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Zwischen «Death Magnetic» (2008) und dem Vorgänger «Hardwired... To Self-Destruct (2016) liegen schwer fassbare acht Jahre, und für Album Nummer elf mit deren knapp sieben hat es erneut fast so lange gedauert, bis die amerikanischen Thrash-Icons METALLICA neues Studio-Kraftfutter am Start haben. Ohne Pandemie wäre «72 Seasons» sicher etwas eher erschienen, aber gut Ding will eben Weile haben. Wie hört sich nun das dritte Werk zwei Dekaden nach «St. Anger» an?
Die erste Single-Auskopplung mit dem Track «Lux Æterna» kam bereits im vergangenen November und präsentierte sich als flotter, respektive mit 3:22 Minuten als vergleichsweise kurzer Appetizer, der sich aber schon mal ganz ordentlich anhörte. Heuer im Januar folgte dann «Screaming Suicide» als zweiter Happen und unterstrich dabei eher hardrockige denn thrashige Vibes, die sich jedoch, zusammen mit dem auffallend bollernden Bass-Sound, gut im Ohr einnisteten. Weiter gings anfangs März mit ««If Darkness Had A Son» als erstem Song in Richtung "Longtrack", und auch hier dringt die alte Rezeptur seit «Death Magnetic» dahingehend wieder durch, dass innerhalb des Songs tempomässig oft variiert wird und das auch den Hauptgrund für die zunehmende Spielzeit offenbart. Das birgt freilich die Gefahr sich zu verzetteln, aber das sieht wohl jeder etwas anders.
Den definitiven Prüfstein dafür kriegte man kurz vor dem Release mit dem arschtretenden Titeltrack «72 Seasons» vorgesetzt, und spätestens jetzt, sprich nach dem ersten Drittel der insgesamt zwölf Songs, keimt die berechtigte Hoffnung auf, dass der Rest möglichst auf dem gleichen Level daher kommen möge! Was vorne weg noch positiv auffällt, ist der fette Mix, der zum Glück, wie schon bei «Hardwired...», den unsäglichen wie völlig unverständlichen "Loudness War" von «Death Magnetic» definitiv vergessen macht. Abhilfe gibt es hier bekanntlich mit dem weitaus besseren Mix vom Game «Guitar Hero III», der das beileibe nicht schlechte Material nicht komplett in Vergessenheit geraten lässt. Die Gegenwart hört sich diesbezüglich erfreulich geläutert an, und ich würde jetzt mal behaupten, dass Metallicas Sound bisher und insgesamt kaum je besser geklungen hat.
Man höre sich da zum Beispiel den Anfang von «Sleepwalk My Life Away» an. Da hätte auch Cliff Burton (R.I.P.) seine hellste Freude daran, und ich hoffe jetzt schon, dass das dann auch live entsprechend so umgesetzt wird. Cool sind hier zu Beginn die kurzen Zitate auf der Gitarre von Van Halens über 40-jährigem Klassiker «And The Cradle Will Rock...» - «You Must Burn!» greift derweil Elemente von «Harvester Of Sorrow» auf, während «Crown Of Barbed Wire» zumindest etwas den rhythmischen Ausreisser «Moth The Flame» (von «Hardwired...») anklingen lässt. Was nun aber definitiv Einzug gefunden, respektive sich klar gefestigt hat, ist das hardrockige Grundgerüst, das die einstige Härte weitgehend zurück gedrängt hat. Nach wie vor klasse ist der Leadgesang von James Hetfield und generell auch die Gitarren, inklusive Kirk Hammets flinke Soli.
Und Lars? Ich finde ihn sehr solide, was auch für «72 Seasons» gilt. Was trotz dem sackstarken Opener aber fehlt, ist die eine oder andere überragende Nummer, obwohl über die Gesamtdistanz viel Abwechslung geboten wird. Dazu gehören auch weitere Sound-Sprengsel wie am Anfang von «Room Of Mirrors, wo unter anderem Deep Purples «Stormbringer» kurz aufblitzt. Die Wundertüte von «72 Seasons» trägt jedoch den Titel «Inamorata» und schlägt am Ende des Albums mit über elf Minuten zu Buche! Wie war das nochmals von wegen dem Verzetteln? Nach etwa der Hälfte des Songs folgt erstmal eine interessante wie getragene Bridge, ehe hinten raus ein unerwarteter Twin-Guitar Part folgt, bevor das Grundthema wieder aufgenommen wird. Kann man so machen, aber ob das jemals live gespielt wird? Wenn es eine Band gibt, die sich das traut, dann sind dies Metallica.
Rockslave