Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Eine sehr interessante Combo namens Begat The Nephilim betrat die unheiligen Plätze der geheiligten Schreiberlingzunft und platziert kurzerhand ein fettes, melodiöses Death Metal Statement im Player.
«II: the Grand Procession» nennt sich das zweite Longplayerwerk der Combo um Tyler Smith (Vocals), Cam Dupere (Guitars), Josh Richardson (Drums) und Brendan Seigel (Bass), welche anno 2012 in Dover, New Hampshire, U.S. of A., gegründet worden ist und nebst einer Single namens «Paupers Grave» (2021) den Erstling «I: The Surreptitous Prophecy / Mother Of The Blasphemy» (2018) releaste. So, melodiös ist der ganze Sound von Begat The Nephilim, doch auch sehr brachial und brutal im Gesamtsortiment. Somit dürfte der Part (Melodic) Death Metal wohl etwas in Klammern stehen, wie bereits soeben geschehen. Denn mit dem Soundwriting wird gehörig geblastet und aufs Gaspedal gedrückt. Somit sind die Ingredenzien klar vergeben, das Melodiöse holen Begat The Nephilim mit Synth-Hintergrundklängen und eben den sehr melodiösen wie hochstehenden Soli heraus. Erinnern tut die ganze Chose der elf Tracks auf «II: The Grand Procession» gut an The Black Dahlia Murder, Cattle Decapitation, aber auch Morgue Orgy oder Abigail Williams. Etwas Suffocation, Napalm Death, Carcass, Suicide Silence, Soulfly und Morbid Angel finden sich auch im Gesamtsound, ohne jedoch dabei die Eigenständigkeit von Begat The Nephilim schmälern zu wollen, im Gegenteil, Chapeau, meine Herren.
Ein herrliches Cover-Artwork schmückt den Zweitling, ebenso ist die Produktion sackstark, messerscharf, druckvoll und sehr sauber ausgefallen, wie so schön geschrieben, beziehungsweise gesagt werden darf: The Wall Of Sound erquillt aus den Lautsprechern. Die Gitarre shreddert und rifft sich richtiggehend wie reinfressend in die gespielten Töne und Notationen, mal straight leicht death-thrashend, danach wieder sehr abstrakt und beinahe schon mathematisch wirr, ohne dabei den Groove zu verlieren, im Gegenteil, die Variationen des gestandenen und gesunden Riffings aus dem Death Metal zelebrierend. Nebst den variantenreichen und sehr ausgefeilten Soli, dem musikalischen Können darbietend, gibt es auch akustische Momente, unerwartet musikalische Kredenzien, auch wieder etwas pianoversülzend dargeboten, doch passt dies perfekt als Auflockerung zwischen den brachialen Tracks, gesprochen auf «Threnody - Death Of Spring», genial.
Ja, ansonsten gehts eben recht heftig zur Sache. Das zeugt vom und zeigt sich auch beim abwechslungsreichen Drumming, mit viel Blastliebe versehen, gepaart mit heftigstschnellen Double-Bass-Attacken, atemlos und brutal, ab und an durch aufgelockerte Midtempo-Break-Parts ohne Ruhepause, eine satte Snare, wirbelnde Toms, satanische Cymbalstreicheleinheiten. Der Tieftöner ist stets mit den solodesken Ambitionen mit von der Partie, lässt auch sehr viel Walking-Lines im rhythmischen Spiel miteinfliessen und duelliert sich ab und an mit dem Hochtöner, sprich der Gitarre. Die Vocals sind variantenreich, erinnern etwas an Trevor Strnad (The Black Dahlia Murders) und an Dani Filth (Cradle Of Filth), ohne jedoch die dargebotenen Sangeskünste negativ untermauern zu wollen, im Gegenteil. Denn die Vocals sind böse, evilhaftig im gutturalen Bereich angesiedelt, eher in den mittleren wie auch tieferen Lagen in den Stimmbändern beheimatet und die Aussprache ist klar und deutlich, mit viel Schmackes. Oh ja, das Ganze besitzt tatsächlich einen leichten, klassischen Touch, kein übermässiges Symphoniegesäusele, nö, sondern trocken, klassisch und eben brutal. So aus (Melodic) Death Metal entsteht nun definitiv Death Metal, denn der Gesamtsound, um es nochmals ganz klar zu betonen, geht voll auch etwas in den Slam Death Metal ab, nebst eben dem Gefrickelten an jedem Instrument, inklusive Gesang, yep.
Ja, ich kann einfach nicht anders, denn wenn ihr Euch Begat The Nephilim mit «II: The Grand Procession» von A bis Z, von Track eins bis elf rein pfeift, dann werdet ihr dasselbe Grinsen aufsetzen, welches ich nun seit mindestens 42:04 habe, denn so lange dauert der Zweitling durchgerattert, und "mindestens", da ich der Versuchung einfach nicht widerstehen kann, «II: The Grand Procession» mir immer und immer wieder anzuhören, meine noch aktiven Gehirnzapfen damit ernähre und begiesse, so dass meine Überlebenschancen ins nächste Coronajahr rüber bestehen bleiben, um den bereits sehnsüchtig erwartenden dritten Longplayer von Begat The Nephilim in ehrwürdigen Händen und Lauschgängen zu wissen. Ein weiteres Hammeralbum, welches zu würdigen ist und wäre. Wenn es hoffentlich nicht durch die momentane Flut der zu rezensierenden Neueingänge irgendwie unter geht. Deshalb die Gruselflagge hoch gehalten, passt bestens zu Halloween. Ouh, ja Anspieltipps, da wäre jeder Track nennenswert, doch zieht Euch eben mal «Exanguinated», das erwähnte «Threnody - Death Of Spring», «The Grand Procession» und «The Grand Procession Part II». Weltklasse rein. Ausserordentlich brutale Weltklasse mit nochmaligem Halloween-Schmackes.
Poldi