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Metal Factory since 1999
Es gab immer wieder Bands, die ich für mich entdeckte. Dies auch, weil sie eher mit weniger Beachtung in den Metal-Gazetten versehen waren und man sich wirklich in der Szene auskennen musste, um sie kennen zu lernen. Neben Omen gehörten Savage Grace dazu.
Die Truppe veröffentlichte 1983 mit der «The Dominatress» EP einen ersten Arschtritt für die damalige, aufkeimende Speed Metal Zeit. Speziell Gitarrist Chris Logue und Sänger John Birk sorgten für den grossen Wirbel um die Amis. Mit Mike Smith am Gesang wurde der erste Longplayer «Master Of Disguise» eingetütet, der im Untergrund wie die berühmte Bombe einschlug. Auch wenn man erfolgstechnisch nie an die damalig äusserst populäre Bay Area Thrash Szene anknüpfen konnte, attestierte man dem Quintett eine goldene Zukunft. Diese wurde jäh beendet, als Mike das Weite suchte und die Truppe kurz vor Veröffentlichung des zweiten Album «After The Fall From Grace» verliess. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht und Chris übernahm den Gesang, der…, nun ja, nach dem brillanten Abschneiden von Mike in die Hosen ging. Eine weitere EP («Ride Into The Sun») folgte noch, aber danach erlosch der hell leuchtende Stern. Und dies lag sicher nicht an den grandiosen Album-Covers und den entsprechenden Liedern.
1992 war zum ersten Mal Schluss mit Savage Grace, und die kurze Wiederbelebung zwischen 2009 und 2010 blieb auch nicht von langer Dauer. Erst 2020 erinnerte sich Mister Logue seiner Meisterleistungen, veröffentlichte die beiden Scheiben mit den jeweiligen EPs nochmals und schickt sich nun mit «Sign Of The Cross» an, die einstigen Erfolge wieder in Erinnerung zu rufen und diese gar zu überbieten. Somit steht der dritte Longplayer der Truppe aus den Staaten in den Verkaufsregalen und bietet die wohl bisher beste Scheibe der Jungs. Mit Sänger Gabriel Colon hat Chris erneut einen unglaublich talentierten Schreihals aus dem Hut gezaubert, und zwar einen, der genau weiss, wie er seine Stimme einzusetzen hat und dabei ein bisschen an James Rivera (Helstar) und Mike Howe (Metal Church) erinnert. Erneut ist es die Abwechslung, welche das Album sehr spannend hält.
Hört Euch den Titelsong an und Ihr wisst, was einen auf diesem Werk erwartet. Lupenreiner Metal, der mit schnellen, aber auch schweren und langsameren Parts vermischt wird. Dabei sind es immer die Stimme und die Gitarre, welche das Ganze packend und mitreissend gestalten. Aber auch hymnische, melodische Elemente sind auf der Scheibe zu finden und nennen sich zum Beispiel «Rendezvous». Während «Stealin' My Heart Away» schon fast als reine Hard Rock Nummer durchgeht. Im krassen Gegensatz dazu bollert «Slave Of Desire» mit viel Speed aus den Speakern und macht Lust auf eine gehörige Portion Headbangen. Der Hit auf diesem Werk nennt sich «Star Crossed Lover». Eine Nummer, die neben Härte auch genügend Melodie aufweist und mit einem gottgleichen Gitarren-Solo gesegnet ist. Savage Grace melden sich mit voller Stärke zurück, werden keinen alten Fan enttäuschen und hoffentlich viele neue hinzu gewinnen! Wer nach über vierzig Jahren dermassen stark ins Rampenlicht zurück kommt, hat es verdient angehört zu werden.
Tinu