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"...Bis jetzt waren die Reaktionen sehr positiv. Klar wird es auch Leute geben, die überhaupt nicht damit klar kommen, dass Vossi nicht mehr dabei ist..."
Mit dem letzten Studioalbum «Stormchild Rising» konnten Mad Max 9.5 von 10 Punkten bei uns verbuchen. Ein wirklich bärenstarkes Hardrock-Album, das alle Fans von Dokken, den Scorpions, Def Leppard und Mad Max begeisterte. Im Januar 2021 hätten die Deutschen beim "Ice Rock Festival" auf der Bühne stehen sollen. Aber wie so vieles, musste auch der "heimelige" Event im Emmental abgesagt werden. Michael Voss und seine…, eben nicht mehr, denn "Vossi" gab kürzlich seinen Ausstieg bekannt. Der etablierte Songschreiber und Produzent will einen anderen Weg gehen. Wie der weitere Pfad von Mad Max aussieht, berichtet Mad Max-Trommler Axel Kruse.
MF: Axel, wie kam es zu diesem Line-up Wechsel?
Axel: Michael hat sich entschieden, die Band zu verlassen. Wir wissen das eigentlich schon etwas länger und haben besprochen mit der Info erst dann ans Tageslicht zu gehen, wenn es für ihn passt. Er wollte sich musikalisch nochmals neu ausrichten und somit bei Michael Schenker in der Band spielen. Für uns war dies eine Überraschung, als er uns mitteilte, dass er keine zweite Truppe am Laufen haben will. Dies hätte man im Moment sicher unter einen Hut gebracht, nämlich MSG und Mad Max zusammen. Es weiss keiner, wie das alles weitergehen wird mit diesem Virus. Jürgen (Breforth, Gitarre) und ich entschieden darauf, dass wir auf jeden Fall mit Mad Max weitermachen wollen. Direkt nach diesem Entschluss suchten wir einen neuen Sänger und fanden Emre "Emmo" Acar. Leider konnten wir uns, aus den aktuellen Gründen, noch nicht alle in der neuen Konstellation treffen. Emmo kommt aus Saarbrücken und der neue Bassist Fabian Ranft (Jutta Weinhold, Velvet Viper) aus Hannover. "Hutch" (Thomas Bauer) entschied sich aus persönlichen Gründen auszusteigen. Es kann durchaus sein, dass er irgendwann wieder bei uns spielt, aber es war seine Bitte, die Band für den Moment verlassen zu können. Wir bereiten uns jetzt auf die kommenden Shows im Mai/Juni vor. Es bleibt aber abzuwarten, was davon dann auch tatsächlich stattfinden wird.
MF: Wie schwer ist es für euch, dass Michael nicht mehr dabei ist und er nicht nur Gitarrist und Sänger war, sondern auch einer der Hauptsongwriter und Produzent?
Axel: Natürlich hat er viele Songs geschrieben, aber der Anteil war 50/50 zwischen Jürgen und Vossi. Das ist jetzt nicht das Allerschlimmste. Wenn ein paar andere Leute mit Ideen kommen, ist dies sicherlich nicht die schlechteste Alternative. So können sich Mad Max musikalisch gesehen vielleicht auch ein bisschen breiter aufstellen. Wir werden das Rad sicher nicht neu erfinden. Die Musik wird so bleiben wie sie war, aber mit anderen Perspektiven und einem schmalen Blick über den Tellerrand. Wir werden mehr in die Produktion involviert sein und wer weiss, was das vielleicht Positives bewegen kann. Als wir damals Michael Bormann bei Jaded Heart vor die Tür gesetzt haben, war es eine ähnliche Situation. Wir mussten in einem anderen Studio produzieren, was für Jaded Heart damals relativ gut funktionierte. Rolf Munkes ist einer meiner besten Freunde. Wir werden auf jeden Fall bei ihm das kommende Album produzieren. Meine Drum-Parts wurden immer bei ihm aufgenommen. Er ist selber ein Super-Musiker und ein ebensolcher Produzent. Zusammen mit unserem neuen Lead-Gitarristen Ralf "Doc" Heyne schauen wir jetzt mal, wohin sich die Reise bewegen wird. Bis jetzt waren die Reaktionen sehr positiv. Klar wird es auch Leute geben, die überhaupt nicht damit klar kommen, dass Vossi nicht mehr dabei ist. Das verstehe ich auch. Das wäre das Gleiche bei Dave Meniketti, wenn er bei Y & T aussteigen würde. Okay, das ist noch ein krasseres Beispiel (lacht). Aber es wird immer Fans geben, die sagen, dass Mad Max nur mit Vossi funktionieren, aber auch andere die offen sind: "Okay, das höre ich mir jetzt erst mal an". Diese Reaktionen müssen wir abwarten. Unsere Plattenfirma SPV liess uns wissen: "Okay, es wandelt sich momentan eh gerade sehr viel, wir sind gespannt. Schickt uns mal ein bis zwei Songs und dann schauen wir weiter". Auf der anderen Seite wurden uns neue Deals angeboten. Es gehen andere, neue Türen auf. Das ist eine sehr interessante Situation (grinst). Plötzlich passieren Dinge, die vorher nicht möglich waren. Abwarten, prüfen und dann schauen wir weiter.
MF: Sind denn schon neue Songs komponiert worden?
Axel: Wir sind dabei und haben von früher noch ein paar alten Ideen auf Halde. Ralf, unser neuer Gitarrist, schreibt 200 Riffs pro Tag (lacht), da sehe ich nicht das Problem. Wahrscheinlich werden wir auch einen Track vom allerersten Album neu einspielen. Wir müssen schauen, wie Emmo mit seiner Stimme…, in welche Richtung das Material tendieren wird. Das wird auf jeden Fall anders klingen.
MF: Ist mit einem Stilwechsel wie damals bei Jaded Heart zu rechnen, als Michael Bormann ausgestiegen ist?
Axel: Nein! Bei Jaded Heart war das Problem, dass dieser Stil, in welche sich die Musik entwickelte, immer das war, was wir spielen wollten. Unsere Bremse war damals der Bormann. Dann kamen noch persönliche Probleme dazu. Irgendwann war das Fass übergelaufen. Dieser Weg mit den ersten drei Alben nach Bormann war geplant. Das wird bei Mad Max nicht passieren. Wir werden auf jeden Fall weiterhin unseren Dokken-, Scorpions- und Def Leppard-Touch beibehalten. Ein Stilbruch würde bei Mad Max nicht funktionieren. In unserem Alter die Musik neu zu erfinden? Eher nicht (lacht).
MF: Bedingt durch die viele Arbeit von Vossi, habt ihr nun auch mehr Möglichkeiten öfters aufzutreten?
Axel: Zuerst müssen wir abwarten und sehen, wie die Leute auf uns reagieren werden. Ob die Veranstalter sagen: "Oh, jetzt wollen wir Mad Max erst recht haben" oder sie uns überhaupt nicht mehr engagieren wollen. Das können wir noch nicht abschätzen. Auf der einen Seite gehen ein paar Türen auf, Plattenfirmen sprechen uns an und wir würden gerne nochmals Gas geben. Auf der anderen Seite haben wir keine Ahnung, wie sich die Live-Situation entwickeln wird. Was zu machen ist, werden wir versuchen anzunehmen und umzusetzen. Ausser sie entsprechen nicht unserer internen Absprache. Wir werden keine Gigs spielen, bei denen wir Geld mitbringen müssen. So wie früher, als man noch 500 Euro zahlen musste, damit man überhaupt auf die Bühne durfte. Neben dem Hotel und dem Sprit. Das werden wir nicht mehr machen. Sollte es nicht mehr möglich sein, dass eine Truppe, die seit 35 Jahren existiert, ihre Kosten decken kann, dann kann ich auch gleich zu Hause bleiben. Wir wissen auch nicht, welchen Schaden dieser Virus bei Bookern, Veranstaltern und Clubs hinterlassen hat. Wer wird überhaupt noch da sein in einem halbem Jahr? Oder wird die Szene bis dann eh am Boden sein? Es bleibt uns aber nichts anderes übrig, als abzuwarten und sehen was kommen wird.
MF: Kommen wir noch zum letzten Album «Stromchild Rising», wo siehst du diese Scheibe in der langen Geschichte von Mad Max?
Axel: Ich würde die Platte ziemlich weit oben ansiedeln. Es ist eine 2020-Produktion, aber trotzdem spiegelt es die Entwicklung in der Band wieder. Trotzdem merkt man, dass wir aus den achtziger Jahren kommen. Die Idee zu «Stormchild Rising» entstand aus Zufall, diesen «Stormchild» wieder aufleben zu lassen («Stormchild» hiess das Mad Max-Album aus dem Jahre 1985). Wir hatten schon ein fertiges Cover. Zum Glück ist unser Designer ein Kumpel von mir aus dem Nachbarort. Er war Feuer und Flamme für die «Stormchild»-Idee und hat sofort ein neues, etwas moderneres Cover erstellt. Es sieht dem Alten etwas ähnlich, ist aber in die Neuzeit katapultiert. Selbst hast du nie eine Idee, wo deine eigene Musik anzusiedeln ist. Manchmal denkst du: "Ja, das Album ist uns ganz gut gelungen" und hinterher wird es von den Fans völlig abgefeiert. Du kannst gar nicht glauben, was abgeht. Auf der anderen Seite bist du überzeugt, den absoluten Knaller abgeliefert zu haben und die Scheibe wird komplett zerrissen.
"...Zuerst müssen wir schauen, wie die neue Band funktioniert. Wenn es möglich ist, werden wir uns sofort treffen und zwei bis drei Tage zusammen proben..."
MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?
Axel: Zuerst müssen wir schauen, wie die neue Band funktioniert. Wenn es möglich ist, werden wir uns sofort treffen und zwei bis drei Tage zusammen proben. Dann neue Songs komponieren und abwarten, wie es überhaupt weitergehen kann. Du hast keine Ahnung, wie schnell alles mit dem Impfen geht. Wer lässt sich überhaupt impfen? Will man das selber oder nicht? Muss man, weil man sonst nichts mehr machen darf? Darf ich nur auf Tour gehen, wenn ich geimpft bin? Ich hoffe im April oder Mai mehr zu wissen. Wahrscheinlich sind dann 40 bis 50% der Leute in Deutschland und der Schweiz geimpft!? In Israel soll 1/5 der Bevölkerung nach zwei Wochen geimpft sein, und hier in Deutschland kriegen sie es nicht geregelt, den Impfstoff ordentlich zu verteilen.
MF: Dann drücke ich euch beide Daumen dass alles klappt, wünsche euch viel Glück mit der neuen Bandkonstellation und dass man euch bald wieder auf der Bühne sieht.
Axel: Danke dir Martin.