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Mittwoch, 30 April 2025 21:54

Michael Schenker – Human Zoo – Gut's in Pratteln Empfehlung

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30. April 2025, Pratteln – Z7
By Rockslave  -  Pics by Tinu

Wie Angus Young heuer seit dem Frühling auch, schultert Gitarristen-Ikone Michael Schenker seit Januar ebenso siebzig Lebensjahre! Beide Musiker haben dabei eines gemeinsam, nämlich dass sie immer noch aktiv sind. Der Bruder von Scorpions Six-Stringer Rudolf (76) griff schon früh nach den Sternen, als er nach vier Jahren bei den Scorps (1969 bis 1973) auf deren 73-er Tour zu «Lonesome Crow» von UFO angefragt wurde, ob er den wegen Papierkram verhinderten Bernie Marsden (ja, genau der, der in den 80ern dann mit Whitesnake durchstartete) für zwei Konzerte ersetzen könne. Das erst 18-jährige Talent traute sich dies zu, und der Rest ist Geschichte!

Nach verschiedenen Reinkarnationen unter wechselnden Bannern von MSG (inklusive der McAuley Schenker Group), Michael Schenker Fest oder Michael Schenker's Temple Of Rock geht es in diesem Jahr nun unter dem Motto "My Years With UFO (1972 - 1978) - 50th Anniversary Celebration", passend zum gleichnamigen, aktuellen Album mit Neueinspielungen alter Klassiker, auch live zurück zu den Anfängen der Karriere. Dies allerdings ohne Beteiligung von Ur-Sänger Phil Moog, dafür mit einem weiteren, überraschenden Namen am Gesang, der die ohnehin schon lange Liste an bisherigen Vokalisten nun noch erweitert: Erik Grönwall! (Ex-H.E.A.T., Ex-Skid Row).

Gut's
Bevor man sich davon ein Bild machen konnte, präsentierten sich auf dieser Tour gleich zwei Support-Bands, die fix mit dabei sind, und mit Gut's aus Lausanne erfreulicherweise auch eine Schweizer Combo. Die Truppe wurde 2017 gegründet, und im Laufe der Zeit gab es einige Wechsel in der Besetzung, insbesondere am Schlagzeug. Ludo war der erste Schlagzeuger, gefolgt von Lukas, bevor schliesslich Yoann im Jahr 2023 zur Band stiess. Komplettiert wird das Line-up aktuell durch Freddy (v), Luca (lead-g), Benjy (rhythm-g) und Jonas (b). Tonträgermässig existieren mit «High As Noise» (2020) und «Dirty Squeeze» (2024) bislang zwei Longplayer, und dass ich mir diese nach dem Konzert umgehend gekrallt habe, hätte ich nach den ersten Moves und Riffs von Luca nicht gedacht!

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Mein erster Gedanke war nämlich sogleich "nein, nicht schon wieder eine Band, die einen auf AC/DC macht, doch Gut's erwischten mich voll, wie wenn mir ein nasser Waschlappen ins Gesicht geschlenzt würde. Schloss man die Augen und lauschte nur der Musik, wähnte man sich glatt in den 70ern, als Bon Scott noch unter uns weilte. Gut's lieferten einen superenergetischen Auftritt bei sehr bescheidenem Platz ab und zogen alle Register. Allen voran Gitarrist Luca, der sich während dem Auftritt voll verausgabte und seinem Idol Tribut zollte. Zu gutem Licht für Fotos machte das noch nicht so zahlreiche Publikum ordentlich mit und feierte die Jungs zurecht ab. Freddys Stimme war zwar teils am Limit, aber verpasst heuer das "Summerside Festival" nicht, denn da spielen die Jungs erneut auf!

Setliste: «High As Noise» - «Jump The Gun» - «Danger Stripper» - «Nuts On The Road» - «That Guy» - «Drink To Drink» - «Dirty Squeeze»

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Human Zoo
Die eigentlich bekannteste Rock und Melodic Metal Band aus Balingen (D) hatte es, man glaubt es kaum, beim heimischen "Bang Your Head!!!" Festival nur 2011, respektive dort ein einziges Mal auf die Bühne geschafft, und das erst noch als Ersatz für die ausgefallenen Crashdïet! Das ist jetzt überhaupt nicht abwertend gemeint, sondern Fakt. Die Truppe um Frontmann Thomas Seeburger, der stets als Gast im VIP-Bereich des BYH!!! anzutreffen war, wurde 2004 gegründet und hat letztes Jahr mit «Echoes Beyond» ihren fünften Longplayer veröffentlicht. Das wurde, acht Jahre nach dem Vorgänger «My Own God» aber auch höchste Zeit, um nicht ganz vom Szene-Schirm zu verschwinden. Mit dabei war natürlich auch Saxophonist Boris Matakovic, der immer noch als Anhängeschild gilt.

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Ich selber weiss nicht, ob ich die Band, ausser eben in Balingen 2011, seither noch irgendwo mal gesehen habe. Das MF-Archiv spuckt hierbei nur das Jahr 2016 aus, wo man im Z7 in Pratteln mitunter als Support von Axel Rudi Pell aufspielte. Dort war ich scheinbar nicht dabei, aber als ich die Live-Rezi von Kollege Tinu durchlas, teilte ich seine damalige Meinung bezüglich des heutigen Auftritts in gleicher Art und Weise. Sprich Thomas und seine Jungs zeigten sich einerseits als unermüdlich rackernde Band, aber andererseits blieb hinten raus, bis auf das Saxophon, nach wie vor kaum was wirklich hängen. Mag sein, dass eine anders bestückte Setliste etwas mehr hätte hergeben können, aber irgendwie fehlten mir, trotz augenscheinlichem Engagement, die grossen Momente, die einen packen.

Setliste: «Intro» - «Hello! Hello!» - «Gun 4 A While» - «Echo» - «To The Ground» - «The Answer» - «Like A Bitch» - «Ghost In Me» - «Crowd's On Fire» - «Love Train»

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Michael Schenker
Das sah danach bei Master Schenker ganz anders aus, denn die Setliste, die locker doppelt so lange hätte sein können, war eigentlich nichts anderes als die Aufreihung eines Hits nach dem anderen, schlicht Wahnsinn und steht für die kompositorische Güte dieser einstigen, britischen Kult-Band um den charismatischen Lead-Sänger Phil Moog. Dabei wären wir nun mitten im Thema, denn mit Erik Grönwall hätte heuer und an der Stelle wohl kaum einer gerechnet. Meine Wenigkeit war zu Beginn gar skeptisch und musste zuerst überzeugt werden. Doch oh Wunder gelang dies Erik mühelos, und je länger das Konzert andauerte, desto besser fiel das Fazit aus, auch wenn der Schatten von Ur-Frontmann Phil riesengross ist und nur teilweise ausgefüllt werden konnte. Das zentrale Element ist aber nach wie vor Michael Schenker, und sein Instrument ist ja seit je her die legendäre Flying V von Gibson. Warum dabei die neu aufgezogenen Saiten stets markant über die Kopfplatte herausragen? Egal!

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Es gibt mittlerweile ein paar Gitarristen (verstorbene wie noch lebende), die man umgehend, also gleich nach den ersten Riffs und Licks, nur vom blossen Anhören her sofort erkennt (Eddie van Halen, Steve Vai, Yngwie Malmsteen oder Ritchie Blackmore), aber bei Michael verkürzt sich das jeweils gar auf den ersten, gespielten Ton! Sein Signature Flying V Sound ist absolut unnachahmlich, und ich habe bisher, heisst seit Jahrzehnten, noch nirgendswo irgendeinen anderen Gitarristen auf dieser Welt gesehen oder gehört, der dem Deutschen das Wasser reichen kann. Aktuell begleitet von Steve Mann (g, keyb), Bodo Schopf (d), Barend Courbois (b) hat der Meister mit der Wahl von Erik Grönwall einerseits Mut bewiesen, aber andererseits wäre der Zuschlag ganz sicher nicht erfolgt, wenn es zu wenig für die anstehende Aufgabe gewesen wäre! Auf der anderen Seite ist es aber auch sonnenklar, dass man eine Legende wie Phil Moog nicht ausblenden, geschweige denn ersetzen kann.

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Dass dem so ist, respektive an diesem Abend war, bewies der talentierte Schwede schon bald und stemmte den Streifzug durch die grandiosen Songs von UFO mit Bravour! Zu auch hier wunderbarem Licht für die Zunft der Knipser im Fotograben, antizipierte das zahlreiche Publikum gut, wenn es von Erik animiert wurde. Dieser trug im Übrigen ein Leder-Gilet, wo auf der Rückseite "Grönwall Power" zu sehen war. Diese lieferte er, zusammen mit der Band und Teileinsatz einer akustischen Gitarre, in der Tat ab. Steve Mann durfte ab und an auch ein Solo spielen und erinnerte dabei an den unvergessenen Paul Raymond (R.I.P.) - Derweil liess sich Meister Schenker natürlich ebenso nicht lumpen und begeisterte unter anderem beim göttlichen «Love To Love» und «Rock Bottom», inklusive dem langen Solo. Im Abspann legte Bodo dann noch ein kurzes Drum-Solo hin, und wenn jemand das Palmarés von Barend nicht kennt, dann bietet sich die Gelegenheit, da im Netz nachzuschauen.

Setliste: «Natural Thing» - «Only You Can Rock Me» - «Hot'n'Ready» - «Doctor Doctor» - «Mother Mary» - «I'm A Loser» - «This Kid's» - «Lights Out» - «Lipstick Traces / Between The Walls» - «Love To Love» - «Let It Roll» - «Can You Roll Her» - «Reasons Love» - «Rock Bottom» - «Shoot Shoot» - «Too Hot To Handle»

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