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EP 1: «De Toorn» - "Eine Reise durch Trauer und Wut" - die diesjährigen zwei EPs von AMENRA sind nicht nur eine Fortsetzung ihrer bisherigen Arbeit, sondern auch ein tiefes Statement ihrer künstlerischen und emotionalen Entwicklung.
Die erste Veröffentlichung, «De Toorn», ist eine bemerkenswerte Reise durch Trauer, Wut und Transformation. Die Band verknüpft die losen Enden ihres 2019 erschienenen Albums «De Doorn» und präsentiert eine reife, aber brutal ehrliche Auseinandersetzung mit der Trauer. Während der 26-minütigen Spielzeit bauen die beiden Songs «Heden» und «De Toorn» (Talisman) eine langsam brennende Spannung auf, die in einer kathartischen Erlösung gipfelt. Der Opener «Heden» beginnt mit einer atmosphärischen, minimalistischen Klang-Landschaft, die den Zuhörer in einem sensiblen Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung hält.
Das Stück baut sich mit methodischer Präzision auf und lässt sowohl Raum für Ruhe als auch für Chaos. Der Übergang zu den cleanen Vocals markiert einen Wendepunkt, der einen Hauch von Licht in die ansonsten dichte Atmosphäre bringt. Wenn Amenra tiefer in Trauer und Wut versinken, bricht der Gesang in Angst und Schrecken aus und verleiht dem Lied zusätzliche Intensität. «De Toorn» folgt mit einem melancholischen Grundton, der sich langsam zu einem donnernden Doom aufbaut, der von der kraftvollen Instrumentierung und dem gefühlvollen Gesang von Colin H. Van Eeckhout geprägt ist.
Beide Tracks sind von einem eindringlichen Gefühl der Endgültigkeit beseelt, aber «De Toorn» versinkt nicht in Verzweiflung, sondern erhebt sich und nimmt einen mit auf eine introspektive Reise der Erinnerung und Heilung. Die Fähigkeit der EP, eine solch atmosphärische Stimmung zu erzeugen und gleichzeitig die charakteristische Härte der Band beizubehalten, ist ein Beweis ihres Könnens. Für Fans der reichen Geschichte von Amenra, insbesondere für diejenigen, die ihre symbolische Reise verfolgen, ist «De Toorn» eine kraftvolle Reflexion über Verlust und Widerstandskraft.
Die Musik ist sorgfältig strukturiert, um tiefe emotionale Reaktionen hervorzurufen, und ihre Stärke liegt in ihrer Fähigkeit, die Seele anzusprechen. Das Cover spiegelt diese zyklische Reise wider und erinnert mit Bildern, die an «Mass I» erinnern, an die Ursprünge der Band und unterstreicht den thematischen Abschluss eines Kapitels, bevor es die Tür zum nächsten öffnet. Während man sich nun auf die Tour und dabei auch auf einen Auftritt in Lausanne im Mai dieses Jahres vorbereitet, wird klar, dass «De Toorn» mehr als nur ein Abschluss ist, sondern eine Vorbereitung auf das Feuer, das die Zukunft von Amenra antreiben wird.
EP 2: «With Fang and Claw» - Die Rückkehr zu den Wurzeln, während «De Toorn» eine Reflexion über Trauer und Transformation ist, geht Amenras zweite EP «With Fang And Claw» einen anderen Weg und kehrt zur ursprünglichen Intensität zurück, die ihre frühen Werke auszeichnete. Mit "nur" vierzehn Minuten ist «With Fang And Claw» eine Naturgewalt, heisst roh, ungezähmt und unerbittlich. Diese EP schlägt eine Brücke zwischen ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft und verbindet ihre Wurzeln auf «Mass I» mit dem kommenden «Mass VII».
Der Opener «Forlorn» ist ein Meisterwerk der Atmosphäre. Das Ganze beginnt langsam und bietet eine Atempause, bevor es richtig losgeht. Die knackigen, schlammigen Riffs werden von Van Eeckhouts gequälten Schreien begleitet, die ein Gefühl von Verzweiflung und Schmerz vermitteln. Die Struktur des Liedes ist eine sorgfältige Balance zwischen hohen und tiefen Klängen, respektive gibt den Ton für die gesamte EP an. Dem Song ist eine Dringlichkeit eigen, als würden Amenra ihre frühen Einflüsse mit neu entdeckter Präzision kanalisieren.
Die rohe Energie des Tracks erinnert an die frühen Jahre der Band, als Intensität an erster Stelle stand und jeder Ton wie ein Schlag in die Magengrube war. «Salve Mater» folgt mit einer ähnlichen Energie, aber dieser Track taucht noch tiefer in die Heaviness ein, mit massiven Gitarren und explosiven Vocals, die mit der Kraft eines Vorschlag-Hammers eintreffen. Der Song ist genau das Richtige für Fans, die in den dunkelsten und intensivsten Ecken der Musik von Amenra schwelgen wollen. Trotz seiner Kürze lässt «With Fang And Claw» keine halben Sachen zu.
Jeder Track ist vielmehr ein konzentrierter Ausbruch von Sound und Emotion. Für diejenigen, die mit den früheren Werken der Band vertraut sind, wirkt diese EP wie eine triumphale Rückkehr zur Form. Sie erinnert an Amenras unvergleichliche Fähigkeit, atmosphärische Tiefe mit unerbittlicher Härte zu verbinden. Während «De Toorn» nachdenklich und traurig wirkt, ist «With Fang And Claw» ein Aufruf zu den Waffen, die den Zuhörer an die ursprüngliche Kraft erinnern, die Amenra beschwören können. Mit «With Fang and Claw» beweisen die Belgier einmal mehr, dass sie eine Band der Gegensätze sind.
Getragen von intensiver, nachdenklicher Trauer bis hin zu unbändiger Wut, ohne dabei den einzigartigen Sound zu verlieren, der ihnen über die Jahre eine grosse und treue Fan-Gemeinde beschert hat. Während sie sich darauf vorbereiten, diese rohe Energie mit ihren Fans auf ihrer kommenden Tour zu teilen, bestehen wenig Zweifel daran, dass die Intensität von «With Fang And Claw» sich in einer unvergesslichen Live-Performance widerspiegeln wird. Für Fans dieser Band muss man zugreifen, und für die, die diese Band aus West-Flandern noch nicht kennen, einfach unbedingt mal reinhören!
Lukas R.