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Metal Factory since 1999
12. April 2025, Luzern – Südpol
By Rönu
Die letzten Jahre war das Billing jeweils recht durchmischt. Dieses Mal war das Motto klar: Death Metal bis zum Abwinken. Dem Aufruf folgten erneut viele Fans, was die dritte Ausgabe erneut zu einem Volltreffer machte. Kein Wunder darf man sich bereits auf die vierte Ausgabe freuen, welche im Oktober stattfinden wird. Im Gegensatz zum letzten Mal fanden diesmal keine Podiums-Gespräche statt, was aber nicht negativ auf das Gesamt-Fazit einwirkt. Als es um 15:30 Uhr losging, waren in der grosse Halle noch kaum Leute, doch diese wurden durch die Musik recht schnell angelockt.
The Awakening
Kaum jemand dürfte The Awakening gekannt haben, denn die Bündner sind nun nicht gerade veröffentlichungswütig. Zwei EPs und ein Album in 25 Jahren Bandgeschichte, da gerät man schnell in Vergessenheit. Grosse Eigenwerbung war der Auftritt auch nicht, was nicht in erster Linie an der Musik lag. Die Mischung aus Death und Thrash hatte durchaus ihre Momente, aber in Sachen Bühnenpräsenz ist noch mächtig Steigerungs-Potenzial. Die einzige Bewegung ging von Sänger Thomas aus, der es dann auch schaffte, die Meute anständig zu unterhalten. Ich denke, dass diese Bühne etwas zu gross für den momentanen Status der Schweizer war.
Setliste: «Deeper Than A Hundred Seas» - «The Archtitects» - «Reality Unseen» - «Non(D)entity» - «As A Chapter Ends» - «Evolution Down» - «This Unburdened Sins»
Scalpture
Auf die Deutschen war ich gespannt, schliesslich bewertete ich vor einigen Wochen das aktuelle Album «Landkrieg» mit acht Punkten. Die Band befindet sich momentan auf Tour mit Carnal Tomb (welche den Schlusspunkt setzten) und machten heute den Anfang in Luzern. Man muss es klar sagen: Der Quantensprung zu The Awakening war ziemlich beeindruckend. Schon nur Bassist Niklas glänzte durch eine grandiose Darbietung und wie der Rest der Band strotzte er von Spielfreude. Scalpture sind natürlich noch nicht auf dem Niveau wie der beiden Headliner, aber als Einheizer verdammt stark.
Setliste: «Into Catastrophe» - «Landsknecht» - «Hinterlandsymphonie» - «Schwedentrunk» - «Den Mörka Nattens Lejon» - «Dam Busters» - «Til Jeret Undergang» - «Flattened Horizons (Pounding Howitzers)» - «Hell Is A Field In France»
Nihilo
Die Berner dürften eingefleischten Death Metal Fans eigentlich ein Begriff sein. Seit über zwanzig Jahren ist man aktiv, kann auf etliche Veröffentlichungen zurückblicken und auch live ist man in den vergangenen Jahren immer mal wieder zu sehen gewesen. Trotz der ungünstigen Auftrittszeit um kurz vor Sechs (was das Essen angeht), war die Halle schon ordentlich gefüllt. Nihilo nutzten das aus und zeigte, dass guter Death Metal nicht zwingend nur aus Schweden oder den USA stammen muss.
Setliste: «Deliverance From Death» - «Abysmal Pain» - «Infected» - «Fueled By Suspicion» - «Deceptive World» - «Morbid Existence» - «Chaos Within» - «Dishonored Death» - «No Fire Zone» - «Antichrist»
Vader
Ohne den bisherigen Bands auf den Schlips treten zu wollen, aber die mittlerweile auch schon tüchtig ergrauten Polen waren dann ein ganz anderes Brett. Wie ein Dampfhammer überfuhr man den Südpol und sorgten sofort für steigende Temperaturen. Vader sind live immer stark, die jahrelange Erfahrung der Veteranen war augenscheinlich und trotz des Alters (Bandgründer Piotr ist 59) einiger Mitglieder hat man gar nichts an Härte eingebüsst. Jedenfalls hatte ich danach niemanden gehört, der Vader nicht einen starken Auftritt attestierte. Mit «Unbeding» gab es auch noch einen neuen Song der Ende Mai erscheinenden EP «Humanihility».
Setliste: «Go To Hell» - «Triumph Of Death» - «Silent Empire» - «Sothis» - «Black To The Blind» - «Carnal» - «Dark Age» - «Vicious Circle» - «This Is The War» - «Lead Us!!!» - «Reborn In Flames» - «Shock And Awe» - «What Colour Is Your Blood?» - «Unbending» - «Wings» - «Cold Demons»
Asphyx
Die niederländischen Death-Doomster waren für mich persönlich die Band auf die ich mich am meisten gefreut habe. Die altgediente Truppe aus Oldenzaal, Overijssel enttäuschte mich auch an diesem Abend nicht. Ohne Firlefanz und Showeffekte, aber nicht minder effektiv. Die Stimmung im Saal erreichte neue Sphären, die Haare flogen durch die Luft, während die Band Klassiker wie «Deathhammer», «Wasteland Of Terror» oder «The Rack» ins wehrlose Publikum feuerte. Bandgründer Van Drunen ist kein Tobi Sammet, seine Ansagen sind eher knapp, er lässt lieber die Musik sprechen. Jedenfalls sah man nach dem Konzert viele glänzende Augen. Asphyx und Vader haben mächtig vorgelegt, da mussten sich Grave mächtig anstrengen um den Headliner-Status zu rechtfertigen.
Setliste: «The Quest Of Absurdity» - «Vermin» - «Botox Implosion» - «Molten Black Earth» - «Death The Brutal Way» - «Forgotten War» - «Deathhammer» - «Knights Templar Stand» - «Scorbutics» - «Wasteland Of Terror» - «The Nameless Elite» - «Forerunners Apocalypse» - «The Rack» - «Last One On Earth»
Grave
Der Auftritt von Grave dürfte vielen Fans länger in Erinnerung bleiben. Schliesslich wartete ein Special-Set auf die Besucher. In der Original-Besetzung des 1991 erschienenen Debüt-Albums «Into The Grave» und einer Setliste, die nur Songs der ersten drei Alben bestand, das versprach zu Recht legendär zu werden. Ola Lindgren, Jörgen Sandström, Jonas Torndal und Jens "Jensa" Paulsson standen wieder zusammen auf der Bühne, als wäre nie Zeit vergangen. Das Ganze wirkte nie gekünstelt, sondern absolut authentisch.
Kein Nostalgie-Trip des Geldes wegen, sondern dem Spass an den Songs, welche man auf dem Höhepunkt des schwedischen Death Metal geschrieben hat. Die Band hat seit 2015 keine neuen Sachen veröffentlicht und nach dem heutigen Abend man kann sagen, dass sie das auch eigentlich nicht mehr müssten. Es war eigentlich ein Steigerungslauf an diesem Abend. Grave waren der richtige Headliner, auch wenn Asphyx und Vader schon gewaltig vorgelegt hatten, und wurden dementsprechend nach allen Regeln der Kunst abgefeiert.
Setliste: «Into The Grave» - «Eroded» - «Turning Black» - «Day Of Mourning» - «Morbid Way To Die» - «Deformed» - «Soulless» - «Brutally Deceased» - «For Your God» - «Extremely Rotten Flesh» - «You’ll Never See» - «And Here I Die»
Carnal Tomb
Nach diesen grandiosen Darbietungen noch als Rausschmeisser ranzumüssen, kommt einer Herkules-Aufgabe gleich, und Carnal Tomb hatten hierbei wirklich die Arschkarte gezogen. Die Luft war denn auch ziemlich draussen, da sich die Reihen merklich lichteten. Man kann den Deutschen aber nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben. Die noch anwesenden, hartgesottenen Fans hatten Spass und feierten bis zum Ende. Es wäre durchaus interessant sowohl Carnal Tomb, wie auch Scalpture in einem ihrer Club-Konzerte live zu erleben.
Setliste: «Putrid Fumes» - «Festering Presence» - «Embalmed In Decay» - «Beneath The Coffins» - «Defiled Flesh» - «The Putridarium» - «Osseous Sarcophagus» - «Morgue Usurper» - «Feeding Mold» - «Dormant Cadavers»
Fazit: Innert kürzester Zeit hat sich das "Metal Storm Over Luzern" in der Konzert-Landschaft der Schweiz behaupten können. Tolle Location, ein feines Händchen für die Bandauswahl und eine ausgelassene Stimmung ziehen die Fans zu Recht in Scharen an. Ich bin gespannt, welche Bands bei der vierten Ausgabe zum Handkuss kommen.