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IN THE WOODS... sind seit langem Meister des atmosphärischen und avantgardistischen Metals, und ihr siebtes Album «Otra» festigt ihr Vermächtnis als Pioniere des Genres. Für diejenigen, die mit den Wurzeln der Band im Black Metal und Progressive vertraut sind, ist «Otra» eine atmosphärische Reise, die einen reichen Teppich aus Melancholie, Doom und Progressive Metal Einflüssen webt. Für den Zuhörer ist es wie ein Spaziergang durch die dunklen, nebelverhangenen Wälder Norwegens, bei dem sich hinter jeder Biegung neue, emotionale Landschaften auftun.
Das Album geht nahtlos ineinander über, jeder Track fängt die Essenz des gleichnamigen Flusses Otra ein, der sich durch Südnorwegen schlängelt, von den sanften Hügeln bis zur Meerenge des Skagerrak. «Otra» lädt einen mit sanften, fast ruhigen Momenten zu dieser Reise ein, nur um dann in die stürmischen Stromschnellen des aufsteigenden Black Metals und der satten, eindringlichen Doom-Passagen zu stürzen. Melancholie wird heraufbeschwört, die Bands wie Green Carnation und The Vision Bleak so anziehend macht, und verbindet deren Fähigkeit, tiefe Gefühle zu wecken, mit den atmosphärischen Qualitäten, die beide Bands so gut beherrschen.
Der Opener «The Things You Shouldn't Know» ist ein Beispiel dafür, wie gut die Band das Tempo beherrscht. Es wechselt von ruhigen, fast ätherischen Passagen zu kraftvollen, groovenden Black Metal Momenten. Im weiteren Verlauf halten Songs wie «The Crimson Crown» und «Let Me Sing» die Balance zwischen Schönheit und Dunkelheit, indem sie auf die melodischen Hooklines von Green Carnation und die filmische Atmosphäre von The Vision Bleak zurückgreifen. Letzteres Stück ist mit seiner atemberaubenden Bassarbeit besonders fesselnd und erinnert an die doomige Melancholie des besten Gothic Metal.
«Otra» zeichnet sich auch durch seinen ausgefeilten Gesang aus. Bernt Fjellestads Clean-Vocals vermitteln ein Gefühl von Wärme und Intimität, wechseln aber mühelos in aggressivere und gequältere Formen, wenn es die Musik erfordert. Die Mischung aus cleanem und hartem Gesang webt eine fesselnde Erzählung, die der ohnehin schon reichen Klanglandschaft des ganzen Werkes noch mehr Tiefe verleiht.
Alles in allem ist «Otra» eine Reise, die der Vergangenheit der Band Tribut zollt und gleichzeitig neue Wege beschreitet. Es ist ein Album, das sich mit jedem Anhören weiterentwickelt, genau wie der Fluss, nach dem es benannt ist. Ob Ihr langjährige Fans von In The Woods... seid oder ihre Musik erst gerade entdeckt, «Otra» bietet ein tiefes und eindringliches Erlebnis, das so fesselnd ist wie ein Spaziergang in den dunklen Wäldern Norwegens. Ich mache nun genau dies und gehe mit «Otra» im Ohr im (Schweizer) Wald spazieren.
Lukas R.