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20. April 2025, Aarburg - Musigburg
By Rönu
Es entbehrt schon einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet an Ostern und nota bene an dem Tag, als Papst Franziskus das Zeitliche segnete, ein Black Metal Package die Musigburg beehrte. Das ehemalige Kino in Aarburg war sehr gut besucht, heisst rund 300 Nasen wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen, und so viel sei verraten, sie gingen sicher nicht enttäuscht nach Hause. Da Ostern ja ein Feiertag ist, waren selbst beim Opener schon viele Fans anwesend, so dass die Stimmung von Anfang an gut war.
Cân Bardd
Püntklich um 19:00 Uhr legten die Schweizer los und zockten rund vierzig Minuten lang starken Atmospheric Black Metal. In tiefen Nebelschwaden und meist grünem Licht war zwar eine gewisse Mystik gegeben, allerdings sah man so eigentlich nur die Umrisse der jeweiligen Musiker. Diese gaben sich auch äusserst wortkarg. Die einzige Kommunikation mit dem Publikum kam erst nach einer halben Stunde zustande: "Thank You, we are Cân Bardd from Geneva, this is our last Song". Beim vorletzten Track sorgten die Genfer für Abwechslung, als eine Flötistin die Bühne betrat. Im Nebel konnte ich leider nicht viel erkennen, ich vermute mal dass es sich dabei um Ella Zlotos handelte, die später auch bei Saor spielte. Musikalisch ein starker Auftritt, doch in Sachen Interaktion, Licht und Bühnen-Präsentation gäbe es hingegen noch Potenzial.
Setliste: «Une Couronne De Branches» - «A Gift For Nature» - «Celestial Horizon» - «Devoured By The Oak Pt. I» - «Devoured By The Oak Pt. II»
Imperium Dekadenz
Die Jungs aus Baden Württemberg waren die härteste Band des Abends. Ihre Wurzeln liegen im norwegischen Black Metal, allerdings sind sie deutlich melodiöser und führen sowohl Ambient, wie auch Elemente aus dem Melodic und Atmospheric Black Metal in ihrem Sound. Laut Sänger Horaz freute man sich auf die Schweiz, da der letzte Auftritt schon ein Weilchen zurück liegt. Die Spielfreude war denn auch spürbar, zumal auch einige Die-Hard Fans ihre Imperium Dekadent Shirts zur Schau trugen. Mit mittlerweile sieben Alben, konnte man in Sachen Songauswahl aus dem Vollen schöpfen. Da die meisten Songs die sechs Minuten locker knackten, reichte es am Schluss immerhin zu sieben Titeln, schön verteilt auf eine Stunde Spielzeit. Im Gegensatz zu Cân Bardd war die Lichtshow besser gestaltet, weil man die Musiker nun auch sehen konnte. Auch die Baden-Würtemberger Truppe enttäuschte nicht und konnte sich sicher den einen oder anderen, neuen Fan gutschreiben lassen.
Setliste: «Bis Ich Bin» - «Aura Silvae» - «Awakened Beyond Dreams» - «Aurora» - «Memories…A Raging River» - «Schwarze Wälder» - «Striga»
In The Woods…
Vor zwei Wochen hatten die Norweger ihr neues Album «Otra» (welches mit einem wunderschönen Artwork veredelt wurde) auf die Masse losgelassen. Drei Songs kamen nun auch live zum Zug. Mit ihrem Mix aus Black, Gothic und Progressive Metal passten In The Woods… trotzdem gut zu diesem Package. Die Fans jedenfalls spendeten auch hier weit mehr als bloss Höflichkeits-Applaus. Hörte man sich im Publikum etwas um, fiel ab und zu auch auf, dass die Band aufgrund der vielen Besetzungswechsel (nur noch Drummer Anders Kobro ist als Gründungs-Mitglied dabei, der Rest erst seit 2018 oder später) die Magie der früheren Auftritte wohl nie mehr erreicht werde. Das kann ich aber nicht beurteilen, da der heutige Gig auf jeden Fall weit weg von schlecht war.
Setliste: «Heart Of The Ages» - «The Cowards Way» - «The Crimson Crown» - «A Misrepresantion Of I» - «Empty Streets» - «The Things You Shouldn’t Know» - «A Wonderful Crisis» - «…In The Woods»
Saor
Wollen wir das Negative gleich zu Beginn abhandeln? Der Abend bestand eigentlich nur aus Songs des aktuellen Albums «Amidst The Ruins», heisst einzig der Rausschmeisser «Aura» zeugte von der Vergangenheit. Dass dabei Götterwerke wie «Roots», «Guardians» oder «Forgotten Paths» nicht beachtet wurden, war natürlich äusserst bedauenswert. Klar, die ultralangen Sons lassen es nicht zu, eine Setliste mit fünfzehn Songs auf die Beine zu stellen. Und trotzdem lässt sich dieser negative Punkt eigentlich schnell aus der Welt schaffen, denn das neuste Album ist ein Knaller und rangiert bei mir immer noch ganz zuoberst im Jahres-Ranking.
Die Musik des Schotten Andy Marshall ist gleichzeitig bezaubernd schön, melancholisch, träumerisch und gleichzeitig wütend wie voller Wut. Die folkigen Parts von Ella Zlotos waren dermassen grandios, dass wohl nicht nur mich eine Gänsehaut nach der anderen heimsuchte. Dass die Band ja eigentlich aus Live-Musikern besteht, war ebenfalls kein negativer Aspekt, denn das Zusammenspiel war auf absolutem Top-Niveau. Nach rund siebzig Minuten war dann Schluss, und man hätte der Band wohl auch drei Stunden zuschauen können. Saor wurden zu Recht abgefeiert und zementierten den Thron in ihrem Genre aber so was von locker.
Setliste: «Amidst The Ruins» - «Echoes Of The Ancient Land» - «Glen Of Sorrow» - «The Sylvan Embrace» - «Rebirth» - «Aura»