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JORDs viertes Album «Emellan Träden» (zu Deutsch: "Zwischen den Bäumen") erscheint als Beschwörung. Während frühere Werke wie «Sol» (2021), «Måne» (2022) und «Tundra» (2023) weite Landschaften evozierten, zieht dieses Album die Zuhörer und Zuhörerinnen tief in das Innere des Waldes, wo die Dunkelheit durch die Äste atmet und die Ents traurig auf ihre Frauen warten.
Was als einsamer Traum von Jörgen "Jurg" Ström begann, hat sich zu einer vollwertigen Band entwickelt. Mit Sebastian "Hravn" Svedlund an der Gitarre und Stefan "Jansson" Jansson am Schlagzeug hat der Sound an Kraft, Muskelkraft und furchteinflössender Dynamik gewonnen. Im "Studio Soundport" mit Micke Andersson aufgenommen, schafft die Produktion eine Balance zwischen Klarheit und Rauheit und erzeugt eine Atmosphäre, die die Schatten weit ausdehnen lässt.
Was «Emellan Träden» von vielen seiner Kollegen im Bereich des atmosphärischen Black Metal unterscheidet, ist der bewusste Einsatz des Klaviers. Diese Tasten sind keine sanfte Verzierung, sondern ein gespenstisches Rückgrat, das die Musik stützt und verstört. In «Prinsessan Och Hästen» durchdringen Klavierfiguren die Wand der Verzerrung wie Mondlicht, das auf einer Klinge gefangen wird, während in «Stay» ihre zerbrechlichen Akkorde Landschaften der Sehnsucht und des Verlusts malen.
Der zweite Song ist «Hon Kallar», in dem Tremolo-Gitarren wie ein Sturm toben und doch immer wieder von kristallklaren Melodien durchbrochen werden. «King Of the Night» erweckt Folklore zum Leben; sein treibender Rhythmus beschwört die bedrohliche Präsenz von Orcs mit einer beinah rituellen Schwere herauf, einfach grossartig der Song. «Dimma» erscheint ale eine Studie in Kontrasten: Wütende Percussion bricht in Passagen von eindringlicher Ruhe zusammen, bevor sie mit noch grösserer Kraft zurückkehrt.
«Den Brandgula Salen» knurrt mit wilder Absicht, doch darunter schwebt das Klavier wie ein ungebrochener Fluch. «The Grave And Chain» bewegt sich mit tragischer Erhabenheit, und seine Riffs schleppen sich wie schwere Schritte dem Unvermeidlichen entgegen. Das abschliessende «Bortom Tundran» (ein Bonustrack der CD-Ausgabe) wirkt weniger wie ein Epilog, sondern eher wie Tolkien's Fangorn, der den Zuhörer schliesslich ganz verschlingt.
Auf diesen Reisen manipuliert Jord Extreme: wildes Schlagzeugspiel, hypnotische Riffs, Passagen von ätherischem Licht und plötzliche Einbrüche in Stille. Das Ergebnis ist Musik, die nicht einfach zwischen Schönheit und Gewalt schwankt, sondern beide zu einem überwältigenden Strom verschmilzt. Das Klavier sorgt dafür, dass selbst die gewalttätigsten Höhepunkte einen gespenstischen, traurigen Nachgeschmack behalten. Das erhebt Jord über viele Zeitgenossen, die sich ausschliesslich auf Gitarrenüberlagerungen verlassen, um Atmosphäre zu schaffen.
«Emellan Träden» ist anspruchsvoll und oft verwirrend, aber für diejenigen, die bereit sind, diesen Weg zu gehen, äusserst lohnenswert. Jord verfeinert die Sprache des modernen Black Metal zu etwas Rohem und doch Elegantem, Ursprünglichem und doch Raffiniertem. Dies ist die Hymne der Ents: majestätisch, unversöhnlich und unvergesslich.
Lukas R.