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04. Mai 2023, Langenthal - OldCapitol
By Marco C.
Es war ein gemütlicher, lauwarmer Frühsommer-Abend in der verträumten Stadt Langenthal, einer politischen Gemeinde im Verwaltungskreis Oberaargau, Kanton Bern. Im ehemals denkwürdigen Filmtheater OldCapitol geben sich Suffocation, die Brutal Death Metal Veteranen aus den USA, Long Island, New York, wieder einmal die Ehre auf heimischem Boden. Mit im Gepäck als Opener sind die Schweizer Newcomer Kassogtha aus Genf mit ihrem eigenständigen Progressive/Melodic Death Metal/Metalcore, was einen Gewaltakt an geballter Härte an diesem Donnerstag-Abend versprechen wird. Zum Leidwesen aller Beteiligten war das OldCapitol aber nur mittelprächtig gefüllt, was die Spiellaune der Bands jedoch nicht im Geringsten zu beeinträchtigen vermochte, im Gegenteil. Sie lieferten nämlich so was von ab, dass das ganze Oberaargau zitterte!
Kassogtha
Obwohl sich Kassogtha noch in der Anfangsphase ihrer musikalischen Karriere befinden, haben die Members bereits bewiesen, dass sie sich mit Genre-Grössen in der Progressive/Melodic Death Metal/Metalcore Szene nicht verstecken müssen, im Gegenteil. Eindrucksvoll und abgeklärt, sprich professionell eröffneten sie als Opener den "Polterabend"! Mit der Sängerin Stéphanie Huguenin besitzen Kassogtha nicht nur eine Frontfrau, die sich aufällig in Szene zu setzen vermag, sondern auch eine grandiose, druckvolle und vor allem variable Stimme besitzt. Mit Bravour führte sie durch den Gig und animierte das Publikum immer wieder mit auffordernden Kommentaren auf den bevorstehenden Haupt-Act. Die restlichen Members standen ihr in keinster Weise nach, denn die Songs kamen druckvoll und sauber rüber, was am Können und an der Spielfreude der Jungs vorab am Gitarrenspiel von Martin Burger zuzuschreiben ist und von der anwesenden Meute im OldCapitol mit viel Applaus honoriert wurde. Kassogtha, die ihren Sound mit heroischer Vielfalt sowie Anleihen von amerikanischen Bands wie Fallujah aus San Francisco, Kalifornien, Entheos aus Santa Cruz, Kalifornien, Dawn Of Ouroboros aus Oakland, Kalifornien oder Oceans of Slumber aus Houston, Texas kreieren, verfolgen systematisch ein Konstrukt an zukunftsträchtiger Virtuosität. Die starke Setliste war von den sympathischen Genfern gut ausgewählt und nach etwas mehr als einer halben Stunde verabschiedeten sich Kassogtha unter tobendem Applaus, respektive ebneten mit ihrer abgeklärten Darbietung den Weg für weitere bevorstehende Manifestationen von veredelter Urgewalt aus dem Welschland. "Concert réussi, continue comme ça"…
Suffocation
Was soll man noch gross über die Brutal Death Metal Institution Suffocation berichten?! Die "alten Herren" aus New York legten wie gewohnt mit ihrer hochkarätig zusammengestellten Setliste aus 35-jähriger Schaffens-Ära drauf los, als gäbe es kein Morgen mehr. Da wurden grandiose Track-Meilensteine wie «Effigy of the Forgotten», «Catatonia», «Thrones Of Blood» und, und, und nach dem anderen serviert, dass einem Sehen und Hören verging. Der Fronter und Sänger Ricky Myers hatte kaum angezählt, und schon ging die Post ohne Erbarmen ab, was das Publikum mit Air-Jumps und Circle-Pits honorierte. Das Energiebündel wusste, wie der Rest der Band, ganz genau, wie man die erzeugte, unbändige Energie auf das Publikum überträgt.
Dass die Herren Terraine D. Hobbs Sr., Charles Errigo, Derek Boyer und Eric Morotti Künstler ihres Fachs sind, muss hier nicht mehr gross erörtert werden, denn zu eingespielt und aufeinander abgestimmt ist das Zugpferd Suffocation. Ich habe die Jungs schon etliche Male "live on stage" gesehen und bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie sie ihre musikalische Machtdemonstration zum Besten geben und die Genre-Getreuen im Brutal Death-Metal mit Abstand deklassieren. Die Vocals war eine Offenbarung an Growls, die Gitarren legten ein brutales, aggressives Riff-Gewitter nach dem anderen offen, der Bass unterstrich in manifester Schwere das Fundament-Gerüst und die Drums zelebrierte ein akribisches Blast-Feuerwerk.
Also alles wie gehabt?! Nein, denn an diesem Abend setzten die fünf Heroes noch einen drauf und zwar in Form einer "Tiefen-Entspanntheit" par excellence. Da wurden Brücken für die Ewigkeit geschaffen, da wurde gelacht, da wurde mit den Fans gespielt, da wurden Freundschaften geschlossen. Für das alles stehen Suffocation, die neben ihrer erhabenen, einzigartigen Musik noch einiges mehr zu bieten vermögen, "simply strong"! Somit ging ein illustrer wie lauwarmer Frühsommer-Abend mit einer, wenn nicht der versiertesten Band im Genre Brutal Death Metal zu Ende.
Eines möchte ich an dieser Stelle noch ergänzen und mich bedanken, denn nach dem Gig von Kassogtha und Suffocation hatte ich die Möglichkeit, mich mit den sympathischen Members der Bands ausgiebig zu unterhalten, was auf Augenhöhe und ohne Starallüren vonstatten ging und sehr bereichernd war, was letztlich von wahrer Grösse und Demut zeugt, "thanks very much guys"...!