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BLACK JADE demonstrieren mit «White Hand Down» abermals ihre unerschütterliche Hingabe an die von Tolkien inspirierte Metal-Szene und bieten eine musikalische Reise, die Dunkelheit mit unerwarteten Lichtblitzen verbindet. Dies stellt nicht bloss ein weiteres Album der Nidwaldner Band dar; es handelt sich um eine musikalische Abhandlung über Macht, Verrat und dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse – alles verpackt in Black Jades unverwechselbarem Tolkien-Metal.
Der Albumtitel «White Hand Down» bezieht sich auf eines der berüchtigtsten Symbole in J.R.R. Tolkiens Legende: ebendiese "Weisse Hand" von Saruman, dem korrumpierten Istari, der sich gegen die freien Völker von Mittelerde wandte. Die Hand ist dabei nicht nur ein Symbol für Sarumans Treue zu Sauron; sie steht für den Sturz eines einstmals edlen Zauberers, der nun der Anführer der Uruk-hai ist und sie unter dem Banner von Isengard befehligt.
Black Jade haben sich seit 1999 immer schon dem Tolkien-Metal verschrieben, und mit diesem Album haben sie ihr Konzept, ihre Geschichten und ihre Musik auf ein komplett neues Niveau gebracht. «White Hand Down» ist das erste Konzeptalbum der Band, und es erzählt die Geschichte als spannende, epische Expedition von Sarumans Auftrag, seinem Verrat und seinem Streben nach Macht. Das konkret Faszinierende an diesem Album ist die Fähigkeit, bekannte Tolkien-Themen mit einer modernen, fast progressiven Metal-Ästhetik zu verflechten, die das Erbe von Tolkiens Legendarium bewahrt und gleichzeitig mit neuen Klangwelten experimentiert.
Das Album beginnt mit einer unverkennbaren Black Jade-Energie, aber es wird von Anfang an klar, dass sich in diesem Moment etwas Grösseres anbahnt. Die Musik ist ausdrucksstark und vielschichtig, mit kinematischen Akzenten. Die Einbindung von Klangcollagen und gesprochenen Elementen – gesprochen von einer Reihe von Charakteren, von Männern bis Frauen, von Kindern bis Kriegern – trägt zur zusätzlichen Tiefe des Eintauchens bei und erweckt die gesamte Welt von Mittelerde auf eine frische, lebendige Weise zum Leben. Diese Gesangsbeiträge betonen die emotionale Tiefe des Paradigmas und lassen jedes Segment wie eine Bühne aus einer grösseren Vergangenheit wirken.
Die Gitarren-Arbeit auf «White Hand Down» ist besonders beeindruckend. Die Soli halten sich in der Schwebe, mit melodischer Grazie, und verleihen der Musik eine fliessende, fast ätherische Qualität (man höre sich beispielsweise das Solo in Track vier an). Dennoch haben Black Jade seine Death Metal Wurzeln nicht verloren. Die Riffs fahren eine raue, kraftvolle Kante, die die schwungvollen Melodien ausgleicht und einen Gesamt-Sound schafft, der sowohl stilvoll als auch schwergewichtig ist. Die Refrains sind eingängig und poppig in ihrer Einfachheit, doch auch diese Songs sind alles andere als selbstverständlich.
Die Strukturen sind komplex, strotzend vor Höhen und Tiefen, mit plötzlichen Wechseln in Tempo, Stimmung und Intensität, die den Hörer auf Trab halten. Jeder Track fühlt sich wie eine komplizierte Entdeckungsreise an, mit lichten Momenten inmitten der Dunkelheit. Das vielleicht spannendste von «White Hand Down» liegt in der Experimentierfreudigkeit der Band. Die Einführung unkonventioneller Instrumente – wie Dudelsack, Klavier und Akustik-Gitarre – verleiht dem Sound eine unerwartete Würze. Diese Instrumente sind nicht bloss neu, sondern integrale Bestandteile des Gesamtklangs des Albums und verleihen den ohnehin bereits reichhaltigen Kompositionen Textur und Atmosphäre.
Die Tracks auf diesem Album sind eine Meisterklasse im musikalischen Geschichtenerzählen:
1. «Shadows Temptation» – Eine eindringliche Einleitung, die den Ton für die Erkundung von Sarumans innerem Konflikt auf dem Album angibt.
2. «Forged In Shadows» – Der zweite Track, ein echtes Highlight, steigert die Intensität mit donnernder Gitarren-Arbeit und vielschichtigem Gesang.
3. «Echoes Of Valor» – Eine mitreissende Hymne, die den Wagemut derjenigen widerspiegelt, die sich Sarumans dunklem Einfluss widersetzen.
4. «Dusk Of Isengard» – Ein langsames, atmosphärisches Stück, das die wachsende Finsternis im Herzen von Isengard mit epischer Gitarren-Arbeit einfängt. Wie gerne würde ich diesen Song 2025 live auf dem "Wacken Open Air" hören und zig 1000e "Saruman..." shouten hören.
5. «Gimbatul Durburz» – Ein düsteres Stück mit orkischem Dialekt, das dem Zuhörer einen Eindruck der verdrehten Sprache der Uruk-hai vermittelt.
6. «The Pursuit Of Freedom» – Eine energiegeladene, trotzige Hymne, die von Vertrauen zeugt, das selbst in den dunkelsten Zeiten fortbesteht.
7. «Rise Of Renewal» – Ein abschliessendes, triumphales Stück, das eine Vorahnung von Erfüllung und Erlösung vermittelt und die zentrale Botschaft des Albums – die Wiederherstellung trotz Verderbnis – verkörpert.
Von den ersten Melodien bis zu den letzten Tönen ist «White Hand Down» ein Album, das Risiken eingeht, sich der Schwierigkeit stellt und vor allem tief in der Komplexität von Tolkiens Welt verwurzelt bleibt. Die Verbindung vertrauter Naturgewalten aus Mittelerde mit moderner musikalischer Innovation ist herausragend und schafft ein Hörerlebnis, das sowohl seinen Wurzeln treu bleibt als auch zukunftsorientiert ist. Black Jade hat nicht nur ein starkes Album abgeliefert, sondern auch eine neue Richtung im Genre der Tolkien-inspirierten Musik eingeschlagen. Typisch Black Jade hat es auch wenn es um dunkle Themen geht eine durchaus positive Botschaft mit einem "Happy End".
Wenn Ihr Euch je gefragt habt, wie "Sarumans Fall" in der Musik klingen würde, dann ist «White Hand Down» eine perfekte Umsetzung. Die "Weisse Hand" mag gefallen sein, aber Black Jade haben sich erhoben und ein Meisterwerk geschaffen.
Lukas R.