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Aus Stockholm, der ehrwürdigen Haupstadt Schwedens stammen Wormwood, in Besetzung von Nine (Vocals), Tobias Rydsheim (Lead Guitars, Keys, Vocals), Jerry Engström (Rhythm Guitars), Oskar Tornborg (Bass, Vocals) und Daniel Johansson (Drums), seit 2014 im Kosmos des Metalls unterwegs, und präsentieren uns mit «Arkivet» den dritten full-length Longplayer, nach zwei vorangegangen Alben und einer EP.
Und ja, es ist tatsächlich melodiöser Black Metal, sehr melodiöser und dadurch irgendwie beinahe schon hymnenhafter, mystischer Black Metal, speziell wenn der Einsatz der Keys und der akustischen Soloklampfe einsetzt, was mich so stark an Dire Straits erinnert. Geht das überhaupt? Oh ja, das geht sogar sehr gut, stellt da auch ein überraschter Schreiberling fest. So ist es auch nicht verwunderlich, dass dann Bands à la Windir, Thyrfing, Moonsorrow, Kampfar, Vreid und Konsorten genannt werden, um euch ein paar Anhaltspunkte geben zu dürfen. Eine hervorragend, klare und druckvolle Produktion mit einem sehr eigenwilligen, einfach gehaltenen Coverartwork runden dieses kleine, musikalische Überraschungspaket erfolgreich ab. Ja, melodiöses Songwriting, gepaart jedoch mit den bodenständigen Ingredenzien des Black Metals, verpackt in eine storyteller-ähnliche Interpretation, was wieder das eben einfache, in schneeweiss gehaltene Cover irgendwie perfekt darstellt und -bringt. Egal gegen welche Windmühlen Wormwood kämpfen mag, sie tun es mit «Arkivet» auf erfolgreiche wie verlässliche Kraftgestalt. Ja, irgendwie geht es nicht so fricklermässig in die Richtung auch von Opeth, etwas Soilwork und gar Insomnium, doch was Wormwood anfassen, gelingt ihnen, ausnahmslos und stets mit der notwendigen Prise der Überraschung enthaltend. Ja, die Drums sind blackig double-bassend und blastend gehalten, doch auch die speedigen, powermetallischen und groovigen Momente sind ein starkes Argument. Die Snare ist trocken straight, wie ein Wikingerschiff in den kriegerischen Momenten der nordischen Mythologie. Die Ruderschläge untermalen cymbalistische, tomistische und hi-hätische Interpretationen des gepflegten Schlagwerkes.
Der Bass kommt klar, ohne Distortion rüber, was diesen somit gut hervor hebt, passend zu den treibenden Drumschlägen, in den ruhigen Momenten gar liniert und leicht solodesk sich ohne Stress vordrängend wiederfindet. Die beiden Klampfenmeister rattern melodiöse Riffs und Lines zaubernd und magisch aufs Griffbrett, gepaart mit herrlichen Soli, mal distortioniert, akustifiziert, stets mit der Prise Melodie behaftet, welche eine hymnenhafte, teils melancholische und atmosphärische Schwingung auslösen, welche dann ohrschwellend musikalisch die Gezeiten der Hirnzellen tosend und doch sanft erreichen und berühren. Die Keyboards tragen selbstredend den tragenden Boden in den besagten Momenten stilistischem Ausbrechens aus dem Black Metal in die Sphären des Musikuniversums, will schreiben auch in den Power und Heavy Metal, perfekt bei. Die Gesangsakrobatik weist traditionellen, leicht guttural screamenden shoutenden, eher in tieferen Lagen zu findenden Gesang vor, was eben die Black Metal Tradition somit verewigt. Klar, das Vortragen des Growls in der Rolle des Storytellers passt perfekt zum Gesamtintornierten. Sieben Tracks finden sich auf «Arkivet» und ja, davon sind alle als Anspieltipps, ausnahmslos, zu empfehlen, denn da fliesst so verschiedener, facettenreicher Geist in die Songs ein, sogar Folk und Pagan sind Puzzleteile des Ganzen. Mit «Ensamheten» ist ein Song in schwedischer Sprachkunst vertreten, der meiner Ansicht nach sehr, sehr gut zur Wormwood Kapelle passt, was wieder zeigt, dass Texte in der Muttersprache einfach kräftiger rüber kommen, da fliesst doch der eine oder andere Tropfen Heimat stärker mit ein, als in einer Fremdsprache. Ansichtssache, null Problemo, aber hier passt es einfach perfekt. «Arkivet» ist ein sehr mystisches, hymnenhaftes wie melodisches Black Metal Album, was das Potenzial von Wormwood wieder einmal mehr unter Beweis stellt und ans Tageslicht fördert. Ein mutiges und solides Werk, welches die präsente Herrlichkeit in aller Pracht der dunkelsten Farben verstreut.
Poldi