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Nach der Steilvorlage von Felskinn im Vormonat kriegen wir es nun mit dem nächsten Exploit aus der Innerschweiz zu tun. Im Bereich des Pure Heavy Metal mit massig Flair der 80er kommt man schon seit 2005 nicht an Sin Starlett vorbei. Zu grösserem Erfolg hat es bisher zwar noch nicht gereicht, aber «Solid Source Of Steel» ist die nächste Ladung Beton, die das inzwischen sehr solide Fundament noch schwerer werden lässt.
Bereits das Debüt «Call To The Punisher» (2008) offenbarte den glitzernden Maiden/Priest/Saxon Hybrid, angeführt vom einstigen Axt-Duo Reno Meier und Jan Horat. Am Bühnenrand agiert von Anfang an Rampensau Elias Felber, der sich gesanglich ebenso zwischen den Herren Dickinson und Halford verorten lässt. Vor allem er kehrte die Affinität zur stilprägenden Dekade auch optisch nach aussen, sprich kein anderer liess die legendären engen Spandex-Hosen wieder so aufleben. In den Jahren danach spielte sich die Truppe wortwörtlich den Arsch ab und machte sich bald einen Namen als heisser Live-Act. Die nächsten beiden Alben «Throat Attack» (2012) und «Digital Overload» (2016) untermauerten die Ambitionen, die nebst in der Heimat inzwischen auch in Deutschland, Spanien und Holland Früchte trugen. Einer der bisherigen Höhepunkte markierte zudem ein brillanter Auftritt beim griechischen "Up The Hammers" Festival in Athen 2013. Der vierte Wurf «Solid Source Of Steel» wäre ohne Corona wohl etwas früher releast worden, aber gut Ding will eben Weile haben. Und nun sind die Jungs, die sich 2019 die Sechssaiter-Dienste an der zweiten Gitarre von Jacques Titan alias Jack Tytan sicherten, heiss auf das nächste Kapitel. Damit das Ganze Hand und Fuss hat, liess man punkto Songwriting und Produktion nicht nach und schliesst nun nahtlos an den sackstarken Vorgänger, der bisherigen Referenz, an.
Das Geheimnis ansprechender Mucke liegt bekanntlich in der Varianz, und die haben Sin Starlett in der Vergangenheit mit Tracks wie «Rockin' Through The Night», «Force And Thunder» oder «The Last Straw» längst bewiesen. All das findet sich nun auch auf der neuen Scheibe wieder, wobei die ungewohnten Synthie-Klänge beim Opener und Titeltrack zunächst etwas überraschen, aber fliessend ins gewohnte Riffing übergehen, das anschliessend umgehend von Elias' prägnantem Gesang ergänzt wird. «Rule Or Obey» folgt danach dem Trademark des getragenen Song-Beginns, ehe es richtig losgeht. Bei schnelleren Tracks à la «Streetlight Domino» dringen, wie bei ähnlichen älteren Songs, Vibes der alten Pretty Maids durch. Die Slow-Bridge in der Mitte ist hingegen wieder Sin Starlett in Reinkultur! Dass die ersten Gitarrenklänge von «Struck Down» zumindest im Ansatz etwas nach «Put The Finger On You» (AC/DC) daher kommen, ist mehrheitlich meinem dekadenmässig gestählten Musik-Gehör geschuldet, denn hinten raus rockt es gänzlich ohne diese Anleihen. Was den Schweizer Metal-Hopefuls jedoch weiterhin fehlt, ist mindestens einer oder mehrere Killer-Songs mit unnachgiebigen, spitzen Widerhaken. Das Niveau als Paket liegt dennoch weit über dem Durchschnitt, und die klaren Trumpfkarten sind die unverwechselbaren Leadvocals wie die schweisstreibende Energie, die jeweils auf der Bühne freigesetzt wird!
Rockslave