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Indien gilt ja verständlicherweise nicht gerade als die Wiege für harte Sounds und Heavy Metal schon gar nicht. Dennoch schafften es die Jungs von Kryptos 2013, dass sie in Wacken, und nota bene als erste indische Band überhaupt, einen ganzen Gig spielen konnten. Mit Against Evil schickt sich nun definitiv ein Nachfolger an, in diese Fussstapfen treten zu können, wetten?!
Die Karriere von Against Evil, sprich deren Protagonisten Siri Sri (Lead Vocals, Bass), Shasank (Lead Guitar), Sravan (Vocals, Rhythm Guitar) und Noble John (Drums) begann 2014 in der Heimat, sprich der Millionenstadt Visakhapatnam, einer Hafenstadt im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Die ernsthaften Ambitionen des Vierers mündeten bereits im Jahr darauf in einer ersten EP mit dem Titel «Fatal Assault», dessen Auflage von 300 Stück längst "sold out" ist. Im Schmelztiegel von klassischem Heavy Metal, ergänzt mit Zitaten aus Speed und Power Metal setzte man eine erste Duftmarke ab, die jedoch kaum bis gar nicht über die Landesgrenze hinaus kam. Das Ganze nahm dann aber bald eine entscheidende Wende, die so niemand voraus sehen konnte. Die Hauptakteure in der Kurzfassung: Das 2017 gegründete Schweizer Record Label "Doc Gator Records" kümmerte sich um den zeitnahen Re-Release des full lenght Debüt-Albums «All Hail The King» (2018), dessen erste Eigenauflage von 150 Tonträgern im Nu weg war und die Brasilien-Pressung alleine der Verbreitung in Europa nicht förderlich gewesen wäre. Dies ging einher mit der hohen Resonanz innerhalb der Facebook-Gruppe "Heavy Metal Fans", dessen zu dem Zeitpunkt gut 3'000 Fans (aktuell sind es fast doppelt so viele!) einerseits sehr von der Mucke angetan waren und andererseits die Idee aufwarfen, dass die Jungs anlässlich des jährlichen Fantreffens gleich vor Ort live aufspielen sollen.
In der Retrospektive lässt es sich leicht erzählen, und dem Credo "geht nicht, gibts nicht!" setzte man kurzerhand das Finanzierungs-Projekt "Curry" in Gang und generierte so innerhalb der Gruppe relativ rasch rund 4'000 Euro. Dies reichte für die Flüge, Unterbringung und eine Mini-Tour unter dem Banner "Sentenced To Death" durch Deutschland, ergänzt um je einen Auftritt in Östereich und der Schweiz ("Rock in Tennwil"). Dies fand im August/September 2019 statt, also gerade noch vor dem Corona-Desaster. Der Rest ist Geschichte und zwar eine so noch nie Dagewesene, von der die Bandmembers wie ihre Fans noch ihren Enkeln davon erzählen werden. Nun schreiben wir das Jahr 2021, und es ist gut, dass dem unsäglichen Thema rund um COVID-19 nicht nur Impfampullen entgegen gehalten werden. Against Evil waren in der Zwischenzeit nicht untätig und bringen nun mit «End Of The Line» eine brandneue Scheibe heraus. Der erste Volldurchlauf lässt schon beim fett nach vorne galoppierenden Opener «The Sound Of Violence» erkennen, dass nun fertig mit lustig ist. Das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial der älteren Songs wurde einem spürbaren Facelifting in Richtung Power à la Armored Saint mit Sprengseln von Testament und Death Angel unterzogen. «Speed Demon» walzt quasi die ganze Vergangenheit platt, und zum hammermässigen Groover «Out For Blood» steuerte Bass-Gott Billy Sheehan (Mr. Big & The Winery Dogs) seinen bollernden Bass-Sound bei.
Gleichzeitig lässt Gitarrist Shasank nicht nur hier ein ziemlich flottes Solo vom Stapel. Grandios brettert auch der Titeltrack durch die Stube, und der nicht zum ersten Mal an Chuck Billy erinnernde Gesang von Siri Sri lässt Testament quasi als ultrafett hardrockende Power Metal Band auflaufen. «Sword Of Power» wildert etwas im thrashigen Unterholz, steht den Indern gut zu Gesicht und sorgt für Abwechslung. Noch mehr davon folgt mit dem besten Manowar-Song, den die Amis eben nicht geschrieben haben und wo im ergreifenden dazu abgedrehten Video viele Gesichter auftauchen, die das alles erst möglich gemacht haben. Besser kann man nicht ausdrücken, was eine zusammenstehende Community erreichen kann. Wie anschliessend selbst Vibes von Mötley Crüe gekonnt einverleibt werden, beweist «Fearless». Wer nun denkt, dass zum Schluss noch etwas Akustisches zum Ausklang ansteht, der irrt. Vielmehr wird eine neue Aufnahme vom EP-Song «War Hero» geboten, die, falls live gespielt, zum hymnenhaften Mitsingen animieren wird. Da sich diese Version aber nicht wesentlich vom Original unterscheidet, wird die knapp mögliche Höchstnote auf den letzten Metern leider klar ausgebremst. Trotzdem gehört «End Of The Line» jetzt schon zu den Top-Releases des laufenden Jahres, well done guys!
Rockslave