Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
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Metal Factory since 1999
Umeå, Västerbotten, Sverige, man schreibt das Jahr 1998, da wurde eben besagter, verschrobener Sound von Cult Of Luna gegründet, dieser abartig wirkende Atmospheric Sludge Post Metal, mit viel Industrial, etwas Goth, etwas Black und Death - nö, nicht Bläck und Däcker (Black & Decker) - und nowadays präsentiert man mit «The Long Road North» den achten Studio-Longplayer und den neun schwerstheftigsten Songtiteln darauf.
Mystisch, atmosphärisch, gothic, doomig, sehr schleppend daher kriechender Bombast Metal mit einem gewissen Etwas, eben dem posttraumatischen Sludge Metal, ja, frech formuliert, doch kann durchaus provokant so stehen gelassen werden, in Verbindung mit weiteren Konsortien à la Isis, Neurosis, Callisto, Amenra, Pelican, The Ocean Collective und weiteren Soundverwandten, ziehen Cult Of Luna nun seit Dekaden ihren eigenwilligen und markant schwerfälligen Sound dahin, stets jede einzeln gespielte Note à la den Trompetenfanfaren bei Jericho's Gemäuer und dem trojanischen Pferdchen ertönend, auch so à la "Krieg der Welten" erhallend, dahinschmelzend. Das Spannende am Soundteppich ist stets das ungewisse Böse, das jederzeit einbrechende Gebilde, wie wenn das Universum urplötzlich in einen Trichtersog reinwindhösert und weg ist alles, was ist denn danach? Das Weisse? Das Nichts? Das gähnend Leere? Könnt ihr Euch dies so vorstellen? Was wäre, wenn plötzlich nix mehr wäre, wir im sogenannten luftleeren Raum, im Nichts, einfach so wie Ballone von einer Ecke in die andere Ecke gedrängt würden, ohne anzuecken? Yep, und genauso furchteinflössend schwer ist der Gesamtsound auf «The Long Road North» von Cult Of Luna.
Doch in das stets Unheimliche schleicht sich schön und beständig das Harmlose, das Schöne, von wegen "es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört und ausschaut" hinein, das beinahe Tröstende, um im selbem Moment mit einer Panzerfaust die Fratze weggeblasen zu kriegen. Krass, ey, Alter und nimmermüde. Johannes Persson (Guitars, Vocals), Andreas Johansson (Bass), Thomas Hedlund (Drums, Percussion), Fredrik Kihlberg (Guitars, Vocals), Kristian Karlsson (Keyboards, Vocals) und Magnus Lindberg (Production) wissen ganz exakt, wie mit diesen Stimmungen umzugehen ist, die Angst zu schüren, diese für sich zu bändigen und dementsprechend auszuspielen. Ja, der Grundteppich ist sicherlich durch die Keyboards gelegt, ein phantastischer Soundwall, welcher diese beängstigende Grundlage legt. Danach folgt der schwere, klare Basssound drauf gelegt, meist in den rhythmischen Lines verstrickt. Die beiden Gitarren legen ebenfalls noch eine Lage drauf mit dem doomigen, fetten, heavy Sound, ein Riff zähflüssiger als das andere Akkördchen, ein Melodiebogen schwerer und schmerzverzerrend-melancholischer als andere gespielte Noten, die langsamen, tragenden und weinerlichen Soli, auch wenn nur kurz gehalten, just auf den Punkt gebracht, wie der Bocuse beim Kochen, Zelebration in Livekultur.
Der Schlagwerker überspannt den Bogen in der Geschwindigkeit ebenfalls nicht, leichte Double-Bass Drum Anziehbemühungen, welche keimmässig dann in das Midtempo-Hämmern herüber ragen. Mit wirbelnden und treibenden Snarepatterns untermalend, verschiedene Farbtupfer und Spraylines mit den Cymbals und Toms willkürlich setzend, jedoch immer stets treibend, egal ob mal im schleppend rockigen oder eben metalmässigen Sludge-Part intonierend. Die Vocals krächzen, leicht am Gutturalen kratzend, ähnlich à la Samael, wenn noch einheimisch Schaffen mit einem fiesen Grinsen dargebracht werden darf. Das Songwriting ist vielseitig ausgefallen, so sind Tracks wie «The Silver Arc», «An Offering To The Wild», «The Long Road North» als Titeltrack genannt und «Blood Upons Stone» als Highlight, obschon jeder Track seine Finessen und Eigenarten doll raus knallt, jedoch immer stets schleppend und beängstigend. Yep, «The Long Road North» ist ein Album, das wohl mehrmals eingesogen werden soll, eher ohne alkoholischen Beigeschmack, denn diejenigen unter Euch, welche posttraumatische Gefühle und Depressionen an den Tag, beziehungsweise in die Nacht legen, ja, diesen ist Cult Of Luna wohl eher nicht zu empfehlen, ausser man will eine Fahrt einfach ins Jenseits provokant lösen oder ganz einfach, wenn man des Lebens überdrüssig ist. Ein entsprechender Warnkleber müsste so erst erfunden werden, irgendwie, hmmm.
Poldi