
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
09. Juli 2025, Zürich - Hallenstadion
By Tinu
So, mein hochverehrter Rockslave und Geradebieger der Orthographie, wie war das noch mit dem "Jahrhundert-Gig" von Judas Priest, knapp eine Woche bevor Iron Maiden das Hallenstadion einnahmen? Wie bitte schön fällt denn nun die Bewertung des Eddie-Gigs aus? (Rsl: Galaktisch!) Auch wenn ich den Auftritt von Rob und seinen Jungs mehr als nur genoss, aber was Maiden da am 9. Juli in Zürich auspackten, war eine Show die von den besten Songs der Jungs um Bassist und Mainman Steve Harris lebte und anhand der grandiosen Video-Filme und Pyro-Effekte nochmals nachhaltiger wirkte und bei mir für eine "meterhohe Gänsehaut" sorgte!
Auch wenn die letzte Show der eisernen Jungfrauen im Juni 2023 an gleicher Stelle saugeil war, legten Steve, Bruce Dickinson (Gesang), Adrian Smith (Gitarre), Dave Murray (Gitarre, was hat der Jungs gegrinst!), Janick Gers (Gitarre) und Neu-Trommler Simon Dawson eine Spielfreude an den Tag, wie ich sie von Iron Maiden schon lange nicht mehr so gesehen hatte! Die Agilität der Saiten-Fraktion war enorm, stand diese doch immer wieder zu zweit, zu dritt oder gar zu viert am Bühnenrand, poste für die Fans und wechselte ständig ihre Positionen. Dass Janick dabei erneut zum Gefahrenherd für seine Mitmusiker mutierte, wenn er mit seiner Gitarre herumwirbelte oder mit seinen "Tanzeinlagen" zu einem teuflischen Ritt ansetzte, war so sicher wie das Auftreten von Eddie.
Avatar
Ein bisschen verloren wirkten die Schweden Avatar als Opener, welche mit ihrem teuflisch geschminkten Clown Johannes Eckerström (Gesang) allerdings einen Entertainer par excellence in den eigenen Reihen stehen hatten. Da seine Mutter bekanntlich aus Deutschland stammt, unterhielt er sich mit dem Publikum problemlos auf Deutsch: "Ich möchte mich für mein Deutsch entschuldigen, aber ich weiss, dass mein Deutsch sicher besser ist als euer Schwedisch, also seid nett zu mir!" Die modernen Klänge, versehen mit einigen tanzbaren Melodien, stiessen bei den Besuchern auf geteilte Liebe.
![]()
Während die eine Fraktion aus Avatar-Fans und Leuten die sich eh alles anschauen bestand, fanden die Sounds der Nordländer bei den Eddie-Anhängern kaum Anklang. "Wir spielen sonst in den kleineren Clubs in Zürich. Was ist bloss passiert, dass wir hier vor diesen vielen Menschen spielen? Wer hat Avatar vorher schon einmal gesehen?", wollte Johannes wissen. Den paar Besuchern welche darauf ihre Hand hoben, erwiderte der Sänger: "…das macht nichts!" und grinste ins Publikum. Dennoch machte die Truppe aus Göteborg beste Werbung in eigener Sache und konnte nach ihrem Gig wenigstens einen warmen Applaus des Publikums für sich verbuchen. Aber wenn wir ehrlich sind, warteten eigentlich alle nur auf Iron Maiden!
Setliste: «Dance Devil Dance» - «The Eagle Has Landed» - «In The Airwaves» - «Bloody Angel» - «The Dirt I'm Buried In» - «Captain Goat» - «Smells Like A Freakshow» - «Hail The Apocalypse»![]()
Iron Maiden
Sie kamen, sahen, kleckerten und klotzten und dies nicht zu knapp! Iron Maiden fuhren eine gigantische Show auf, welche das Publikum, durch den beim Intro gezeigten Film, auf eine Zeitreise von Maskottchen Eddie einlud, welche in den Gassen von London ihren Anfang nahm. Nachdem das von den Fans mitgesungene «The Ides Of March» verklungen war, dauerte es nicht lange, bis die Band mit einem lauten Knall die Bühne betrat und für die kommenden zwei Stunden und zehn Minuten (!) ein halbes Jahrhundert Iron Maiden, zusammen mit den Fans, feierte. Wie im Vorfeld angekündigt, spielte das Sextett nur Songs vom Debüt-Album (1980) bis und mit «Fear Of The Dark» (1992). Eine Killer-Mischung war somit zu erwarten, aber sicher auch einige Lieder, die jeder individuell gerne gehört hätte und welche notgedrungen dem Rotstift, wie ein Fallbeil, zum Opfer fielen, sprich vermisst wurden. Als Steve Harris bei «Murders In The Rue Morgue» mit seinem Bass, einem Maschinen-Gewehr gleich, ins Publikum zielte, schien der Glückseligkeit der Fans keine Grenzen mehr gesetzt zu sein.
Auch nicht, als Eddie bei «Killers» (mit einem Beil in der Hand) die Bühne betrat und sich zuerst mit Adrian und wenig später auch mit Janick auseinandersetzte. Ganz abgesehen davon, dass Bruce den punkigen Eddie die Eier kniff. Die Erhabenheit des legendären Maiden-Maskottchens hat nach wie vor nichts von seinem mitreissenden Flair verloren. Die Fans waren in Ekstase, und der Lärmpegel des Publikums kannte kein Halten mehr! Es war eine Zeitreise, die man sie sich gerne anschaute und von einer Truppe vorgetragen wurde, die noch immer hungrig ist. Nach dem grandiosen und mit vielen monumentalen Gitarren-Parts vorgetragenen «Phantom Of The Opera», wurde Zürich durch «The Number Of The Beast» durchgeschüttelt, was Bruce mit den Worten "…Switzerland fucking burns!" abrundete. Oh ja, Zürich brannte lichterloh, dies auch dank dem «Powerslave» Trio, dem Titelsong (mit Funkenregen, rotem Feuer (in welchem Bruce auf dem Laufsteg mit seiner Falkenmaske sang), dem brachial vorgetragenen «2 Minutes To Midnight» (magisch, als Eddie seinen Finger erhob und im Hintergrund eine Atombombe detonieren liess) und der unglaublich intensive und gottgleiche Alt-Klassiker «Rime Of The Ancient Mariner».
Als der Shouter vor «Rime…» einen Schluck aus einer Flasche nahm, sagte er schmunzelnd: "I always drink water…, water, water everywhere!" Das dazu gezeigte Video mit dem harpunierten Albatros zeigte auf eindrückliche Weise auf, wieso man sich nicht beschweren sollte, wenn dir so ein Vogel auf den Kopf scheisst (Zitat Bruce). Dass bei einem Maiden-Gig gar ein Circle-Pit entsteht und Crowd-Surfer über die Köpfe getragen werden, sieht man auch nicht alle Tage. Dies unterstrich aber, warum die Band aktuell dermassen angesagt ist und das Konzert innerhalb weniger Minuten restlos ausverkauft war, auch wenn es an der Abendkasse offensichtlich noch ein paar Konzert-Tickets gab. Hier alles wiederzugeben, was während der Show passierte, würde den Rahmen sprengen. Waren es nicht die Video-Screens oder die agile Show, dann hatte Bruce den Lacher auf seiner Seite, als er einem Besucher klarmachte, dass er sich auf den Gig und nicht auf das Filmen der Show fokussieren sollte (was im Vorfeld von der Band gewünscht wurde, nämlich darauf zu verzichten und insgesamt weitgehend befolgt wurde!) "Put your fucking camera down, you cunt!"
Bruce konnte sein Faible für Kostüme und Inszenierungen ausleben, rannte auf dem Laufsteg über dem Drum hin und her und sang wie ein kleiner Gott. Sein bekanntes "Scream for me Zurich!" quittierten die Fans immer wieder mit einem gigantischen Schrei, welches der Shouter mit einem zufriedenen Grinsen quittierte. Das grossartige «7th Son Of A 7th Son» verwandelte das Hallenstadion in ein klatschendes Meer und sorgte, wie schon bei «Rime Of The Ancient Mariner» bei den melodischen und sanften Mittelteilen, für einen weiteren Gänsehaut-Moment. Das Eröffnungs-Riff bei «The Trooper» wurde von den Anwesenden mit lauten Geschrei willkommen geheissen. Bruce, der einmal mehr in seiner Uniform auf der Bühne stand, schwenkte dabei nicht nur die Union Jack, sondern auch eine Schweizer Fahne, was die Einheimischen völlig ausrasten liess! Auch als Eddie, wie vom Cover von «The Trooper» her bekannt, auf der Bühne erschien und seinen Säbel kurzerhand als Gitarre verwendete, als die Gitarrenfront am Solieren war.
Den ganz grossen und schauspielerischen Moment hatte Mister Dickinson bei «Hallowed By Thy Name». Hier erschien Bruce in einem kleinen Kerker, der wie von Geisterhand in Flammen aufging und sich Bruce plötzlich im Videofilm wiederfand. Dort flüchtete er vor dem angekündigten Tod einen Hügel hinauf, wo er sich an den Galgen geknüpft in die Tiefe stürzte und mit einem lauten Knall wieder auf der Bühne erschien. Dort zog er sich die um seinen Hals gelegte Schlinge über den Kopf und beendete den Song, zusammen mit den lauten Chor-Gesängen der Fans. Logischerweise war der letzte Track des offiziellen Sets «Iron Maiden», bei dem sich Eddie diesmal auf dem Video-Screen zeigte. Zuerst als Silhouette in der Gummizelle (das «Piece Of Mind» Cover lässt grüssen) danach als furchterregendes Gesicht mit wild gestikulierenden Händen. Die linke davon riss ein paar Kabel aus dem Boden heraus, was auf der linken Bühnenseite anschliessend zu einem lauten Knall und einer Explosion führte.
Mit einem lauten Motoren-Geräusch der Spitfires und etlichen Bomben-Detonationen (Zitat Rockslave: "Da können Metallica mit «One» gleich einpacken!") wurde «Chruchill's Speech» angekündet. Eddie, der mit seiner Spitfire den deutschen Messerschmitts den Garaus machte, unterstützte optisch «Aces High», bevor «Fear Of The Dark» aus allen Mündern des Hallenstadions frenetisch mitgesungen wurde. Der Abschluss dieser grandiosen Vorstellung war schliesslich das melodische «Wasted Years», welches einmal mehr von einem meisterlichen Solo von Adrian ergänzt wurde. Die unzähligen Feuersäulen, das beseelte Spiel der Musiker und die sich anstachelnde Stimmung im Hallenstadion entluden sich in einem Metal-Fest, wie man es nicht alle Tage zu sehen bekommt. Am Ende der Show bedankte sich Bruce beim Publikum: "Zurich, you were amazing. We come back very soon, because we just have you, who loves us!" grinste der Shouter mit einem glücklichen und fast ungläubig wirkenden Gesicht, während sich seine Mitmusiker zu den euphorischen Reaktionen der Anwesenden verneigten und völlig durchgeschwitzt hinter der Bühne verschwanden.
Setliste: «Intro – Doctor Doctor (UFO Song)» - «Intro – The Ides Of March» - «Murders In The Rue Morgue» - «Wrathchild» - «Killers» - «Phantom Of The Opera» - «The Number Of The Beast» - «The Clairvoyant» - «Powerslave» - «Two Minutes To Midnight» - «Rime Of The Ancient Mariner» - «Run To The Hills» - «7th Son Of A 7th Son» - «The Trooper» - «Hallowed By Thy Name» - «Iron Maiden» -- «Intro – Churchill's Speech» - «Aces High» - «Fear Of The Dark» - «Wasted Years» - «Outro – Always Look On The Bright Side Of Life (Monty Python Song)»



