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Wohl keine andere Band wie Therion hat sich so einen musikalischen Pfad gepflastert, denn im Jahre 1988 als reine Death Metal Combo gestartet, zwischenzeitlich im Symphonic Metal hängen geblieben und jetzt im astreinen Opera Metal gelandet.
1988 in Stockholm als wildes Biest, sprich Therion, geboren, vorab von 1987 bis 1988 noch als Blitzkrieg fungierend, 1988 als Megatherion und ab 1988 bis heute wiederum als Therion bestehend, reiht man mit «Leviathan II» den 19. Longplayer (!) in die Ahnengalerie, nebst diversen Singles, Videos, Compilations, EPs, Box-Sets, Live-Alben und Demos. Seinerzeit in Stockholm, Sverige, gegründet, mittlerweile in Schweden und Malta verteilt, mal was Neues oder Anderes, funktionieren Therion in der Besetzung mit Christofer Johnsson (Guitars, Vocals, Bass, Keyboards, Programming), Sami Karppinen (Drums), Nalle Påhlsson (Bass), Thomas Vikström (Vocals), Christian Vidal (Guitars, Leadguitars) und Lori Lewis (Sopranovocals, Vocals).
Ja, auch mit «Levithian II» servieren uns die maltesischen Schweden eine schwer verdauliche Kost, doch wenn - ja, zuhören hilft zu 99,9%, zweifelsfrei - sofern man sich die Zeit nimmt, das Zuhören kein Unwort und Unding ist, denn nur dann erreicht man den Zugang. Zwar gelingt dies nicht von heute auf morgen, doch schon bereits von morgen auf übermorgen und so eröffnet sich der/dem geneigten Mitlauscher/in eine phantastische, zeitlose Welt, nein, es ist ein eigens dafür geschaffenes, musikalisches Universum, so analog wie bei Edenbridge. Auch wenn Parallelen zu Mike Oldfield vorherrschen, der Kinderchor bei Pink Floyd in Erinnerung gerufen wird oder gar die irische Songwriterin Enya, ja, ganz schwer abschweifend, doch auch etwas ABBA schimmert hierbei durch.
Uff, es ist Opera Metal, die Sopranstimme wiegt schwer im Gebälk, doch es ist eine Oper in genau dreizehn Akten, da «Leviathan II» folglich dreizehn Tracks enthält. Dabei Anspiel-Tipps heraus zu picken ist Rufmord, und so werde ich mich davor hüten, denn ja, das Album «Leviathan II» soll als Ganzes gelten, eigentlich ist es ja ein Stück in dreizehn Akten, sozusagen. Klar, da werden Bands wie Haggard, Septicflesh, Epica, Nightwish, Amorphis, Orphaned Land, Tiamat, Trans-Siberian Orchestra, Ayreon, Star One, Rhapsody und weitere genannt, und von alledem hat es Ingredenzien in Therion, doch sind die Schweden sind sehr eigenständig und eigenwillig, gar dickköpfig - im positiven Sinne gedeicht - wenn es um den musikalischen Prozess geht. Nun, gefrickelt im klassischen Bereich wird dabei ganz heftig, gepaart mit teils orchestralen und orientalischen Elementen, nebst den powermetallischen Riffs und Melodiebögen.
Die Keyboards unterstützen soundteppichmässig das Orchestrale wie Opernhafte. Der Bass solodesked, weiss jedoch auch mit interessanten Lines aufzuwarten. Die Drums sind im powermetallischen Double-Bass Bereich zuhause, gepaart mit vielen groovigen Midtempo-Patterns, einer druckvollen, klaren Snare, einigen wirbligen Cymbal- und Toms-Einsätzen wie ab und an ein Glockenspiel einbringend. Der Gesang ist eigentlich das Haupttragende bei Therion, denn da finden sich mehrstimmige Chöre, Klargesang wie auch eine shoutende Power Metal Röhre, nebst der Sopranstimme, welche diese Opernhaftigkeit stark prägt. Auch das Songwriting auf «Leviathan II» weist beinahe schon chorale Gesänge und Baritonhaftigkeit in der Stimme auf, wie beispielsweise bei Rondo Veneziano. Doch auch hier drückt doch das eine oder andere Rhapsody-Element durch.
Eine druckvolle, klare, messerscharfe Produktion, ein herrliches Cover-Artwork für die allerehrfurchtsvolle Ruhmeshalle. Eigentlich ist «Leviathan II» so komplex geschrieben und gestaltet, das eine Punkteabgabe sehr schwer macht. Der Schreiber setzt dennoch auf eine reine zehn, was er sogleich begründen kann, denn diese dreizehn Akte sind eine musikalische wie songwriterische Meisterleistung, und ich bewerte dies neutral. Das muss im Übrigen nicht heissen, dass ich es auch goil finde, nein, es ist ehrlich, respektvoll und fair, denn eine solche Oper muss erstmal geschrieben werden, und ja, Therion haben es mit mit dem neuen Werk vollbracht, deshalb volle Punktezahl. Zudem werde ich auch hier ganz bestimmt und sicher noch in zehn Jahren musikalische Höhepunkte neu entdecken, denn «Leviathan II» ist zeitlos und seiner Zeit voraus. Schwere Kost, aber eine wahrhaftige Meisterklasse wie -leistung. Ich verneige mich vor dem Dargebrachten.
Poldi