Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Das bulgarische Trio richtig einzuordnen ist gar nicht so einfach, denn Obsidian Sea aus Sofia nehmen sich gut hörbar die Freiheit, ihren traditionell anmutenden Sound mit Versatzstücken aus dem frühen Heavy Rock und dem Doom Rock anzureichern und dabei immer wieder mit Querverweisen zum Progressive Rock zu brillieren.
Irgendwie trifft bei ihnen das kauzig-epische Element von Cirith Ungol auf den musikalischen Anspruch der frühen Uriah Heep sowie den fesselnden Doom von Saint Vitus. Und dass die abschliessende Nummer «The Meaning Of Shadows» streckenweise gar aus der Feder von David Bowie hätte stammen können, unterstreicht meinen eingangs erläuterten Eindruck umso mehr. Obwohl es das mittlerweile vierte Album der Truppe auf eine Spielzeit von gerade mal rund vierzig Minuten bringt, sorgt die Vielschichtigkeit der Tracks dafür, dass sich der Hörgenuss am Ende viel länger anfühlt als er effektiv ist, und das obwohl die Band weitgehend auf Frickelorgien und überladenen Pomp verzichtet. Wenn man das richtige Gespür für Melodien und Stimmungen hat, dann reichen eine Gitarre, ein Bass, Drums und (oft mehrstimmiger) Gesang halt vollends aus, um die anvisierte Wirkung zu erreichen. Ob das durchschnittliche Doom-Publikum die Scheibe goutieren wird? Das mag ich zu bezweifeln, denn musikalisch weiter weg vom szeneintern konsensfähigen Sound von Abgöttern wie Trouble, Year Of the Goat, Candlemass, Avatarium, My Dying Bride oder Solitude Aeturnus kann man kaum sein. Dennoch oder vielleicht doch eher gerade deswegen finde ich dieses Trio höchst interessant. Wessen Herz für die anspruchsvollere Musik mit einem gewissen Hang zur Schwere und Melancholie längst vergangener Tage schlägt, sollte unbedingt ein Ohr riskieren.
Mirko B.