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Als jemand, der PARADISE LOST seit Jahren, sogar Jahrzehnten kennt, sich anhört und in sein Leben integriert hat, ist es immer ein besonderes Erlebnis, wenn man die neuesten Ergüsse sich zu Gemüte führen darf. Und es ist gleichzeitig eine herausfordernde Aufgabe, diesem Ereignis textlich gerecht werden zu können.
Aber gut, ich gebe mein Bestes: «Ascension» darf meiner Meinung nach im übertragenen wie auch im wörtlichen Sinne verstanden werden. Der Anfang mit «Serpent On The Cross» fängt schwer doomig an, quasi an «Obsidian» anschliessend, nur um dann in einen Up-Tempo-Track zu münden. Quasi ein Übergang von schwer-schleppend zu schwer-groovend. Holmes hat sein growlendes Organ zu einem gut verständlichen, bösartig-endgültig wirkenden Medium entwickelt, und zusammen mit der nicht mehr nur überverzerrten Soundfraktion entwickelt sich etwas, das man eine Vermengung von «Faith Divides Us, Death Unites Us», «Icon» und «In Requiem», mit «Medusa» Anleihen, bezeichnen könnte.
Und diese Schnittmenge ist schwer fassbar, sie erscheint bekannt, und gleichzeitig auch wieder sich den Sinnen entziehend. «Tyrant's Serenade» bedient mit Clean-Gesang auch wieder eine in letzter Zeit nicht mehr genutzte Nischenkunst. «Salvation» hingegen..., ich kann es selbst kaum in Worte fassen, was hier abgeht. In mehr als sieben Minuten werden effektiv alle Register gezogen, die man von Paradise Lost kennt: Doomig-schwer der Beginn, growlt Holmes sich über zu einer melancholischen Melodie, und in seiner Gesamtheit fängt «Salvation» an, den Zuhörer quasi vor ein Gericht zu stellen, welches das endgültige Urteil fällt. Doch wer denkt, dass dies eine reine Doom-Nummer wird, hat sich schwer getäuscht. Der Track nimmt Fahrt auf, wird schneller, und Holmes singt und schreit sich in Rage.
Sogar höher gelegte Schreie, welche meines Wissens so noch nie in der Band-Geschichte zu hören waren, lässt Holmes zu. Muss man hören und erfahren, kann so schlecht in Worte gefasst werden. Der folgende Song «Silence Like The Grave» ist der direkteste und schnellste Track der ganzen Scheibe. Erinnert vom Anfang her an «Ember's Fire», entwickelt sich dann aber schnell zu einer bedrückenderen, schnellen Nummer. Ich könnte jetzt hier noch ohne Ende weitermachen, Details hervorheben, die unterschiedlichen Passagen innerhalb der Songs beschreiben und so weiter, und so fort. Fakt ist: Paradise Lost haben sich wieder einmal selbst übertroffen, und während ihre letzten Alben eher schwer verdauliche Kost waren, so ist «Ascension» nun das, was die Bedeutung dieses Begriffes darstellt.
Man erhebt sich, der Aufstieg aus den bekannten Mustern, ohne zu vergessen, woher man kam. Quasi ein Rückblick, eine Momentaufnahme, ein Ausblick..., und «The Precipice» beschreibt dies als abschliessender Song in seiner Variabilität extrem gut. Und hier, sozusagen als ein von mir nun letztgenanntes Detail, kommt wieder etwas in den Vocals zu tragen: Stellenweise erklingt Holmes mittels mehrfacher Stimmlage mit einem Black Metal Einschlag. Dies dauert nicht lange, aber es zeigt, was man alles mit einbeziehen kann, ohne sich zu verzetteln, sondern es als Stilmittel zur Untermalung zu nutzen. Somit bleibt abschliessend anzumerken: Paradise Lost haben in den letzten Jahren kein so extrem variables, detailreiches und, ja, königliches Album herausgebracht. The kings of sorrow still remain on their rightful thrones!
Toby S.