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Es scheint mir schier unglaublich, wie sich MR BISON, das ehemalige Stoner Rock Trio aus der Toskana, in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt hat, ehemalig auf das Genre wie auch auf die Formation bezogen.
Zum einen ist die Band nun auf ein Quartett angewachsen, das dem Zuhörer auch endlich echte Bassklänge gönnt (die Trio-Inkarnation bestand bloss aus zwei Gitarristen und einem Drummer), zum anderen ist die Musik, verglichen mit früheren Releases, kaum wieder zu erkennen. Die Klang-Elemente früherer Tage wurden endgültig über Bord geworfen, wie man es mit unnötig gewordenem Ballast nun mal tut. Zockte die Truppe dereinst Fuzz-beladenen, bluesigen Stoner Rock, dem gar eine relativ anspruchslose Simpelhaftigkeit sowie klangliche Nähe zu Rabauken wie MC5, Duel, Lowrider und The Stooges attestiert wurde, dominiert jetzt nach einer Übergangs-Phase in der Welt des Heavy Psych Progressive Rock an der Grenze zum Progressive Metal der feinsten Spielart das Geschehen. Die Songs sind bei allem Anspruch wohl strukturiert, und der Frickelfaktor hält sich in sehr engen Grenzen.
Dies wird durch jede Menge packende Hooks, epische Momente und ein unglaubliches Gespür für grossartige Melodien und Harmonien mehr als kompensiert. Besonders herausstechend in diesem Zusammenhang ist der fast durchgehend mehrstimmige Harmonie-Gesang. Was die Herren diesbezüglich abliefern, braucht sich hinter den Referenz-Werken von Meistern des Fachs wie Crosby, Stills, Nash and Young, Yes, Kansas oder Spock's Beard nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil. In aller Konsequenz müsste sich die Band jetzt eigentlich umbenennen, denn sie ist nicht mal mehr ansatzweise das, was sie einmal war. Dem geneigten Prog-Fan empfehle ich als Anspieltipp den Übersong «The Veil», denn diese sieben Minuten purer Prog-Power mit Suchtpotenzial sind eine unmissverständliche Ansage. Sofern uns die Götter der progressiven Klänge wohlgesonnen sind, werden wir von dieser Truppe noch viele grossartige Songs dieser Güteklasse zu hören bekommen.
Mirko B.