mind» - «The Wire» - «Tied Up» - «Don't Put Out The Fire» - «Another Last Time» - «Last Child (Aerosmith Cover)» - «Let's Go Crazy (Prince Cover)» - «Won't Take Me Alive» - «When I'm Gone» -- «Rolling 7s»