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Das siebte Album der Band Erdling kommt wie immer schwungvoll daher: stampfende Grooves, neonbeleuchtete Synthesizer, komprimierte Gitarren und Refrains, die für grosse Bühnen gemacht sind. Die Kritiken der Kollegen sind hervorragend – und es ist auch leicht zu verstehen, warum: «Mana» ist präzise auf Clubs, Festivals, Fussballstadien und Playlists zugeschnitten.
Die Produktion ist messerscharf, Kick und Bass drängen vorwärts, während die Gitarren scharfe Kanten schneiden. «Aurora» schafft eine visuelle Kulisse, während «Dominus Omnium» und «Los Los Los» mit eingängigen Hooks für Adrenalin sorgen. «Steh den Sturm» erweitert das Spektrum schliesslich mit einem geschmackvollen Solo. Der Titel «Alles dreht sich (feat. Hand of Juno)» bringt ein wenig Farbe ins Spiel und zeigt, wie Erdling ihren NDH-/Industrial-Rahmen mit Pop-Instinkten verschmelzen kann.
Der Titeltrack «Mana» destilliert die Formel klar, während «Sternenschimmer» mit Atmosphäre abschliesst. Das Ergebnis sind gut gemachte, super eingängige Melodien in einer klar definierten Nische. Man spürt die stadiontauglichen Riffs der Till-Schule. Minuspunkte (aus meiner Hörperspektive): Bei aller Schwere gibt es eine immerfort zuckersüsse Glasur. Einige Melodien tendieren zu ‘Biene Maya’ Level; eher zum Mitgröhlen als zum Moshpit.
Eingängig, ja; durchdringend, selten. Die Wut früherer Werke blitzt kurz in «Zerspreng die Ketten» auf, aber insgesamt bevorzugt «Mana» kalkulierte KI Bombastik und geht mit bekannten NDH-Tropen auf Nummer sicher. Textlich sind die Slogans 100% platt. Hörer:innen, die nach düsterer Tiefe suchen, rutschen an der hochglänzenden Oberfläche ab.
«Mana» ist ein effizientes, professionelles Statement von Erdling: heavy, prägnant und hymnisch – bereit für den Erfolg. Für mich ist es eher Schlager als Metal, für Genre-Fans ist es dennoch ein solider Hit. Und als Strafe verfolgt mich nun der Refrain von «Los Los Los» seit Stunden im Ohr. Wie machen die das?
Lukas R.