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"Ach nö! Wieso VOLBEAT??" habe ich mich gefragt, als ich ihre neue Platte «God Of Angels Trust» im Posteingang hatte. Die Band um Michael Poulsen hat nämlich vor einigen Alben ihren Groove gefunden, heisst diese eigentümliche Mischung aus Metal, Punk Rock sowie altmodischem Rock'n'Roll, und genau daran hält sich die Gruppe, im Guten wie im Schlechten.
Momentan scheint der Plan aufzugehen, denn auch wenn die Dänen nicht auf das gleiche Niveau wie Michaels Helden Metallica aufsteigen, zeigt ihre Rückkehr nach Wembley ihren Erfolg in Europa. Die Vorschuss-Lorbeeren waren gross, angebliche musikalische Veränderungen wegweisend, aber wie klingt denn nun die neue Platte wirklich? Kurz: inklusive dem zuverlässig umständlichen Titel ist «God Of Angels Trust» genau das, was der Fan von einem Volbeat-Album erwartet. Eine Mischung aus mässiger Protzigkeit, muskulöser Power und radiotauglichen Melodien. Wie bereits «Rewind, Replay, Rebound» (2019) und «Servant Of The Mind» (2021) ist auch das neunte Album mit einem Bein im Metal und mit dem anderen in ihrer kommerzielleren Gegenwart verankert.
Was einerseits nervt, ist andererseits mutig, denn im Gegensatz zu vielen anderen Metal-Musikern scheut Poulsen sich nicht davor, richtige Melodien zu schreiben. Die Strophen von «Acid Rain» klingen nach den Bruce Springsteen'schen Sehnsuchts-Melodien aus den 80er Jahren, bevor sie in einem gewaltigen Refrain explodieren. «Time Will Heal» ist eine arenataugliche Hymne, die förmlich nach pisswarmem Bier riecht, und im Gegenzug dazu klingt das monströse Riff von «Demonic Depression», als stamme es aus den Sessions von Poulsens Death Metal Nebenprojekt Asinhell. Zur Mitte des Albums reiht sich «In The Barn Of The Goat Giving Birth To Satan’s Spawn In A Dying World Of Doom» ein vorhersehbarer Metalbilly-Track ein, der viel zu bemüht wirkt.
Die zweite Hälfte der Scheibe gleicht so ziemlich der ersten, und damit sind die zehn Songs letztendlich schlicht ein weiteres Volbeat-Album. Manchmal gut, manchmal grossartig und manchmal öde. «God Of Angels Trust» ist noch immer kein «Master Of Puppets» oder «Reign In Blood», und solange es das nicht ist, werden Volbeat wohl nie ins Pantheon der Helden aufgenommen. Das neue Album ist also wenig überraschend, bringt einem aber stellenweise zum Headbangen. Die Fans, die bereits an Bord sind, werden sich über «God Of Angels Trust» tierisch freuen. Diejenigen die sich lieber die Ohren zuhalten, als sich mit dem Heavy Metal Elvis abzugeben, werden sich auch nicht mit diesem Werk bekehren lassen.
Oliver H.