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Aufgrund der Vorgeschichte müsste ich diese Girl-Combo eigentlich kennen, tat ich bisher aber nicht. Dies mitunter deshalb, weil Velvet Two Tribes, die aus St. Gallen stammen, bereits 2012 ihre erste EP mit dem Titel «Fire» unter meinem Radar veröffentlichten. Weiter folgten zwei Studioalben und noch eine EP («God Me Good», 2017). Höchste Zeit also, sich dieser aufstrebenden Band zuzuwenden!
Bis dahin, respektive seit dem selbstbetitelten full-lenght Debüt «VTS» von 2014 vertrauten Sophie Diggelmann (v/rhythm g), ihre Schwester Sara (g) und Franca Mock (b) auf die Geschicke ihres Berliner Labels "Snowhite". In diese Phase fielen auch einige Liveauftritte in Frankreich, Österreich, Schweden und im United Kingdom, kurz UK. Dies geriet offenbar ganz ordentlich, und zusammen mit einem Live-Drummer (damals Carlo Caduff und zuletzt David Flütsch) zelebrierte man die bluesige Rock'n'Roll Mélange als Hybrid aus den Ramones und Janis Joplin. Soweit so gut, aber danach zogen dunkle Wolken auf, die letztlich dazu führten, dass das zweite Studio-Album «Devil Dance» (2019) in Eigenregie aufgenommen wurde. Dieser Ausbruch führte zu neuer Energie und frischem Selbstbewusstsein, was der neuen und dritten Platte «Sugar Honey Iced Tea» sichtlich gut tat. Schon der Opener «Fever» lässt neue Vibes erkennen. Das fängt mal damit an, dass zumindest hier deutlich weniger Distortion als sonst gefahren wird. Dazu gefällt das Vocal-Arrangement, ehe die Gitarre(n) anfangen zu sägen und nicht nur schrammeln. «Two To Tango» packt danach den bekannten Fuzz-Sound aus und erzeugt ordentlich Druck. Doch auch hier wird bei unter drei Minuten Spielzeit für erstaunlich viel Abwechslung gesorgt, und seit dem Vorgänger ist vor allen ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Element zurück: "Groove"!
Den offenbart «Honey», wo Franca zu Beginn ruhige Basstöne einbringt, bis der Song satt Fahrt aufnimmt. Mein Favorit ist aber klar «The House Is Built On Sand», wo akustische Klänge einleitend einen asiatischen Touch einbringen, ehe sich nachher eine herrliche Retro Rock Nummer mit leicht psychedelisch anmutender Stimmung aufbaut, bevor man hinten raus The Vintage Caravan alle Ehre macht, meeegageil! Ganz anders präsentiert sich dann der töfte Blues-Song «Catch 22», wo man sich nur noch den Whiskey einschenken muss, und nicht zum ersten Mal erweckt Sophie hier die grossartige Amy Winehouse wieder zu neuem Leben, garniert mit ein paar Energie-Sprengseln der unvergessenen Janis Joplin. Ebenso erwähnenswert das Gitarrenspiel, das Sara auspackt, schlicht grandios! Doch das ist noch nicht alles, denn «FU» (steht womöglich für «Fuck You») brilliert zu Beginn bis fast zur Hälfte mit akustischer Gitarre, ehe die nächste fette Fuzz-Wand auftaucht, die anschliessend von einer unerwarteten Brigde mit dem Akustik-Thema veredelt wird. Zum Schluss bringt «Wooden Bones» nochmals klar hervor, in welche Richtung der einstige "Riot-Grrrl-Punk" geht. Zusammen mit der oberfetten D.I.Y.-Produktion ist «Sugar Honey Iced Tea» als drittes Werk die völlig klischeebefreite Reifeprüfung der Ostschweizer Girlz. Ganz grosses Kino, das auf der Bühne erst recht zur Geltung kommen wird, heiss!
Rockslave