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Am 14. Februar 2025 hat die französische Post Black Metal Band DECLINE OF THE I ihr fünftes Album «Wilhelm» veröffentlicht. Nach ihrem letzten Release «Johannes» (2021) wendet sich die Band auf «Wilhelm» der Existenzphilosophie von Søren Kierkegaard zu und erforscht Themen wie Ethik, Angst und das Menschsein durch raue Black Metal-, Industrial- und Elektro-Elemente.
Die fünf Tracks, die sich über 45 Minuten erstrecken, schaffen eine rituelle Atmosphäre und enthalten Gaststimmen und Spoken-Word-Beiträge. Die sorgfältige Produktion von Francis Caste und das Artwork von Dehn Sora unterstreichen die dunkle, philosophische Tiefe der Musik. Das Album beginnt mit «L'Alliance Des Rats» (Die Allianz der Ratten) - und tatsächlich beschwört es ein greifbares Gefühl der Vorahnung herauf, als käme es aus den dunklen Tiefen einer verlassenen Pariser Epoche, in der verwesende, abscheuliche Kreaturen Gullydeckel aufbrechen und in eine Welt der Hoffnungslosigkeit, Schmerz und lauernden Verzweiflung schlüpfen.
Die Luft ist dick vor Grauen und der Song wird zu einer beklemmenden Manifestation des unterirdischen Grauens, als wäre man in den dreckigen Eingeweiden einer zerfallenden Stadt gefangen, in der selbst die Wände vom bevorstehenden Untergang zu flüstern scheinen. «Entwined Conundrum» entfaltet sich eher wie ein gespenstischer Soundtrack als eine einfache Komposition - eine erschütternde, beunruhigende Abfolge von Tönen, einer heimtückischer als der andere, die perfekt mit der Essenz des Album-Artworks korrespondiert. Es ist eine Melodie ohne Atem, ohne Licht, eine erstickende Präsenz, die einen zu überwältigen droht, wie ein Schatten, den ein namenloser Schrecken in die dunklen Ecken des eigenen Geistes wirft.
«Diapsalmata» eröffnet sich mit einem Schein von Zivilisation - sanfte französische Stimmen und zarte Gitarren-Akkorde - aber diese momentane Ruhe ist nur eine flüchtige Illusion. Wie aus dem Stoff eines makabren Films gerissen, weiss man instinktiv, dass die Dunkelheit ganz nah ist, nur ausser Sichtweite, wartend, beobachtend. In der zweiten Minute taucht die monströse Gestalt wieder auf, langsam, bedächtig, immer bedrohlicher. Was wie ein eindringlicher, melodischer Klagegesang beginnt, verwandelt sich bald in einen Strudel des Chaos, als stürze man kopfüber in einen verdrehten Karneval der Verzweiflung, jeder Moment erschreckender als der letzte.
«Eros N.» ist die Verkörperung der Angst, eine pochende, unerbittliche Agonie in Musik gekleidet. Eine raue, gequälte Stimme ertönt aus den Lautsprechern, begleitet von düsteren, mittelalterlichen Gesängen, die sich wie ein Dolch der Trauer ins Herz bohren. Das Stück ist von Trauer durchdrungen, eine Elegie auf einen Verlust, der so tief sitzt, dass er an der Seele nagt - jeder Ton hinterlässt eine Narbe, die nie heilen wird, jedes Wort ist ein Klagelied auf den Verstorbenen, das tief im eigenen Wesen widerhallt. Die finale Komposition, «The Renouncer», bringt dieses verdrehte Meisterwerk zu seinem unvermeidlichen, unausweichlichen Ende.
Es beginnt wie ein verzerrtes Flüstern der Zärtlichkeit, um sich dann in einen Sturzbach aus dissonantem Lärm und Angst aufzulösen - ein entfesseltes Chaos, eine Flut unangenehmer Wellen, die über den Zuhörer hereinbricht. Eine Kakophonie der Verwüstung. Doch inmitten dieses Aufruhrs erhebt sich eine unheimliche Erhabenheit, ein ritueller Gesang, der dem Lied eine dunkle Erhabenheit verleiht, als würde dieser Trauerzug unaufhaltsam und unerbittlich durch die Korridore der Zeit marschieren. In seinen dreizehn Minuten erreicht es eine transzendente Apotheose, eine unerträgliche Endgültigkeit, die noch lange nachklingt, wenn die letzten Echos verklungen sind.
«Wilhelm» präsentiert sich als intellektuelle Reise durch die Qualen der Ethik und die Komplexität der menschlichen Existenz. Für Fans von avantgardistischem Black Metal und für alle, die sich von Musik angezogen fühlen, die sowohl den Verstand als auch die Sinne herausfordert, ist «Wilhelm» ein Werk voller Tiefe und künstlerischer Erkundung. Es ist mit Sicherheit kein durchschnittliches Hörerlebnis. Aber wenn Ihr es liebt, Euch im Schlamm zu suhlen und zu leiden, dann solltet Ihr hier unbedingt zugreifen.
Lukas R.