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Spanien, das eher für seine repetitiven Club-Beats und Tanzmusik bekannt ist, hat tatsächlich eine stetig wachsende Metalszene, und der symphonisch melodische Dark Heavy Metal der galizischen Band Dark Embrace ist so weit von Knicklichtern und Schaumpartys entfernt, wie man nur sein kann.
Auf ihrem neuen, fünften Studioalbum «Land Of Witches» behandelt die Band von alten Legenden und Heimatliebe alles, bis hin zu Metal-Themen wie Krieg, Wahnsinn und Angst. Die Gitarristen Markos Villar und Mou Trashno (alias Alejandro Melchor) sorgen für die Riffs, während Schlagzeuger Julio G. Valladares wie ein Besessener die Felle gerbt. «We, The Witches» startet mit einem rasanten, getappten Intro, bevor Sänger Oscar Rilo von allen Seiten mit seinen diversen Vocals auf die Instrumentals einwirkt. Hohe Schreie, kantiges Bellen, tiefe Gutturals, cleane Töne mit einem Hauch von schrillem Gekläffe – alles führt der Shouter in seinem Repertoire auf.
Das stimmungsvolle «Orcavella», das vor Blastbeats und Geschwindigkeitsausbrüchen nur so strotzt, handelt von einer alten galizischen Hexe, die sich, nachdem sie sich von den Bewohnern ihres Dorfes ernährt hatte, im reifen Alter von 176 Jahren selbst tötete, wobei die verbliebenen Dorfbewohner einen Stein in ihr Grab legten, um eine mögliche Wiederauferstehung zu verhindern. «The Dark Land» ist ein sensationelles Stück über das Mutterland der Band, das mit einer düsteren Atmosphäre und einem kraftvollen Groove ausgestattet ist.
«My Darkest End» befasst sich mit dem Gefühl der Leere, hat einen melancholischen Gothic-Einschlag, der sofort vom aggressiven «A Blaze In The Sky» überrollt wird, das mit einem deutlichen Iron Maiden-Einfluss daherkommt. «Never Betray You» wagt den Versuch, in Kriegszeiten Moral und Ethik zu bewahren, während in «A Place To Hide» ein Kind versucht, mittels seiner Fantasie, dem Krieg zu entfliehen. «Witch Tower» bringt der Hörerschaft die Paranoia in einer psychiatrischen Anstalt etwas näher, bis die Platte mit dem abschliessenden «In The Snow», ein langsames, grüblerisches Lamento über den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit, seinen Abschluss findet.
Die Gitarrenfraktion findet auf «Land Of Witches» stets die gelungene Mischung aus rasantem Schreddern und sanften, ansteckenden Melodien, indes donnert der Rhythmusgeber kraftvoll und effektiv zur Orientierung. Nicht ganz überraschend, dürfte wohl der Gesang, die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Rilos vielseitige Stimme ist eine Bereicherung des Dark Embrace-Sounds, kann einem aber mit seinem einzigartigen Stil auch etwas auf den Kecks gehen. Gerade die hohen Krächzer brauchen vielleicht etwas Zeit, um zu gefallen oder sich nicht daran zu stören. Abgesehen davon ist dem Vierer ein tolles Album gelungen, das verdient hat, gehört zu werden.
Oliver H.