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Metal Factory since 1999
Karen Lynn Greening (ihr bürgerliche Name) hat sich schon lange emanzipiert und sich von ihren sexy und verruchten Anfangstagen entfernt. Wie viele Jungs hatten in den 80ern das berühmte Poster mit den knallengen roten Hosen in ihren Zimmer hängen?
Nach dem grossen Erfolg mit «Metal Queen» und der Ballade «Barely Holding On» (aus dem Album «Call Of The Wild») suchte Lee Aaron ihren weiteren Erfolg in melodischeren Parts und veröffentlichte 1987 ein fast poppiges Werk mit «Lee Aaron», um dann mit dem saustarken und leider in der Versenkung verschwundenen «Bodyrock» (1989), ein kräftiges und geiles Rock-Album zu veröffentlichen. Bis dahin wurde auch immer mit dem Sexappeal der Kanadierin gespielt, und noch heute weiss die mittlerweile 60ig-Jährige wie viel jünger aussehende Lady geschickt mit ihrem Körper auf sich aufmerksam zu machen.
ABER! Lee ist einerseits dem klischeehaften Sex-Image entflohen und präsentiert andererseits seit dem letztem Album «Radio On!» wieder diesen kernigen Blues Hard Heavy Rock. Dass sie auf der Bühne noch heute problemlos bestehen kann, hat der Auftritt am Sweden Rock 2022 gezeigt, als sie mit ihrer Band das Publikum im Sturm eroberte und nur technische Probleme das Ganze stoppen konnten. Hätten andere Bands mit dem Aufrechterhalten der guten Stimmung zu kämpfen gehabt, nahm es Frau Aaron sportlich, kam auf die Bühne, grinste die Anwesenden an und rockte das Festival in Grund und Boden. Diese bodenständige Art und kämpferische Natur hört man auch dem neuen Werk «Elevate» an, das mit dem Opener «Rock Bottom Revolution» aufzeigt, wohin die Reise geht.
Stimmlich noch immer ohne Makel überzeugt die Lady und vermittelt, dass mit ihr noch immer zu rechnen ist. Die kernigen Vocal-Lines und diese Kraft in den Stimmbändern hat sich die Sängerin über all die Jahre bewahren können, bei denen sie aber auch ihre "verletzliche, emotionale" Seite zeigen kann. Das schleichende «The Devil You Know» und das mit viel Lockerheit vorgetragene «Freak Show» machen genau dort weiter, wie man es von den letzten beiden Scheiben kennen und lieben gelernt hat. Fetziger geht «Heaven's Where We Are» ins Rennen, und das kräftige Riff zu «Still Alive» lässt die Blues und Soul Wurzeln aufkeimen. Die Ballade «Red Dress» mit Klavier, Akustikgitarre und Streichern lässt so manchen Traum wahr werden (hört Euch den Text dazu an!).
Fast punkig hinterlässt «Highway Rome» seine Spuren mit einem richtig geilen Gitarren-Solo. Der Titelsong ist ein reinrassiger Hard Rocker, und mit dem Überhit «Spitfire Woman» (wiederum mit Streichern) vermischt Lee ihre Vergangenheit der Tracks «Metal Queen» und «Sweet Talk» zu einen neuen Song. Es kann auch sein Gutes haben, wenn Bands nicht auf Tour gehen können, denn dies war der Grund, wieso wir uns bloss ein Jahr nach «Radio On!» an einem neuen Album der Kanadierin erfreuen dürfen. Der Druck, der daraus entstand, dass das Studio gebucht war, aber noch keinen Songs geschrieben waren, hat Lee mit ihren Mitmusikern die Corona-bedingte, konzertfreie Zeit perfekt genützt und veröffentlicht ein weiteres grandioses Rock-Album. «Elevate» muss man gehört haben, denn Lee zeigt sich hier erneut von ihrer besten Seite, und ich bin nun echt gespannt, ob die geplanten Shows endlich nachgeholt werden. Ich werde dann auf jeden Fall mit dabei sein (und ich auch! - Rsl).
Tinu