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Metal Factory since 1999
Über SCANNER eine kurze Review zu schreiben, ist eine nicht angebrachte Angelegenheit, da alleine die Musik zu vieles zu bieten hat, das erwähnt werden muss. Auch wenn viele die Deutschen um Mastermind und Gitarrist Axel Julis kaum kennen, haben die Jungs zwischen 1988 und 1989 (in ihrer Startphase) zwei fantastische Speed Metal Alben veröffentlicht, die logischerweise sofort mit Helloween verglichen wurden.
Das Debüt-Werk «Hypertrace» (1988) und der grandiose Nachfolger «Terminal Earth» (1989) gehörten damals in jede gut sortierte Platten-Sammlung und hatten neben einer sehr starken Gitarren-Front auch immer fantastische Sänger zu bieten. Leider drehte sich schon damals das Personal-Karussell, so dass sich kaum ein stabiles Line-up festigen konnte. Mit «Mental Reservation» (1995) und «Ball Of The Damned» (1996) verfolgten die Jungs um Axel ihren Weg konsequent weiter. Es dauerte aber sechs Jahre, bis «Scantropolis» veröffentlicht wurde, und dreizehn Jahre später mit «The Judgement» wieder ein Lebenszeichen der Deutschen zu hören war. Weitere knapp neun Jahre danach erscheint mit «The Cosmic Race» die siebte Scheibe einer Truppe, die noch immer viel zu sagen hat und beweist, dass Musiker in ihren Reihen stehen, welche ihr Handwerk verstehen.
Erneut hat von der letzten Besetzung, die man auf «The Judgement» zu hören bekam, nur Axel und Sänger Ehtimios überlebt, der erneut einen grandiosen Job abliefert. Musikalisch überrascht die Truppe mit eingestreutem, deutschen Gesang beim Opener «The Earth Song», bei dem nach dem Gitarren-Solo zudem indianische Rhythmen und Chorgesänge erklingen. Mit diesem Lied beginnt das Werk furios und geht durch einen frechen Klau bei Metallicas «Enter Sandman» Riff in «Face The Flight» über. Das leicht balladeske «Dance Of The Dead» weist mit der Hinzunahme der Keyboards einen feinen, orchestralen Part auf, welcher den Track sehr gut abrundet. Hier ist auch die solistische Darbietung der beiden Gitarristen (Axel und Dominik Rothe) zu erwähnen. Wie man es sich bei Scanner gewöhnt ist, dürfen Speed-Tracks nicht fehlen, und so fliegt «Scanner's Law» dem Zuhörer mit viel Geschwindigkeit um die Ohren.
Dieser Track wird mit Tempo-Wechseln interessant gehalten und sollte allen Metal-Fans die Freuden-Tränen in die Augen treiben. Das verspielt, leicht sphärische und langsam verträumte «A New Horizon» zeigt eine Band, die einen Text geschickt in Töne umwandeln kann und dabei die Zuhörer auf eine Reise mitnimmt, bei der man nie weiss, wann und wo der Song auf der Milchstrasse abbiegen wird und welchem Asteroiden er ausweichen muss. Grosses Kino ist das abwechslungsreiche «Farewell To The Sun», bei dem Text und Musik regelrecht ineinander verschmelzen und weit davon entfernt ist, eine 08/15 Nummer zu sein. Ein Grund, wieso Scanner nie zu den ganz grossen Truppen aufschliessen konnten, sind sicherlich auch die vertrackten Songs, welche dazu verleiten, das Album nicht nur oberflächlich zu konsumieren.
«Space Battalion» ist zum Beispiel eine dieser Nummern, bei der sich Rhythmik wie Melodien immer wieder ändern und man sich fragt, wie viele Songs hier in einem verwendet worden sind. Der grosse Vorteil eines solchen Werkes, beziehungsweise eines solches Albums, ist, dass es nie langweilig wird. Die Truppe findet dabei immer wieder den roten Faden, ohne in progressive Gefilde abzudriften. Wie auch beim Abschluss «The Last And First In Line», das mit leicht arabisch angehauchten Elementen veredelt wird. Metal- Fans, die nicht nur auf ein Riff oder einen Refrain warten, der sie packt, sondern sich in ein Werk einhören wollen, kriegen mit «The Cosmic Race» eine wundervolle Platte serviert, die gespickt ist mit vielen Melodien, Rhythmen und grandiosem Spiel, das es zu entdecken und erkunden gilt.
Tinu