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«Shadow Play», die neueste Veröffentlichung von Drudkh, vermittelt ein tiefes Gefühl von Widerstand und Melancholie, was angesichts der ukrainischen Wurzeln der Band inmitten des anhaltenden Konflikts besonders berührend ist.
Als ukrainische Band war die Musik von Drudkh schon immer eng mit der Landschaft, der Geschichte und der kulturellen Identität ihres Heimatlandes verbunden. Angesichts des Krieges, der die Ukraine immer mehr zerreisst, bleibt die Band ihrer Kunst treu, und auch ihr neuestes Album spiegelt ihre Hingabe an ihre Kunst trotz der Unruhen wider. Das Album, das pünktlich zur Tagundnachtgleiche veröffentlicht wurde, scheint den Geist der Hoffnung zu verkörpern, der selbst die dunkelsten Zeiten überdauert, parallel zur jahreszeitlichen Wiedergeburt der Natur, wenn der Winter dem Frühling weicht. Shadow Play ist eine klangliche Darstellung dieses ewigen Zyklus und nutzt die gegensätzlichen Kräfte von Licht und Dunkelheit, um die zyklische Natur des Lebens zu erforschen. Der Krieg in der Ukraine wirft zweifellos einen Schatten auf diese Veröffentlichung, aber die Musik selbst zeugt vom unerschütterlichen Geist der Band und ihrer Fähigkeit, in solch schwierigen Zeiten etwas Schönes und Dauerhaftes zu schaffen.
Das Album beginnt mit dem Song «Scattering the Ashes», der einen introspektiven Ton anschlägt und Themen wie Trauer und Verlust aufgreift, die angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine einen tiefen Eindruck hinterlassen. Das Geräusch von Schritten auf kaltem Boden, ein Symbol der Verzweiflung und des Trotzes, wird von melancholischen Gitarren und Keyboards begleitet und erzeugt ein Gefühl von Sehnsucht und Nachdenklichkeit. Wie das gesamte Album ist auch dieses Stück eine Meditation über die Zerstörung des Krieges, aber auch über die ruhigen Momente der Besinnung und des Neubeginns danach.
Im weiteren Verlauf des Albums zeigen Stücke wie «April» und «The Eve» Drudkhs Fähigkeit, Aggression und Schönheit zu vereinen und sowohl die Wildheit des Kampfes als auch die Sanftheit des Überlebens einzufangen. «April» kanalisiert die stürmische Energie des Black Metal mit kraftvollen Riffs und rhythmischen Bässen, während «The Eve» eine dynamischere Struktur aufweist und mit Licht und Schatten auf eine Weise spielt, die fast symbolisch für die Gegensätze im Land der Band ist. Diese Stücke spiegeln die Fähigkeit der Band wider, aus ihrer Vergangenheit zu schöpfen und gleichzeitig nach vorne zu blicken, indem sie ihre düsteren Einflüsse mit einem erneuerten Gefühl der Hoffnung ausbalancieren.
«The Thirst», der Schlusstrack des Albums, ist vielleicht das ergreifendste Lied, denn es symbolisiert sowohl den andauernden Kampf als auch das Potenzial zur Erneuerung. Sein atmosphärischer Aufbau, der lange, eindringliche Töne mit einem allmählichen Ausklingen verbindet, spiegelt die lange Reise wider, die die Ukraine noch vor sich hat - eine Reise voller Entbehrungen, aber auch mit dem Potenzial für Veränderung. Die letzten Momente des Stücks, in denen die ausklingenden Riffs durch Momente der Klarheit abgemildert werden, lassen den Zuhörer mit einem Gefühl der Entschlossenheit zurück, ähnlich der Hoffnung, die trotz der Dunkelheit des Krieges weiterlebt.
Die Fähigkeit von Drudkh, die Themen ihrer Heimat in ihrer Musik zu verarbeiten, ist unübertroffen. Die tiefe Verbundenheit der Band mit der ukrainischen Kultur und dem andauernden Krieg ist in «Shadow Play» auch ohne direkte Anspielungen auf den Konflikt spürbar. Die emotionale Wucht der Musik trägt den Geist eines Volkes in Aufruhr, das Trost und Kraft in seinen Traditionen und Naturkreisläufen findet.
Auch wenn «Shadow Play» die klassischen Alben, die die Band geprägt haben, nicht übertrifft, setzt es das Erbe Drudkhs als einer der Grundpfeiler des atmosphärischen Black Metal fort. Die Ausgewogenheit des Albums zwischen Schönheit, Aggression und Melancholie spricht den Kern der ukrainischen Erfahrung an, wobei Drudkh sowohl Zeuge als auch Stimme ihres vom Krieg zerrissenen Heimatlandes sind. Ihre Fähigkeit, angesichts solcher Entbehrungen etwas so Zeitloses und doch so Persönliches zu schaffen, zeugt von ihrer Kunstfertigkeit und anhaltenden Widerstandskraft.
Im Kontext des aktuellen Krieges in der Ukraine könnte der Name Drudkh zusätzliche Bedeutungsebenen erhalten. Er bezieht sich ja auf die alten slawischen Waldfelder und Naturgeister, was nun als Symbol für Widerstandsfähigkeit und Stärke interpretiert werden kann. Die Natur und Landschaften der Ukraine, insbesondere die Wälder, sind seit jeher Zeichen für Ausdauer und Überleben. Inmitten der Zerstörung könnte Drudkh die unerschütterliche Widerstandskraft des Landes symbolisieren – die Natur, die weiterhin standhält und das kulturelle Erbe schützt.
Der Name könnte auch die stille, aber unaufhaltsame Widerstandskraft des ukrainischen Volkes darstellen, das trotz der Kriegsfolgen weiterhin für seine Souveränität und Identität kämpft. Die Musik der Band, die tief mit der ukrainischen Kultur verbunden ist, erhält somit eine noch stärkere Botschaft des Überlebens und des Widerstands. Darum auch 10/10 Punkten, einer davon ist ein "Sympathie Punkt".