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15. September 2023, Aarau - KiFF
By Rönu
Freunde des traditionellen Metals kamen an diesem Freitag mit vier Bands voll auf ihre Kosten. Zwei aufstrebende Schweizer Kapellen supporteten dabei die Belgier von Speed Queen und die Amerikaner Night Demon. Das KiFF war ziemlich gut besucht, und es herrschte eine ausgelassene Stimmung, wobei ausgerechnet der Headliner mit einer seltsamen Setliste für Verwunderung sorgte. Doch dazu später mehr, denn zuerst war der Gang an die Merchandise Stände Pflicht, wo es doch ziemliche Unterschiede zu sehen gab. Da hatten Speed Queen einen Sweater für unschlagbare 25 Franken im Angebot, Night Demon buhlten mit jeder Menge Material wie T-Shirts, Mützen und Flaggen um die Gunst, während Amethyst nur Merch für dünne Menschen auffuhren. Running Maiden dagegen boten gerade mal einen Pin und eine Kassette feil. Letztere sorgten dann auch den Auftakt an diesen Abend.
Running Maiden
Als ich die Band letztes Jahr am Starlett Stock Festival in Luzern zum ersten Mal live sah, gab es doch noch einiges an Steigerungspotenzial. Damals war der Bass viel zu laut, die Lichtshow inexistent und die Band wirkte nervös. Heute war zum ersten Mal der neue Gitarrist Manuel an Bord, und schon der Umstand, dass nun zwei Äxte für Druck sorgen, tat der Band sichtlich gut, auch wenn der Neuling nach dem Konzert gestand, dass er vor seinem ersten Auftritt mit der Band ziemlich nervös war. Das Quartett wirkte heute insgesamt viel selbstsicherer, und auch das Zusammenspiel war tighter als noch in Luzern.
Neben den vier Tracks der EP kamen auch neue Songs wie «Sinners» oder «Behind Their Eyes» zum Zuge, welche vom Publikum gut angenommen wurden. Sängerin Alexa zeigte dabei eine tolle Leistung und erinnerte in ihrer speziellen Gesangsweise etwas an die Smoulder Shouterin Sarah Ann. Heute war der Bass erneut etwas zu präsent, wenn auch längst nicht in dem Ausmass wie im Sedel. Nach dem Auftritt kann man zweifellos sagen, dass sich die Band von Mal zu Mal steigert, und wenn nun das Stageacting noch etwas aktiver wird, wäre man auf dem richtigen Weg. Ach ja, das megakleine Backdrop ist schon fast kultig. Ich bin gespannt auf den nächsten Auftritt am "Iron Force Speed Fest" im Oktober, wieder in Luzern. Mit Sin Starlett, Amethyst und eben Running Maiden verfügt die Schweiz momentan über drei heisse Eisen im klassischen Metal.
Setliste: «Sinners» - «Vengeance» - «Bazzar Of Evil» - «Running Maiden» - «Pitchfork» - «Set Me Free» - «Behind Their Eyes» - «Run Run»
Amethyst
Wie schon Running Maiden, spielten Amethyst dieses Jahr ebenso am "Starlett Stock" und haben mich damals weggeblasen. Diesmal verpasste ich doch glatt die ersten Töne der Band, weil die Umbaupause dermassen kurz war. Also die Treppen hochgejagt und sofort mit der Kamera bewaffnet zur Bühne, wo ich erneut eine glänzend aufgelegte Band antraf. Die Truppe sieht sich musikalisch Ende Siebziger, Anfang Achtziger angesiedelt, und das lässt sich nur bestätigen. Die Energie, die Amethyst auf der Bühne entfachen, ist mitreissend, wobei vor allem Sänger Fredric eine Ausnahmeerscheinung ist. Der gute Mann lässt sich kaum bändigen und ist pausenlos "on fire". Die Band wurde auch heute abgefeiert, was bei Songs wie «Chasing Shadows» oder «Stormchild» selbstredend kein Wunder war. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was uns Amethyst musikalisch in den nächsten Monaten noch servieren werden. Starker Auftritt und eine Herkules-Aufgabe für die beiden noch folgenden Bands.
Setliste: - «Into The Black» - «Chasing Shadows» - «Rock Knights» - «Borderline» - «Running Out Of Time» - «Stormchild»
Speed Queen
Neun Jahre, zwei EPs. Das ist die bescheidene Ausbeute der Belgier auf der Habenseite. Kein Wunder also, dass Speed Queen noch als absoluter Insider-Tipp durchgehen. Heute Abend hatten sie die Aufgabe, die starken Amethyst zu toppen, ein Ding der Unmöglichkeit…, oder etwa doch nicht? Bassist Lander Savelkoul outete sich jedenfalls als Fan der Schweizer und trug ein Shirt von Amethyst. Dann legten die verrückten Belgier los und wie sie das taten. «Midnight Murder», «Speed Queen» oder «Stay Drunk» stehen für Achtziger (Speed) Metal vom Feinsten. Die Band genoss jede Minute des Sets und lieferte eine mitreissende Performance ab.
Einzig die Aufforderung nach einem Circle Pit wurde vom bangenden Publikum ignoriert. Wer die Belgier im KiFF verpasst hat, dem kann ich nur das "Iron Force Speed Fest" in Luzern empfehlen, denn dort treten Speed Queen ein weiteres Mal auf. Tja, konnten Amethyst nun getoppt werden? Das liegt, wie immer, im Auge des Betrachters, doch bei mir auf jeden Fall, und objektiv waren sie mindestens auf Augenhöhe mit den Schweizern. Wow, drei grandiose Bands spielten bisher auf und noch stand ja der Headliner auf dem Programm.
Setliste: «Midnight Murder» - «Showdown» - «Live Hard» - «King Of The Road» - «Speed Queen» - «Church Avenue» - «Fly High» - «Nice Boys» - «Eye To Eye» - «Stay Drunk» - «Fire»
Night Demon
Die Kalifornier aus Ventura haben mit ihren ersten beiden Alben für Furore sorgen können, doch mit dem dritten Release «Outsider» (dieses Jahr erschienen) konnten sie daran nicht anknüpfen. Die Scheibe ist beileibe nicht schlecht, sprich so etwas wie Enforcers «Zenith», das bei vielen alten Speed-Fans auch durchfiel. Wie schon vorher angedeutet, hatten die Amerikaner ihre Setliste seltsam zusammen gestellt. Man startete nämlich gleich mit sieben neuen Songs (!), und so war es nicht verwunderlich, dass sich die Stimmung eher mittelmässig zeigte und es Night Demon nicht gelang, den berühmten Funken zu entfachen und ins Publikum zu übertragen.
Doch ab «Welcome To The Night» wurde es spürbar besser, und man befand sich wieder auf Kurs. Nun folgte Knaller auf Knaller: «Screams In The Night», «Dawn Rider», «Full Speed Ahead», «Heavy Metal Heat» und der Rausschmeisser «Night Demon» sorgten nochmal für heisse Temperaturen im KiFF. Wären die Songs durchmischter gewesen, hätte alles gut sein können, doch so blieb am Schluss halt ein zwiespältiger Eindruck übrig, zumal die Amis auf so gut wie jede Kommunikation verzichteten und erst vor den Zugaben ein paar Worte an die Fans richteten. Als Fazit bleibt somit nur anzufügen, dass Night Demon es sich nicht einfach gemacht haben und in meiner Favoritenliste deshalb hinter Speed Queen und Amethyst über die Ziellinie liefen.
Setliste: «Outsider» - «Obsidian» - «Beyond The Grave» - «Rebirth» - «Escape From Beyond» - «A Wake» - «The Wrath» - «Welcome To The Night» - «Empires Fall» - «Screams In The Night» - «Dawn Rider» - «The Howling Man» - «Full Speed Ahead» - «Darkness Remains» - «Heavy Metal Heat» - «The Chalice» - «Night Demon»