Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
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Metal Factory since 1999
Witchfynde gehören zu den grossen Verlierern der NWOBHM. Ich hatte mir zwar damals im fernen Jahr 1983 deren drittes und musikalisch düsterstes Album «Cloak & Dagger» auch zugelegt, das war allerdings wie so oft zu der Zeit ein Blindkauf aufgrund des verhältnismässig okkulten Covers.
Da ich zu dem Zeitpunkt bereits Venom sowie Mercyful Fate verfallen war, empfand ich besagtes Album nur als enttäuschendes, lauwarmes Lüftchen, und ich schenkte der Band fortan keine Beachtung mehr. Die Wiederveröffentlichung des ursprünglich 1979 erschienenen Debüts «Give 'em Hell» bestätigt heute meine damalige Entscheidung. Dass Witchfynde zu den Vorreitern der NWOBHM gehören und musikalisch am Erfolg der britischen Metal-Bewegung mitgewirkt haben, sei es auch im Kleinen, steht ausser Debatte. Ebenso wenig steht es für mich aber auch ausser Frage, dass sich die Truppe von Anfang an zwischen allen Stühlen und Bänken befand. Das okkulte Image, das sich die Band zugelegt hatte und zumindest covertechnisch einen grossen Einfluss auf Venom & Co. gehabt haben dürfte, wollte einfach nicht zum verhältnismässig fröhlichen Sound passen, der sich irgendwo am Übergang von Hard Rock zu Heavy Metal befand und sich noch gerne auf progressive oder gar psychedelische Ausflüge begab, auch auf die Gefahr hin, sich darin zu verirren. Und dieser Transitionscharakter zieht sich konsequent durch alle Tracks hindurch, es ist noch Hard Rock, aber noch nicht Heavy Metal, schon geheimnisvoll, aber noch nicht wirklich böse und schon fetzig, aber noch nicht wirklich hart. "Don't judge a book by its cover" sagt man ja so schön, und das völlig zurecht. «Give 'em Hell » ist eine Scheibe, die optisch zwar die tiefen Abgründe der Hölle verspricht, musikalisch schlussendlich jedoch schlicht und einfach guten, soliden Hard Rock liefert. Nur vor diesem Hintergrund kann ich mich unvoreingenommen mit diesem Album beschäftigen und den Beitrag von Witchfynde dementsprechend für den durchschlagenden Erfolg der NWOBHM würdigen.
Mirko B.