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14. November 2024, Zürich - Dynamo
By Lukas R.
Als der letzte Ton in der geladenen Stille des Dynamo in Zürich verklang, atmete das Publikum kollektiv aus und liess den Atem frei, den es während einer Setliste von neunzehn epischen Songs angehalten hatte. Es war einer dieser seltenen Momente im modernen Rock, in denen pure, ungefilterte Energie auf klassische Raffinesse trifft und ein Erlebnis schafft, das nur die Basement Saints bieten können.
Last Chance To Say Goodbye waren die Support Band an diesem Abend. LCTSG wurden 2007 in Zürich gegründet und sind eine dynamische Rock-Band, die NWBHM, Gothic-Punk und Pop-Rock zu einnehmenden, mitsingbaren Songs mit Punk-Einschlag verbinden. Obwohl ihre Musik gut durchdacht und energiegeladen ist, fehlt es ihr an wirklich epischen oder herausragenden Momenten. Sie wurden aber durch ihre Heim-Fanbase sehr wohlwollend empfangen und unterstützt.
Basement Saints
Dieser Auftritt, der Teil einer Reihe von Konzerten zur Veröffentlichung ihres neuesten Albums war, markierte den Höhepunkt von vier Gigs in den letzten drei Monaten - und er war zweifellos ihr bisher bester. Während die vorangegangenen Performances hervorragend ausfielen, war diese anders: Das Selbstvertrauen der Band ist gereift, ihr Sound verfeinert, und jeder Song war mit überraschenden musikalischen Überraschungen gespickt, die das Publikum in Atem hielten.
Die neue Besetzung des Trios mit Gitarre, Gesang, Schlagzeug und Hammond Orgel brachte eine neue Intensität in ihren Sound. Das Schlagzeug donnerte mit einer urwüchsigen, dschungelartigen Energie. Dies erfährt man am besten beim Song «Boots oder auch beim Titanic-alike Song «Sparks In The Wood». Die Gitarren-Arbeit wiederum zelebriert Einflüsse wie das ikonische Solo von Prince bei der Rock Hall Aufführung von «While My Guitar Gently Weeps» im Jahr 2004.
In «Sailing Through The Night» verwandelte Anton den gepfiffenen Teil des aufgenommenen Songs in eine schwerere, gewaltigere Gitarren-Passage. Die Chemie zwischen Anton und Robby war ein Spektakel für sich. Antons wilde Gitarren-Soli und bluesbetonte Riffs entfachten auf der Bühne ein Duell mit Robbys Hammond Orgel. Robby, der Virtuose schlechthin, antwortete mit ausladenden, symphonischen Texturen und kraftvollen, resonanten Tönen. Ihr Zusammenspiel war eine aufregende Mischung aus Kameradschaft und Wettbewerb, die Erinnerungen an legendäre musikalische Schlachten wie die zwischen Jon Lord und Ritchie Blackmore von Deep Purple wachrief. Die Saints erwiesen sich auf ihre einzigartige Weise als würdige Nachfolger solcher Rock-Legenden.
Robbys Beherrschung der Hammond Orgel war hypnotisierend. Seine Finger tanzten über die Tasten und zauberten Klänge, die von zarten, regenartigen Liebkosungen bis hin zu Tsunami-Crescendos reichten. Sein dramatisches Intro zu «Highway Lines» war eine Hommage an klassische Rock-Giganten wie Deep Purple und Uriah Heep, die er mit seinem eigenen Flair versah. Das Publikum war wie gebannt, als Robby nahtlos bluesige Basslinien mit feurigen, orchestralen Läufen verknüpfte, wobei jede Phrase mit einem emotionalen Gewicht aufgeladen war, das sich zu einem atemberaubenden Höhepunkt aufbaute. Die schiere Kraft seines Spiels wirkte fast übernatürlich, so als ob die Orgel selbst unter seinem Kommando zum Leben erwacht wäre. Die Höhepunkte des Konzerts waren Robbys hämmernde, perkussive Stösse, die in klanglichen Schlachten zwischen Harmonie und Chaos gipfelten.
Im Laufe des Sets spielten die Saints auch ältere Favoriten wie «Buffalo Bay», «Love To Ride», «Rainbow Nation», «Radius Of Heat», «Get Ready», «Jeans» und natürlich dem legendären «Bohemian Boogie». Diese Stücke wurden neu arrangiert, um sie an das Trio anzupassen, wobei die Tasten stärker betont wurden. Das Publikum, das jede Note und jeden Text kannte, wurde an diesem Abend zum vierten Mitglied der Band und sang wie rockte die ganzen 110 Minuten lang mit.
Antons Stimme war, wie immer, überragend. Sie übertraf die makellose Qualität der aufgenommenen Tracks und wurde live zu einem emotionalen Kraftwerk - roh, verletzlich und schmerzhaft schön. Seine Stimme besass eine seltene Kraft, die gleichzeitig Tränen und Lachen hervorrufen konnte, und sein unvergleichliches Vibrato verlieh ihr einen unvergesslichen Touch. Sie erinnerte an Paul Rodgers' Soulfulness, Roy Robinsons souveräne Resonanz und, in den ergreifendsten Momenten, an David Surkamps einzigartiges, überirdisches Timbre. Dennoch war Antons Stimme unverwechselbar - ein einzigartiger Klang in der heutigen Rock-Szene, der bei allen Zuhörern einen tiefen Eindruck hinterliess. Dies war am intensivsten bei der wunderschönen Southern Rock Ballade «Making Amends».
Kein Bericht über ein Basement Saints Konzert wäre vollständig, ohne die Hüte zu erwähnen - die charakteristischen Cowboy-Hüte von Anton und Robby. Es wurde zu einem ständigen Spektakel, als die Schwerkraft sie mitten im Song einholte und sie immer wieder über die Bühne fliegen liess. Nachdem Robbys Hut zum 13. Mal auf der Bühne klatschte, wurde das Zählen sinnlos. Dieses spielerische Element und auch die Interaktionen mit dem Publikum brachten einen Hauch von Unbeschwertheit in einen ansonsten intensiven Abend und machten die Show der Basement Saints nicht nur zu einem Konzert, sondern zu einem lebendigen, unvergesslichen Erlebnis.
Setliste: «Left Lane Cruiser» - «Spark» - «Buccaneer» - «Buffalo Bay» - «Fine By Me» - «Night Owl» - «Love To Ride» - «Rainbow Nation» - «Radius Of Heat» - «Making Amends» - «Sunflower Seeds» - «What To Do» - «Sail Through The Night» - «Get Ready» - «Jeans» - «Boots» - « Bohemian Boogie » - «Highway Lines» - «Down South»