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Zu einer spannenden 42-minütigen Geschichtsstunde laden die tschechischen Power Metaller Symphonity ein. Auf ihrem dritten Album vertonen sie die Reise des Venezianers Marco Polo, der zwischen 1268 und 1291 bis ins damalige China gelangte.
Seine Erlebnisse hielt er schriftlich fest und liess sie vervielfältigen. Obwohl bis heute die Wissenschaft darüber streitet, ob Marco Polo je soweit gereist ist, wurden seine Erzählungen über Jahrhunderte zu einem Bestseller. Für die tschechischen Power Metaller bietet seine Reise Gelegenheit, ihren Power Metal mit verschiedenen traditionellen asiatischen Klängen zu mischen. Dabei legt die Band grossen Wert auf Dynamik zwischen leise und laut, wirkt aber immer episch. Es muss auch nicht immer mit Gesang sein, wie das kurze Instrumental «Love Theme» beweist. Endgültig zum Hörspiel wird dieses Album durch die Erzählstimme, welche die verschiedenen Stationen Marco Polos erklärt und einen roten Faden bildet. Hört man sich «Marco Polo: The Metal Soundtrack» am Stück an, ist man fasziniert von der Dichte und dem Mut der Tschechen, bei aller Dynamik nicht wirklich allzu stark abzuschweifen.
Das könnten sich sämtliche Rhapsody Ableger zum Vorbild nehmen, denn hier entfaltet sich Virtuosität nicht zu Ungunsten der Eingängigkeit. Ein Fragezeichen bleibt allerdings, wenn man das Erzählte mit dem deutschen Wikipedia-Eintrag über Marco Polos Leben vergleicht. Symphonity erzählen von einer Liebesaffäre, die der junge Venezier in der durch die Pest heimgesuchten Stadt Hormus hatte. Beides wird auf Wikipedia nicht erwähnt. Noch schwerer wiegt aber, dass die Tschechen behaupten, dass Marco Polo nach seiner Heimkehr im heutigen Italien direkt in genuesische Gefangenschaft geriet. Dies, anstatt als Abenteurer gebührend empfangen zu werden. Laut Wikipedia kam er aber 1291 in Venezien an und geriet 1298 in der Seeschlacht bei Curzula in Gefangenschaft von Genua. Vielleicht sprechen aber auch deshalb Symphonity von einer Legende oder hatten schlicht andere Quellen. Solche kleinen Ungereimtheiten trüben das Hörerlebnis jedoch nicht. Vor allem, weil es sich hier um eines der besseren Power Metal Alben des bisherigen Jahres handelt. Wer symphonischen Metal mit Mut zu neuen Klängen mag und der Geschichte dahinter nicht abgeneigt ist, wird mit diesem grossartigen Werk mehr als glücklich.
Roger W.