Donnerstag, 19. Juni 2025

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Samstag, 03 Mai 2025 21:40

Ghost in Zürich Empfehlung

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03. Mai 2025, Zürich - Hallenstadion
By Rockslave

Als im Vorfeld dieses Konzertes, respektive der diesjährigen Tour von Tobias "Papa V Perpetua" Forge und seinem Gefolge verlautet wurde, dass keine Smartphones während des ganzen Konzertes (!) erlaubt sind, mehr noch diese gut zwei Stunden in einem speziellen Beutel (Yondr ist ein amerikanisches Unternehmen, das sich auf die Schaffung handyfreier Umgebungen mit seinem Hauptprodukt, der "Yondr-Pouch", spezialisiert hat) kaltgestellt werden, brach quasi eine neue Zeitrechnung an. Die Diskussion zum Thema war lanciert, und bei welcher überaus stark polarisierenden Band als Ghost wäre dieses Thema besser aufgehoben gewesen? Doch letztlich ist es höchste Zeit, hier endlich einzuschreiten.

Fakt ist, dass es definitiv nicht um ein paar Erinnerungs-Fotos und das Video zum jeweiligen Lieblings-Song geht, aber was mittlerweile daraus geworden ist, verärgert längst nicht nur so alte Semester wie mich. Vor lauter Smartphone-Bildschirmen wird das Geschehen auf der Bühne beim Dauer-Filmen zunehmend nur noch Mittel zum Zweck. Was nun anfangs November 2022 bei Porcupine Tree noch auf freiwilliger, aber klar restriktiver Basis in der Halle 622 abging, wird womöglich bald Schule machen. Denkbar, dass es heute Abend ohne diese Massnahme vielleicht 9'000 oder mehr Besucher hätten sein können, aber die anwesenden 8'500 Fans erlebten auf jeden Fall einen Abend für die Geschichtsbücher!

Ghost
Nachdem ich dem letzten Konzert an gleicher Stelle vor fast genau drei Jahren leider nicht beiwohnen konnte, war die Vorfreude zur aktuellen Tour, respektive zum neuen Knaller-Album «Skeletá», riesig! Dies galt generell auch für das klar gesteigerte Interesse an den Schweden, was angesichts der phänomenalen US-Tour von 2023 und dem resultierenden Konzertfilm wie Live-Album «Rite Here Rite Now» auch kein Wunder ist. Die Truppe um Mastermind Tobias Forge hat sich längst etabliert und wird unter Beibehaltung des aktuellen Songwriting-Levels ohne Zweifel zum nächsten wirklich grossen Ding avancieren. Damit einher gingen dann aber weit weniger erfreuliche Dinge wie das Gängeln der offiziellen Presse, sprich Fotographen, da unsereins nur im Bereich "FOH" (Front of House) Fotos machen durfte! Das trübte die (Vor-) Freude auf den anstehenden Event merklich und drückte zu Beginn auch auf unsere Stimmung.

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Noch 2017 im Volkshaus und 2019 im Mini-Hallenstadion war das überhaupt kein Thema, und es erschliesst sich einem auch überhaupt nicht, warum der Wind von offizieller Seite her (Tobias himself? Management? Live Nation?) auf einmal gedreht hat. Das hemdsärmlige Fotographieren über die Köpfe des Fussvolkes hinweg führte letztlich zu einer sehr mageren Ausbeute an brauchbarem Material, zumal ich über kein entsprechendes, ausreichend grosses Tele-Objektiv verfügte. Wie dem auch sei, mussten die Kameras nach den ersten drei Songs natürlich zuerst aus der Halle gebracht werden. Einmal deponiert, gab es zuerst noch Missverständnisse rund um die Presse-Tickets auszumerzen, was glatt einen ganzen Song («Majesty») kostete! Immerhin waren das letztlich VIP-Tickets, wo es sich meine Wenigkeit im Sektor "U" auf einem der überaus bequemen Sitze gemütlich machen und das "Sekt-Tischlein" aufklappen konnte.

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Dort wurde zunächst mal ein kühles Bier platziert, und dann ging es erst richtig los mit dem Rest der grandiosen Show, die "Papa V Perpetua" und seine insgesamt acht Ghouls auf ihrer "Skeletour World Tour 2025" hinlegten. Die spürbare Lautstärke machte es für den optimalen Hörgenuss nötig, dass der Gehörschutz eingesetzt wurde. So war unter anderem der donnernde Bass-Sound wunderbar auszumachen, und auch sonst klang das Ganze ganz ordentlich. Auf der opulent aufgebauten Bühne, ausgestattet mit riesigen Video-Screens im Hintergrund, thronte das Schlagzeug zentral wie erhöht und wurde von zwei Keyboards flankiert. Nebst Tobias hatte auch die komplette Saiten-Fraktion genügend Platz, um sich voll entfalten zu können. Dazu gehörten auch immer wieder mal töfte Twin-Soli, ohne die man sich den aktuellen Ghost-Sound nicht vorstellen kann, und über allem brillierte die Gesangs-Stimme von Master Forge.

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Sein Timbre trägt ein Alleinstellungs-Merkmal, das ihn umgehend erkennen lässt, und besonders auf dem neuen, hammermässigen Studio-Album «Skeletá» kommt dies ausgeprägter denn je zum Ausdruck. «Lachryma» ist zum Beispiel einer dieser Killer-Tracks, dessen Melody-Line sich nebst den knackigen Gitarren tief in die Gehirnwindungen hineinfrisst. Interessanterweise fanden insgesamt "nur" vier der zehn neuen Songs den Weg in die Tour-Setliste, und mit sechs bis sieben Tracks (je nach Konzert) liegt der Fokus nach wie vor auf dem Album «Meliora» von 2015. Unterstützt durch die bildmässig geschickt gesteuerten Video-Screens, massig eingesetztem Licht plus Rauch und Feuersäulen begeisterte die Band das Hallenstadion nach allen Regeln der Kunst. Obwohl «Absolution» nicht mehr im Set war, wurde man dafür mit «He Is» beglückt, und die Rückkehr von «Monstrance Clock» liess mich fast Freudentränen aus den Augen wischen.

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Warum dann allerdings der garantierte Gänsehaut-Moment mit der kultigen Liedzeile «Come together, Together as one - Come together, For Lucifer's son» aber sowas von in die Hose ging, liess mich konsterniert bis zuweilen fast ratlos zurück. Dies auch deswegen, weil die Fans vor den Zugaben lautstark tobten und stampften wie in alten Zeiten! Nichtsdestotrotz hinterliess dieser geniale Auftritt unter dem Strich eigentlich nur Positives. Dazu kam dann auch noch der Umstand des völlig handyfreien Events, was wirklich eine Wohltat war, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich dies hier und auch an anderen Orten in der Schweiz zunehmend ausbreiten dürfte. Der Gewinn, für einmal (und hoffentlich auch künftig!) keinen "Knochen" vor einem in die Höhe gehalten zu sehen, ist in heutigen Zeiten eigentlich unbezahlbar. Zudem hat die Crew von Zürich bewiesen, dass man es technisch und logistisch im Griff hat!

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Nochmals anzumerken ist sonst eigentlich nur das seltsame wie unnötige Gebaren von wegen dem Fotographieren (und damit meine ich jetzt nicht den Fotovertrag per se) sowie die unverschämten Preise am Merchandise-Stand. Bei allem Verständnis des Zeitalters nach Corona und den Folgen davon, aber CHF 55.- für ein herkömmliches Tourshirt geht definitiv zu weit, überschreitet die rote Linie und wird zumindest meinerseits fortan boykottiert! Entschädigt wurde man dafür mit einer fast zweistündigen Show, und dass es diesmal keine Support-Bands gab, fiel nicht besonders ins Gewicht. Somit bis zum nächsten Mal!

Setliste: «Peacefield» - «Lachryma» - «Spirit» - «Faith» - «Majesty» - «The Future Is A Foreign Land» - «Devil Church» - «Cirice» - «Darkness At The Heart Of My Love» - «Satanized» - «Ritual» - «Umbra» - «Year Zero» - «He Is» - «Rats» - «Kiss The Go-Goat» - «Mummy Dust» - «Monstrance Clock» -- «Mary On A Cross» - «Dance Macabre» - «Square Hammer»

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