
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
In der Stille der alten Wälder, wo der Fluss gemächlich und weise fliesst, kehrt Nechochwen zurück – nicht mit lautem Getöse, sondern mit den leisen Schritten nackter Füsse auf laubbedeckten Wegen. Ihr neuestes Werk, «spelewithiipi», ist eine subtile Geste, eine Hand, die sanft auf die Rinde der Erinnerung gelegt wird. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln – zu Holz und Wasser, Atem und Saiten.
Das Album, das über elf Jahre hinweg entstanden ist, fühlt sich an wie Moos, das geduldig über Stein wächst – strukturiert und erdig, aber manchmal zu still. Die Luft ist erfüllt von Ehrfurcht, doch der Wind weht selten. Einige Lieder vergehen wie wolkenverhangene Nachmittage: schön in ihrer Farbigkeit, aber ohne die Glühwürmchen, die in früheren Werken wie «Heart of Akamon» noch mutig tanzten.
Die Melodien sind vorhanden, wie scheue Wildtiere – flüchtig und schwer zu fassen – doch oft schlängeln sie sich dahin, ohne wirklich anzukommen. Man sehnt sich nach einer Lichtung, einem plötzlichen Lichtstrahl, einer Melodie, an die man sich wie an einen Talisman klammern kann. «Spelewithiipi» treibt vor sich hin, klingt und erinnert – doch entfacht nicht immer das Feuer. Dennoch gibt es Momente, in denen der Geist aufleuchtet – «Precipice of Stone» bietet einen Ausblick von einem Hügel, einem Ort alter Heilkunst und stiller Besinnung.
Nechochwen kommentiert dazu: ‘«Precipice of Stone» ist eine Hommage an medizinische Lieder, die mir in schwierigen Zeiten geholfen haben. Wenn ich Probleme habe oder traurig bin, stelle ich mir einen Felsvorsprung vor, auf dem ich sitzen und meine Probleme lösen kann, sei es durch Schreien, stille Meditation oder Singen.’ Doch allzu oft versinkt die Produktion in einer so tiefen Stille, dass sie vergisst, den Hörer zu fesseln. Die Texturen verschwimmen, die Konturen werden weicher, und die Songs beginnen, wie Fussspuren im Schlamm zu verschwinden.
Es ist ein Album voller Respekt – vor dem Land, der Zeit und der Herkunft. Doch in seiner Ehrfurcht vergisst es manchmal den Hunger des Hörers nach Struktur, Anziehungskraft und diesem heiligen Funken. Am besten geniesst man es unter den Zweigen – auch wenn man sich nach einem stärkeren Wind sehnt.
Lukas R.