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"..Die anderen Jungs mussten monatlich ihre Telefon-Nummern ändern, weil jeder den Festnetz-Anschluss im Telefonbuch sah.."
Freddy Frutig? Ja, Freddy Frutig! Den meisten bekannt als Freddy Steady, der bei den ersten grossen Erfolgen von Krokus auf dem Drum-Hocker sass und für den erdigen und mit viel Groove versehenen Takt sorgte. Er hat die ersten Karriere-Sprünge in England und den USA hautnah miterlebt, aber auch, wie Krokus daran innerlich zerbrachen. Nach seiner Zeit bei Gianna Nannini wurde es still um den Schweizer, bevor er mit Krokus einen Neustart wagte, der nach einer weiteren Auszeit darin gipfelte, dass sich die Frühlingsblume wieder mit Chris von Rohr zusammen fand. Losgelöst von Business-Quälereien hat sich der Schlagzeuger heute auf drei Bands fokussiert, bei denen sein Spass und der seiner Mitmusiker im Zentrum stehen.
MF: Wie bist du zu deinem Namen "Steady" gekommen? Du nanntest Dich ja nicht Freddy Frutig, sondern Freddy Steady.
Freddy (grinsend): Zum Glück! Damals gab es ja noch keine Handys. Die anderen Jungs (von Krokus) mussten deshalb monatlich ihre Telefon-Nummern ändern, weil jeder den Festnetz-Anschluss im Telefonbuch sah. Einen Freddy Steady gab es da aber nicht in diesem Nachschlagewerk. Bei mir hiess es als Trommler immer: "Freddy bliib steady!". Ursprünglich schrieb Jürg Nägeli bei den Parts, welcher Musiker was spielen soll, Freddy Steady. Der Plan gefiel mir, und so kam ich zu meinem neuen Namen (lacht). Meine Mitmusiker ärgerten sich immer über die Anrufe, während mein Telefon still blieb (lacht). Ich hatte mein Privatleben (lautes Lachen). Zur damaligen Zeit war dies noch eine heftige Geschichte.
MF: Was machst du heute musikalisch?
Freddy: Aktuell bin ich bei drei Bands involviert. Wir spielen in der Club-Szene, und das macht richtig Spass. Grosse Tourneen sind nicht mehr mein Ding. Ehrlicherweise muss man auch sagen, dass solche Monster-Tourneen heute kaum mehr gespielt werden, wie damals. Mit den Auftritten so viel Geld zu verdienen, damit man davon leben kann, ist heute immens schwer geworden. Da hat sich das ganze Business sehr gewandelt. Einerseits spiele ich bei Piledriver, das ist eine Status Quo Tribute Band, dann bin ich beim "Buechibärger Wohnzimmer Quartett". Diese Truppe entstand aus der Corona-Zeit. Jemand war der Meinung, dass wir einen Corona-Song komponieren müssten, was bei mir zuerst ein müdes Lächeln mit den Worten "hast du nicht mehr alle Latten am Zaun?" folgen liess. Trotzdem kam es zu diesem Lied und dieses erhielt in zwei bis drei Wochen 40'000 Klicks auf YouTube.
So kam alles zum Laufen, bis wir zum ersten Mal zusammen gespielt haben. Das klang dann nicht mehr so gut wie bei den Aufnahmen (lachend). Trotzdem folgten ein paar Gigs, heisst Rock-Songs mit einem schweizerdeutschen Text. Es ist urchig und macht Spass (grinst). Bosteady ist dann die dritte Combo, die eher im Funk Rock angesiedelt ist. Eigentlich kann ich diese Art von Musik nicht spielen, aber ich war früher schon ein totaler Earth, Wind And Fire Fan. Damals habe ich mir im Dunkeln im Tourbus immer solche Lieder angehört und wusste, solche Musik möchte ich auch irgendwann spielen. Jetzt habe ich eine Truppe, die in diese Richtung geht. Mit einem Gitarristen, der nichts mit der Rock-Musik am Hut hat. Es ist eine spannende und interessante Erfahrung, mit ihm und meinem Drumming Musik zu machen. Wir spielen fünf bis sechs Konzerte im Jahr. Alles, was ich heute musikalisch mache, liegt auf der "easy" Seite (grinst).
MF: Ist die Musik heute für dich eher zum unverkrampften Spass geworden?
Freddy: Definitiv! Der Gitarrist bei Bosteady ist gerade mal 35 Jahre jung. So erlebe ich meine Zeit, als ich so alt war, nochmals. Das Alter spielt keine Rolle, solange ich fit, wach und im Kopf bereit bin zu spielen. Musik ist für mich eine Art Jungbrunnen (grinst). Setze ich mich ans Schlagzeug, dann nur noch, weil ich Freude daran habe. Darum bin ich 2011 bei Krokus ausgestiegen. Die Welt nochmals zu erobern war nicht mehr mein Credo (lacht) und schon gar nicht, dass wir hätten sein müssen wie Band X (lacht).
MF: Was ist dir heute wichtig, wenn du in einer Band spielst?
Freddy: Es muss in erster Linie persönlich passen, mit ganz viel Spass verbunden sein und ein gewisses Niveau erreichen. Früher hatte ich meine Roadies, die alles aufgestellt hatten, wenn wir auf Tour waren. Heute schleppe ich mein Schlagzeug selbst auf die Bühne (lacht). Ich gehe auf die siebzig Jahre zu und muss meinen Scheiss noch selbst aufbauen (lacht)...
MF: ...sehr cool, dann verdienst du doppelt...
Freddy (laut lachend): ...genau, schön, wenn es so wäre! Wenn du den Spass verloren hast, dann tust du dir dies nicht mehr an, sprich diesen Aufwand für ein Konzert. Wenn der Gig aber vorbei ist und die Leute Freude daran hatten, geniesst du es innerlich und weisst, es war geil.
MF: Wie bist du damals zu Krokus gekommen?
Freddy: Zusammen mit Fernando von Arb (Gitarre) und Jürg Nägeli (Keyboard) spielte ich in der Band Montezuma. Chris (von Rohr) gründete mit Tommy Kiefer (Gitarre) Krokus. Die Truppe entstand aus Kaktus. Gleichzeitig haben beide Bands Vinyl veröffentlicht. Wir eine Single und Krokus eine LP. Bei Krokus gab es Unstimmigkeiten, und so fragte Chris bei uns an, ob wir die beiden Bands nicht vereinen sollten. Fernando und Tommy an den Gitarren, ich am Drum, Jürg am Bass und Chris am Gesang. Daraus entstand dann diese Krokus-Besetzung mit der Voraussetzung, dass Chris (lachend) keine Drumsticks in die Finger nimmt (Chris war ursprünglich Drummer). Das blieb dann so, bis wir merkten, dass ein Doppel-Schlagzeug-Solo noch cool wäre. Ab da durfte er die Schlagzeugstöcke (lacht) wieder in die Hände nehmen.
MF: Welche Erinnerungen hast du an die Zeit mit Krokus?
Freddy: Sehr viele gute und schöne Erinnerungen. Die Band war ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Dies brachte mich dahin, wo ich heute bin. Aber auch einige unschöne und beschissene Zeiten, die mit Krokus verbunden sind. Damals, als die Freundschaft, diese Einheit, zu zerbrechen begann, wurde alles extrem kompliziert. Eigentlich war ich erleichtert, als mich die Jungs 1982 als Ersten aus der Band geschmissen haben. Ein Jahr danach musste Chris gehen. Als ich nach diesem Rausschmiss bei Gianna Nannini landete, stiess ich in eine neue Welt vor. Ich entdeckte viele neue Dinge und war nicht nur der Rockstar in Amerika. Beides waren spannende Zeiten, auch die schlechten. Alles hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ein zufriedener und stolzer Musiker. Auch wenn ich vieles erleben musste, wie eine Scheidung, bin ich heute im Leben angekommen, habe eine grossartige Freundin, und alles ist so, wie es sein sollte (grinst zufrieden).
"...Es war kein zweiseitiger Vertrag, sondern das war ein halbes Buch..."
MF: Wann hast du festgestellt, dass es neben der Musik auch ein knallhartes Business gibt und Freundschaften den Dollar-Noten weichen mussten?
Freddy: Wir wussten, als wir das erste Mal in die Staaten gingen und den ersten Management-Vertrag mit Butch Stone unterschrieben, auf was wir uns einliessen und was wir da unterschrieben. Es war kein zweiseitiger Vertrag, sondern das war ein halbes Buch. Wir wussten, dass wir "20 % off the top" abgeben und somit andere Leute bezahlen. Wir wussten, dass wir jeden Vorschuss, den wir bekamen, auch wieder zurück zahlen mussten. Das bedeutete, dass alle Kosten von uns wieder reinvestiert werden mussten. Auch wenn wir gutes Geld verdienten, ging das gleich wieder weg. Plötzlich bist du in diesem Rad drin und sitzt bei Clive Davis im Büro.
Der stellt dir einen Masterplan vor, wann was wie zu tun ist, damit die Band erfolgreicher wird, und genau da brachen wir ein. In meinen Augen hat uns nicht das Business zerstört, sondern die auseinanderfallende Zusammengehörigkeit. Hätten wir gesagt: "Du als Manager bist ein Angestellter von uns. Wir gehen zu einer Plattenfirma und geben euch ein Produkt, um Geld zu verdienen!" Stattdessen verrannten wir uns in unnötigen Diskussionen, wer den Anforderungen noch entsprach und wer nicht. Man stritt sich darüber, wer mehr zu den Songs beigetragen hat und mehr Geld verdienen sollte. Logisch hat das Business seinen Part dazu beigesteuert. Wir standen täglich auf der Bühne. Heute in einem Club vor fünfzig Personen und morgen in einer Halle vor 10'000 Fans. Diesen Druck hältst du nur aus, wenn du eine verschworene Einheit bist, und das waren wir irgendwann nicht mehr.
MF: Wie schwer war es, mit seinem eigenen Ego und jenem der anderen umzugehen? Oder wie schwer war es, den Boden nicht unter den Füssen zu verlieren?
Freddy: Rockstars waren wir alle, irgendwann (grinst). Gewisse von uns stellten dies früher fest, und andere befinden sich noch heute in dieser Seifenblase (lacht). Mir wurde nach zwei Monaten klar…, weisst du, die Amis wussten, wie sie uns zu behandeln hatten: "You guys are like the fucking Beatles!". Wow, ich habe diesen Schrott noch ernst genommen (grinst). Du schwebtest auf einer Wolke. Frauen, Groupies…, es war wie im hölzernen Himmel.
Nach zwei Monaten hatte ich einen Flash. "Freddy, setz dich mal hin und atme tief durch! Das alles ist doch gar nicht möglich!" Plötzlich wurde der Spass zur Arbeit, weil man neun Monate Tag für Tag auf der Bühne stand. Da wurde die Musik zum Business, und daraus entstanden bei Krokus drei Lager. Es waren die beiden Songwriter von Arb und von Rohr, und dann war Marc Storace da. Ohne ihn wird es für Krokus sehr schwierig. Er wusste dies auch und hat es ausgelebt und ausgekostet. Ich war dabei der Schlagzeuger, der immer unsicherer wurde.
Auch wenn die Leute bei meinem Drum-Solo jeden Abend Kopf standen. Schaue ich heute zurück, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Wir waren so gottverdammte naive Schnösel! Gleichzeitig waren Def Leppard und AC/DC ganz gross. Das war eine geballte Union. Ich hatte das Glück, mit Def Leppard im Studio in England zu sein und konnte mich mit Rick Allen lange unterhalten, nachdem er seinen Arm verlor. Damals waren die Jungs ein Multi-Millionen-Seller.
Die Band ging zu ihrem Trommler ins Spital und sagte: “Rick, du hast deinen Arm verloren, das ist uns scheissegal, du bist unser Drummer. Wir gehen in drei Monaten ins Studio, und zwar mit dir!” Dieser Satz hat Rick von tief am Boden liegend in ganz hohe Sphären hinauf katapultiert. Innerhalb von drei Monaten lernte er mit einem Arm Schlagzeug zu spielen. Dieser Zusammenhalt ist ein Parade-Beispiel, wie es sein sollte. Genau das hätten Krokus auch an den Tag legen sollen. Aber wir waren nicht fähig dazu. Das ist meine persönliche Meinung.
"...Die Flucht aus dieser Situation war, wieder in diese Bubble einzusteigen und auf Tour zu gehen!..."
MF: Wie war es für dich, plötzlich gross zu sein in England und Amerika?
Freddy: Wir befanden uns in einer Schwebephase, aber ich schlug dann relativ schnell wieder auf den nüchternen Tatsachen am Boden auf. Vor dem Konzert musste ich immer durch die Besucher laufen, weil ich sie "spüren" wollte. Gross abgesondert habe ich mich nie. Es wurde irgendwann schwieriger…, ich habe die Geschichte mit den Telefonen erwähnt, als anonyme Anrufe dein Leben nicht einfacher machten. Im Blick hiess es, dass Krokus Millionäre sind. Ich lief durch die Strassen von Solothurn und aus dem Schuhladen schoss der Verkäufer und schrie: "Hey Freddy, komm rein, ich habe die neuesten Schuhe für dich, die einem Millionär gerecht werden!". Verdammt, hat der einen an der Waffel? Wir verdienten pro Monat vielleicht 2'000 Franken, die auch wieder zurück bezahlt werden mussten. Diese Situation damals war sehr schwierig. Die Flucht aus dieser Situation war, wieder in diese Bubble einzusteigen und auf Tour zu gehen. Am Schluss wussten wir nicht einmal mehr, wo wir gerade auftraten (lacht).
Wir klebten uns einen Zettel auf den Boden, damit Storace auf der Bühne die Zuschauer nicht mit "Hello Cleveland!" begrüsste, wenn wir in Denver waren (lautes Lachen). Hat mich meine damalige Freundin angerufen und gefragt, wo wir seien, war meine Antwort: "Keine Ahnung, es ist warm, es muss im Süden sein". Es hat niemanden von uns interessiert, wo wir gerade auftraten. Diese Blase während dieser neun Monate hat dich zum Schweben gebracht. Kam man zurück nach Hause, erfuhr man, was sich in letzter Zeit gerade in der Welt ereignet hatte.
Selbst steckten wir in einer anderen Welt fest. Von Krokus ging es für mich anschliessend direkt zu Gianna. Vier Jahre lang war ich bei ihr, bis ich vor 15'000 Leuten in Siena bemerkte, dass es nicht die Wahrheit sein kann, das ganze Leben lang mit runden Holzstöcken auf runde Felle einzudreschen und daneben nichts anderes existiert. Ich kam von der Bühne, ging zu Gianna und sagte zu ihr: "Nach dieser Tournee bin ich raus!" Vier Jahre sass ich nicht mehr hinter dem Schlagzeug, sondern absolvierte eine Ausbildung. Bis es mich wieder gepackt hat (grinst).
MF: Reingezogen hat es dich dann wieder mit Krokus und «To Rock Or Not To Be»?
Freddy: Die Reunion-Geschichte lag immer in der Luft. Die originalen Krokus, zusammen mit Tommy, hatten etwas Einzigartiges an sich. Ansonsten hätten wir nicht diesen Erfolg feiern können! Es waren nicht nur die Lieder, sondern die Energie, die damals von dieser Band ausging. Uns konnte man nicht bremsen! Zurück zu deiner Frage (lacht). Diese Reunion war im Gespräch, aber damals waren von Arb und von Rohr zu zerstritten. Krokus existierten dann zusammen mit Many Maurer (ehemals Killer, Netz, Headhunter, Ain't Dead Yet) am Bass, Fernando, Mark Kohler, Marc und mir. Ich habe mir das Album lange nicht mehr angehört, bis vor drei Wochen, und stellte fest, da sind tatsächlich geile Songs drauf. Aber auch das sollte nicht sein, weil es erneut Diskussionen gab. Es folgten unzählige Formationen…
MF: …korrekt, und dann kam es dennoch zur Wiedervereinigung mit Chris.
Freddy: Ich war schon lange der Meinung, dass der einzige Weg, Krokus zumindest in der Schweiz wieder zum Leben zu erwecken, nur über die Original-Formation stattfinden konnte. Leider ohne Tommy, der schon früh starb. 2008 traf man sich und wollte tatsächlich zuerst mit Gölä als Sänger starten. Er probte drei Mal mit uns und hat mitten in der Probe gesagt: "Stop, hört auf mit diesem Scheiss! Entweder ihr holt Marc zurück oder begrabt das Ganze. Mit mir funktioniert das nie!"
Dann kam die Anfrage vom Schweizer Fernsehen "Die grössten Schweizer Hits". Dort sollten wir ein Medley zusammen mit Storace spielen, der zu Beginn noch seine Mühe hatte mit dieser Situation (da er aktuell noch mit einer anderen Krokus-Formation auf der "Hellraiser-Tour" war). Die Leute feierten uns jedoch ab und dachten, endlich sind sie wieder da. Unser Credo war: In unserem Alter Spass zu haben und die Fans mit unseren Songs glücklich zu machen. So fing alles wieder an… (lacht).
"...Da fingen bei mir die Notsignale an zu leuchten..."
Wir hatten keinen Vertrag, wie die Gelder verteilt wurden, und ohne diesen wäre ich beim ersten Konzert nicht auf die Bühne gestiegen. Ich wurde in der Vergangenheit zu oft verarscht und über den Tisch gezogen. Bevor ich damals in Zuchwil in der Eishalle auf die Bühne steigen sollte, wollte ich etwas Schriftliches. Der Manager aus Deutschland fand, dass ich nicht übertreiben sollte, bestätigte mir aber im Restaurant auf einer unterschriebenen Serviette, welchen Teil mir zustehen sollte.
Die Konzerte klangen cool, und es fühlte sich auf der Bühne gut an. Dann nahte die Zeit, dass wir das Album «Hoodoo» aufnehmen sollten. So, und jetzt befanden wir uns wieder bei den alten Themen (grinst). Wir spielten unsere Show im "Stade de Suisse" in Bern, die nicht perfekt war, aber die Leute hatten ihren Spass. Danach gab es eine Video-Analyse und die Diskussionen gingen in die Richtung, dass wir noch nicht wie AC/DC klingen würden. Da fingen bei mir die Notsignale an zu leuchten.
Wir gingen oder waren damals über der 60-jährigen Altersgrenze. Krokus werden nie wie AC/DC klingen. Wir sind Krokus! 2011 sollten wir ein Konzert für die Firma Alpiq spielen. Die Gage war sehr gut, aber das Management wollte sie reduzieren. Dies per Telefonat. Ich blieb standfest, hielt an meiner Serviette fest, die sie mir damals unterschrieben hatten und blieb zugegebenermassen stur. Zwei Stunden später, nach diesem Gespräch am Phone, übernahm Kosta (ehemaliger Drummer von Pink Cream 69) meinen Part. Das war der Grund, warum ich bei Krokus wieder ausgestiegen bin. Dies, nachdem «Hoodoo» aufgenommen war.
Ich fuhr nach Stuttgart ins Studio zum Produzenten Dennis Ward. Zuerst sollte ich die neuen Tracks mit Klick einspielen, was aber nicht passte. So übernahm Kenny Aronoff meine Parts, die aber genau gleich klangen wie meine (lacht). Dennis rief mich an und fragte mich: "Freddy, drehen die gerade 'Die versteckte Kamera'? Ich habe deine Aufnahmen und die des Amis, das klingt absolut identisch!" Was sich im Studio anbahnte, entlud sich bei diesem Alpiq-Konzert. Ich brauchte diesen Scheiss nicht mehr, auch wenn die Zeit cool war (lacht). Heute kann ich darüber lachen.
MF: Was war früher wichtig für dich, und was ist es heute?
Freddy: Boah…, heute ist es sicher die Gesundheit. Fit im Kopf zu bleiben, und die Familie ist noch wichtiger geworden. Dein kleiner Kreis, um sich austauschen zu können. Das hatte ich früher schon, bloss kam mir das abhanden, weil ich immer in den Staaten oder England auf den Bühnen herum turnte. Deine wirklichen Freunde kamen eben nicht mit nach Amerika. "You're like the fucking Beatles!" Und so ist man in dieser Wolke herum geflogen. Heute schätze ich es mehr mit jemandem Zeit verbringen zu können, mit Kindern und Enkelkindern. Der Vorteil im Alter ist auch, dass ich nicht mehr jeden Scheiss akzeptieren und mitmachen muss.
MF: Freddy, danke für diese ehrlichen Worte, es hat Spass gemacht, dir zuzuhören.
Freddy: Sehr gerne, und ich hoffe, dass du davon etwas gebrauchen kannst (grinst).