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Eines muss gleich zu Beginn klargestellt werden: Vogelfrey in seiner klassischen Form ist das nicht! Vogelfrey gehen in die Offensive, denn das siebte Album der Hamburger Folk-Rocker überschreitet zielsicher alle Erwartungen und Grenzen.
Allein der Titel «Make Mittelalter Great Again» ist mit einem Augenzwinkern zu nehmen, der Donald Trump geschickt mit tagesaktuellen Themen und musikalischen Hits aus den letzten Dekaden verbindet. Hart geschmiedeter Folk Metal trifft auf Industrial mit einem Hauch Ballermann. Kein Album des Sextetts war so nah am Zeitgeist, und gleichzeitig so weit weg von ihren Wurzeln. Aber eigentlich ganz egal, da Feuerschwanz und Co. seit längerem vormachen, dass dies funktionieren kann, wenn man das passende Publikum dafür hat; und das hat es!
«Make Mittelalter Great Again» besticht durch bissig-ironische Texte, die im modernen entstaubten Sprachgewand frischen Wind in die Szene wehen werden. Dazu verschmelzen brachiale Riffs und virtuose Geigenmelodien mit hämmernden Elektro-Elementen, die vollends die Feierwut entfesseln und das Album zum selbst ernannten neuen Sound der Band transformieren: dem Mittelalter Dance Metal. Ein Name, der durch seine blosse Erwähnung den eingefleischten Metaller zum Kotzen und die Neugierigen zum Reinhören bringt. «Make Mittelalter Great Again» versucht endgültig die Mauern zwischen Altertum und Neuzeit niederzureissen, was vielleicht etwas zu gross gedacht ist.
Eröffnet wird der Party-Reigen mit dem Titeltrack, gefolgt vom Laserkraft 3D-Cover «Nein, Mann!». Die beiden Songs stehen stellvertretend für den Rest des Albums, das von stampfenden Industrial-Riffs, Geigenklängen und Mallorca-Gesängen lebt. «Alle sagen das» hat gewisse Anleihen an den Track der Toten Hosen, und «Trollwut» bolzt sich mit einem Electric Callboy-Refrain ins Ohr.
Durch «How Much Is The Fish» landet sogar Scooter im Mittelalter, oder das Mittelalter in Mallorca. Rammsteinsche Klänge finden sich in «Dunkelheit», während «Mittelalter Dance Metal» ironischerweise der authentischste Titel mit pumpenden Rhythmen und dominanter Folkgeige ist. «Gott Mensch» und «Kloppt euch doch» sind echte Banger, was nach elf Songs bloss eine Frage zulässt: Ist «Make Mittelalter Great Again» die Suche nach Inspiration oder bloss mal etwas anderes? Grundsätzlich ist es ganz egal, denn wer Spass an einer guten Party hat, wird diese Platte lieben!
Oliver H.