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Manchmal lohnt es sich, einem Album etwas Zeit zur Entfaltung zu geben. So geschehen beim neusten Werk der italienischen Epic-Metaller Dark Quarterer.
Dabei verdichten sich mit jedem Hören die offensichtlichen Einflüsse von Dream Theater und Savatage mit Klassik-Elementen zu einem kleinen Meisterwerk, das die Dramaturgie der Konzeptgeschichte Filmscreen-artig zur Geltung bringt. In Pompei erzählten Dark Quarterer den berühmten Vulkanausbruch von 79 nach Christus, bei dem die Asche und Lava des Vesuvs nicht nur die damalige Stadt Pompei begrub, sondern mit ihr rund 20'000 Menschen. Dark Quarterer haben für dieses Album das historische und teilweise ausgegrabene Pompei mehrfach besucht und als Grundlage Alberto Angela 2014 erschienenes Buch «The Last Three Days of Pompei» genommen. Zusätzliches Authentizität erhält diese Geschichte, da sie von einer italienischen Band vorgetragen wird. Dabei klingen Dark Quarterer eigentlich ziemlich amerikanisch. Sänger und Bassist Gianni Napi singt zum Teil gar nicht, sondern erzählt eher stolz die Geschichte. Singt er trotzdem, klingt das immer sehr eigen. Er verwendet dabei Töne, die bei mir knapp aushaltbar sind, und wie bei der Band Awaken (ebenfalls reviewt in dieser Ausgabe) auf der Kippe waren und zu einem Totalabsturz des Albums hätten führen können. Wieso ich dieses Album jetzt hoch lobe und das andere nicht, ist schlicht der subjektive Eindruck, und um den geht es hier ja. Die sechs Lieder auf Pompei bringen es auf 48 Minuten und hören sich eher wie Kapitel denn wie Songs an. In ihnen geschieht sehr viel. So wandeln sie sich von kleinen jazzigen Teilen zu klassischem Heavy Metal zu Prog Metal zu Opern-Elementen. Dabei bleibt immer eine gewisse Grundhärte. Die grosse Meisterleistung von Dark Quarterer ist, dass sie immer schön nachvollziehbar musizieren. Das Drama um das historische Pompei wird auf höchstem Niveau vertont. Die Wurzeln dieser italienischen Band gehen auf 1974 zurück. Seit 1980 fungieren sie unter dem Namen Dark Quarterer, wobei mit dem Bassist und Sänger und mit dem Schlagzeuger immer noch zwei Original-Mitglieder vorhanden sind. Und auch der Gitarrist und der Keyboarder bringen es bereits auf 22 und 17 Jahre in der Band. Klingen die früheren Werk auf ähnlichem Niveau wie Pompei, ist es unverständlich, dass diese Italiener nie den Durchbruch geschafft haben. Vielleicht gelingt das jetzt mit dem neuen Album. In Zeiten von Corona hat man vielleicht die Zeit, sich auf ein solches Werk einzulassen. Wer Prog Metal und Metal à la Savatage mag, kann hier nichts falsch machen.
Roger W.